Am Schweizer Markt für strukturierte Produkte herrscht eine klare Hackordnung. Fast zwei Drittel der in diesem Börsensegment kotierten Instrumente sind Hebelpapiere. In puncto Handelsumsatz dominiert die Kategorie ebenfalls. Beispielsweise meldete die SIX Structured Product für den September ein Gesamtvolumen von knapp 22,7 Milliarden Franken – davon entfielen 56 Prozent auf den Hebelbereich. Auf ihre Kosten kommen bei dieser Produktgattung vor allem die Trader bei ihrer Jagd nach kurzfristiger Rendite.

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Nebst dem, dass sie schnelle Gewinne bringen, sind Derivate aber auch gut geeignet, um ein Portfolio abzusichern oder um die Positionierung in einem bestimmten Markt vorübergehend zu erhöhen. Beim Gros der Hebelprodukte handelt es sich um Warrants. Mit diesem Instrument setzen Anleger wahlweise auf steigende oder fallende Kurse.

Roche-Warrant – geringfügig höhere Volatilität bringt 25 Prozent Kursgewinn

Auffällig hohe Umsätze zeigte zuletzt beispielsweise ein Call-Warrant (ISIN CH0234834270) auf den Roche-Genussschein. Seit Anfang Monat verzeichnete das UBS-Papier einen Handelsumsatz von knapp 16 Millionen Franken. Offensichtlich setzten viele Anleger auf überzeugende Zahlen des Gesundheitsunternehmens. Dieses Kalkül ging auf: Am Donnerstag übertrafen die Basler die Erwartungen bei den Verkaufserlösen für die ersten drei Quartale und erhöhten zudem die Jahresprognose. Daraufhin näherte sich der Genussschein dem auf 275 Franken fixierten Warrant-Strike an. Je weiter Roche zum Verfalltermin am 15. Dezember 2017 über dieser Marke notiert, desto höher fällt die Tilgung aus. Noch trennen den Pharmatitel aber rund 20 Franken vom Ausübungspreis.

Aus diesem Grund besteht der Briefkurs des Optionsscheins derzeit noch ausschliesslich aus einem Zeitwert. Dieser Betrag sinkt beständig ab, je näher der Verfalltermin kommt. Neben Basispreis und Laufzeit spielt die implizite Volatilität eine entscheidende Rolle für die Konditionen bei Warrants. Momentan preist die UBS bei den vorgestellten Warrants eine Kursschwankungsbreite von Roche von knapp 19 Prozent ein. Angenommen, die Risikokennziffer würde auf 22 Prozent steigen, dann würde der Kurs des Optionsscheins – bei sonst unveränderten Parametern – um mehr als einen Viertel steigen. Umgekehrt würde das Derivat an Wert verlieren, wenn die Kursausschläge des SMI-Titels zurückgehen würden.

Knock-out-Warrant – das Instrument der Heavy Trader

Weniger stark ausgeprägt ist der Einfluss von Zeitwert und Volatilität beim Knock-out-Warrant. Dieses Produkt ist mit einer Barriere versehen. Sobald sich ein Basiswert nicht in die gewünschte Richtung entwickelt und die Schwelle touchiert, verfällt der Schein. Anleger gehen in diesem Fall leer aus oder erhalten nur noch einen kleinen Restwert. Laut Reto Lienhard, Senior Sales strukturierte Produkte bei der ZKB, bilden diese Derivate die Preisbewegung der zugrunde liegenden Aktie besser ab als klassische Optionsscheine. «Knock-out-Warrants werden vor allem von tradingorientierten Investoren gehandelt», berichtet der Experte.

Die Kantonalbank ist mit ihren Emissionen häufig unter den Umsatzspitzenreitern der SIX Structured Product vertreten. Beispielsweise thronte dort zuletzt ein auf dem SMI basierender Put (ISIN CH0285909138). Allein in dieser Woche gingen bis Donnerstagmittag rund 3,4 Millionen Franken in diesem Papier um. Der Knock-out-Warrant ist darauf ausgerichtet, dass der Leitindex seinem kurzfristigen Abwärtstrend treu bleibt. Verluste beim Basiswert münzt er mit einem Hebel von aktuell 21,5 in Gewinne um. Eine riskante Wette: Sollte der SMI bis zum 17. Dezember die 9000er-Marke erreichen, pulverisiert sich das Produkt. «Meist werden die KO-Warrants nur für eine kurze Zeitdauer respektive bis zum nächsten Uptick gehalten», betont Reto Lienhard.  

Mini-Future – vier Mal Vollgas mit Ferrari

Einen festen Platz im Instrumentarium dieser Anlegerspezies hat längst auch der Mini-Future gefunden. Aktuell sind an der SIX mehr als 5000 Varianten kotiert. De facto leiht der Emittent dem Anleger hier Geld, damit dieser mit einem relativ geringen Kapitaleinsatz eine gehebelte Positionierung eingehen kann. Dreh- und Angelpunkt ist der Stop-Loss. Sobald der Basiswert ihn berührt oder durchbricht, verfällt der Mini-Future. Anders als beim Knock-out-Warrant erhalten Anleger dann noch einen kleinen Restwert ausbezahlt. Massgeblich für dessen Höhe ist die Differenz zwischen der Stopp-Marke und dem Finanzierungslevel.

Frisch am Markt sind jetzt auch vier auf Ferrari basierende Mini-Futures von BNP Paribas. Die Franzosen haben damit als erster Emittent auf den Börsengang des Sportwagenbauers reagiert. Zur Verfügung stehen ausschliesslich Long-Varianten, mit denen Anleger auf steigende Notierungen setzen können. Mit 4,8 hat dabei ein Mini-Future (ISIN CH0298978872), dessen Stop-Loss bei 47,85 US-Dollar liegt, den höchsten Hebel. Den ersten Handelstag an der Wall Street beendete die Ferrari-Aktie übrigens bei 55,34 Dollar und damit rund 5 Prozent über dem Ausgabepreis von 52 Dollar. Achtung: Sollte der Neuling mit dem passenden Handelssymbol RACE den Rückwärtsgang einlegen, drohen überproportionale Verluste.