Öl rauscht in den Keller. In nur sechs Monaten hat sich der Kurs der Nordseeölsorte Brent halbiert. Die US-Sorte WTI läuft genauso schlecht. Zwar zeichnet sich seit ein paar Tagen eine leichte Stabilisierung ab – doch, ob und wie weit es noch nach unten gehen wird, kann niemand sagen. 

Der zwischenzeitlich tiefste Stand beim Ölpreis seit Mai 2009 lastet auf den Börsen, und wenig überraschend ganz besonders auf den Aktien aus dem Ölsektor. Die Analysten mussten ihre Gewinnschätzungen wegen des Preisverfalls teilweise drastisch reduzieren. Nach Angaben des US-Datenanbieters Factset wurden die aggregierten Gewinnschätzungen für den S&P 500 Energy Sector in nur drei Monaten um 22 Prozent gekappt – von 30,9 Milliarden auf 24,5 Milliarden Dollar.

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Öl ist volatil – auch schnelle Erholungen sind keine Seltenheit

Entsprechend ist es mit den Aktien des Sektors in den Keller gegangen. So fiel der DJ Global Oil & Gas seit dem 23. Juni um 30 Prozent. Während der Chart inzwischen katastrophal aussieht und viele technisch orientierte Anleger um Energieaktien derzeit lieber einen grossen Bogen machen, gibt die Historie Grund zur Hoffnung. Der Blick in die Vergangenheit zeigt: Hohe Volatilität ist fast normal bei Öl. Die Analysten von Ned Davis Research haben für den Zeitraum 1987 bis 2013 nämlich 13 Phasen ausfindig gemacht, in denen der Ölpreis um mindestens 30 Prozent gefallen ist.

So starke Preiseinbrüche hat es in der Vergangenheit damit im Durchschnitt alle zwei Jahre gegeben – sie sind eher die Regel als die Ausnahme. Noch viel interessanter als die Häufigkeit sind jedoch die auf Kurseinbrüche folgenden Erholungsphasen. Nach Angaben von Ned Davis hat sich der Ölpreis in der Vergangenheit nach einem Kurseinbruch von 30 Prozent bereits sechs Monate später im Durchschnitt wieder um 24 Prozent erholt. Die Hälfte des Preisrückgangs war damit schnell wieder aufgeholt. 

Der Energiesektor ist überverkauft – das verspricht schnelle Kurssteigerungen, …

Vor diesem Hintergrund gewinnt eine weitere Statistik an Bedeutung. Wie Aktien-Stratege Sam Stovall von S&P Capital IQ herausgefunden hat, notierte der rollierende Relative-Stärke-Index des S&P 500 Energy Index auf Zwölfmonatsbasis seit 1990 nur sechs Mal im Bereich des aktuellen Niveaus. Dieser weist derzeit mit einem Wert von 80 auf eine überverkaufte Situation hin.

In solchen überverkauften Situationen verbuchte der S&P 500 Energy Index seit 1990 in fünf von sechs Fällen Kursgewinne, einmal hat es eine Stagnation gegeben. Das durchschnittliche Plus der Erholungsphasen hat in diesen Fällen bei 13,7 Prozent gelegen. Noch besser sind die folgenden 24 Monate gelaufen. Laut Stovall weist der S&P 500 Energy dafür im Durchschnitt eine Outperformance gegenüber dem S&P 500 von 16,2 Prozentpunkten auf. In allen sechs Fällen konnten dabei Zuwächse eingefahren werden, und der S&P 500 Index ist fünf Mal geschlagen worden. Noch eindrucksvoller schneidet der momentan noch stärker überverkaufte S&P Small Cap 600 Energy ab. Bei einer relativen Stärke auf oder unter dem aktuellen Niveau brachte der Index in den folgenden zwölf Monaten gegenüber dem S&P 500 eine Outperformance von 24,2 Prozentpunkten. Auf Sicht von zwei Jahren hat sie sogar bei 81 Prozentpunkten gelegen.

… und auch der Gesamtmarkt kann nach einem Ölpreis-Einbruch meist schnell zulegen

Aber auch der gesamte Aktienmarkt kann sich nach einem Ölpreisschock schnell wieder erholen. So lag der MSCI-ACWI-Aktienindex, der weltweit rund 85 Prozent der Marktkapitalisierung abdeckt, nach Erreichen der genannten 30-Prozent-Verlustmarke beim Ölpreis nach sechs Monaten im Durchschnitt um 11 Prozent höher.

Ebenfalls erwähnenswert: Die zehn besten Einzelbörsen kletterten in dieser Zeitspanne sogar um durchschnittlich 21 Prozent. Die Nase vorne hatten dabei die Türkei (plus 29,2 Prozent), Brasilien (28,2 Prozent) und Russland (27,8 Prozent). Nachdem die Börsen in Sao Paulo und Moskau seit August 20 und 30 Prozent verloren haben – die Türkei liegt in diesem Zeitraum sogar im Plus –, könnte sich der Einstieg vor allem in den beiden BRIC-Staaten lohnen.

Ein Investment für die schnelle Erholung

Umsetzen lässt sich diese Strategie mit dem Energy Select Sector SPDR Fund (ISIN: US81369Y5069), der von S&P Capital IQ mit dem Anlageurteil «übergewichten» versehen worden ist.