«Charttechnik ist eine Wissenschaft, die vergeblich sucht, was Wissen schafft», – das sagte Börsenguru André Kostolany über Charttechnik. Unabhängig davon, ob er damit recht hatte oder nicht – viele Anleger orientieren sich nun mal am Kursverlauf von Aktien oder Indizes.
Und je mehr Marktteilnehmer das tun, um so wahrscheinlicher wird es, dass aus einem vorliegenden Kursmuster genau das wird, was die Charttechniker erwarten. Absturz, Seitwärtslauf oder Ausbruch einer Aktie. Self fullfilling Prophecy – eine sich selbst erfüllende Prophezeiung – nennt man das in Börsenkreisen.
Ausbruch fehlgeschlagen – erhöhte Risiken
Gleich vorweg: Da ein misslungener Ausbruchsversuch oft mit kräftigen Kursrückschlägen bestraft wird, sollten Anleger, die auf solche Formationen setzen, mit Stopp arbeiten, bei erfolglosem Sprung über die Hürde Verluste begrenzen und gegebenenfalls kurz vor der nächsten Ausbruchskonstellation erneut einsteigen.
So brach die Aktie von Kudelski im Februar innert weniger Wochen um rund 20 Prozent ein, nachdem der Titel vom Widerstand bei rund 14 Franken nach unten abgeprallt war. Zuvor war die Notierung allerdings seit November bereits dreimal am Sprung über diesen Widerstand gescheitert. Vor wenigen Tagen konnte die Aktie des Sicherheitsspezialisten nun aber die Marke massiv nach oben durchbrechen und dynamisch weiter steigen.
Comet – Ausbruch und schnelle Gewinne
Oder Comet Holding. Die Aktie des Röntgen-Konzerns konnte nach mehreren Fehlversuchen in den ersten sechs Wochen 2014 nun doch noch im Februar den Widerstand bei 370 Franken knacken. Von dort ging es um 10 Prozent nach oben und nach weiteren vier Ausbruchsversuchen am Widerstand um 400 Franken noch einmal um 10 Prozent. Die Aktie konsolidiert im Moment zwar, könnte aber schon bald den nächsten Anlauf zum Ausbruch über die Hürde bei 450 Franken starten.
Je öfter eine Aktie aber mit einem Ausbruchsversuch gescheitert ist, desto weniger ist mit einem weiteren Scheitern beim nächsten Anlauf zu rechnen. Denn jetzt spekulieren möglicherweise schon viele Anleger auf ein Abprallen von der Marke nach unten und auf fallende Kurse.
Dynamischer Lauf nach zähem Widerstand
Dagegen ist schwer anzukommen. Wird so ein zäher Widerstand dann aber doch irgendwann geknackt, löst das nicht selten einen kräftigeren Schub aus. Möglicherweise werden hier nämlich viele Anleger mit ihrer Spekulation auf fallende Notierungen auf dem falschen Fuss erwischt, sie müssen sich eindecken und den Kursen hinterherlaufen.
Die Aktie von Feintool ist ein solches Beispiel. Seit Mitte 2013 scheiterte der Kurs des Technologieunternehmens mehrfach am Widerstandsbereich um rund 56 Franken. Mitte Februar schaffte die Aktie dann aber den Sprung über die Hürde und löste damit einen rasanten Kursanstieg um rund 20 Prozent in nur zwei Wochen aus.
Bei folgenden Aktien könnte der Ausbruch ebenfalls kurz bevorstehen:
Apg (CH0019107025)
Die Aktie des Spezialisten für Aussenwerbung hat seit März einen Deckel bei 300 Franken. Aber schon im Januar lag eine Hürde bei 270 Franken. Der Ausbruch könnte bald kommen.
Bachem (CH0012530207)
Die Notierung des Biochemieunternehmens kämpft mit der 50-Franken-Marke. Fällt die Hürde, nimmt die Aktie möglicherweise schnell den Bereich von 55/60 Franken in Angriff.
BKW (CH0130293662)
Der Versorger läuft um den Widerstand bei 32. Bei einem Sprung über die Zone ist vorerst ein Anstieg Richtung 34 Franken drin.
Burkhalter (CH0212255803)
Allzeithoch und Marke von 80 Franken ist geknackt. Jetzt setzen Anleger auf den schnellen Kursaufschwung in den 90er-Bereich.
Carlo-Gavazzi (CH0011003594)
225 Franken bremsen derzeit noch den Kursauftrieb des Elektronikkonzerns. Fällt der Bereich, ist der Weg zum 2011er-Hoch um 250 Franken frei.
Emmi (CH0012829898)
Der Widerstand bei 330 Franken ist gefallen, Anleger spekulieren auf eine dynamische Fortsetzung des Aufwärtstrends.
Life Watch (CH0012815459)
Nach dem Sprung über die psychologische 10-Franken-Marke könnte der Kurs schnell Fahrt in Richtung 12 Franken aufnehmen.
Novartis (CH0012005267)
Der Pharmakonzern notiert knapp unter dem 2001er-Hoch und dem Allzeithoch von 2007 im Bereich von 77 Franken. Die Neufokussierung des Unternehmens könnte einen Ausbruch forcieren.
Schmolz + Bickenbach (CH0005795668)
Die Aktie des Stahlkonzerns läuft um die Marke von 1.30 Franken. Klappt der Ausbruch über diesen Widerstandsbereich, dürfte die 1.40-Franken-Zone bald erreicht sein.