Seit dem Jahresanfang geht es nicht mehr richtig aufwärts mit dem SMI. Die Hauptbremse war die Ukraine-Krise, die ja immer noch nicht ausgestanden ist. Aber es muss natürlich die Frage erlaubt sein, ob wirklich nur politisch bedingte Ängste hinter den Kursschwankungen stehen oder ob viele Grossanleger nun damit begonnen haben, ihre Kursgewinne der letzten drei Jahre mitzunehmen.

Wenn das Letztere stimmt, dann würden die Grossanleger weiterhin jede Kurserholung nutzen, um sich erneut von Aktien zu trennen. Sind die Kurse schon so hoch, dass sich solche Gewinnmitnahmen lohnen?

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Das KUV liegt im fairen Bereich

Eine Methode, um zu überprüfen, ob die Aktienkurse schon zu hoch sind, ist, ihr durchschnittliches Kurs-Umsatz-Verhältnis anzuschauen. Wenn die Angabe von O’Shaughnessy richtig ist, dass der faire Wert des KUV bei 1,00 bis 1,10 liegen müsste, dann sind die jetzigen Kurse insgesamt «fair», also nicht zu hoch und nicht zu niedrig. Das zeigt insbesondere die Berechnung für die 700 wichtigsten Aktien aus aller Welt. Derzeit liegt das mittlere KUV aller Industrieaktien weltweit auf 1,02 – also am unteren Ende des fairen Bereichs.

Die 20 Aktien des SMI, deren KUV Anfang Mai bei 2,35 liegt, sind übrigens bei Betrachtung dieser Kennzahl gegenüber den übrigen Schweizer Titeln (mittleres KUV: 1,35) gewaltig überbewertet, und das seit vielen Jahren. Woran das liegt? Ausländische Fonds kaufen eben aus Bequemlichkeit oder zur Sicherheit am liebsten die grossen SMI-Titel. Da ersparen sie sich die Analysearbeit. Das war schon immer so, und das bleibt vermutlich auch so. Ein Warnzeichen für den SMI ist das noch nicht.

Langfristige Wachstumsraten: Der SMI hat noch Potenzial

Eine andere Methode, «das faire Kursniveau» zu berechnen, verzichtet daher auch auf die Einbeziehung von fundamentalen Daten wie Gewinnen, Umsätzen oder Dividenden. Sie geht einfach von sehr langfristigen Wachstumsraten der Börsen aus, verwendet 20-Jahres-Durchschnitte und prüft, um wie viel die aktuellen Kurse der Indizes im Schnitt von ihren 20-Jahres-Durchschnitten abgewichen sind.

Im SMI kommt man hier derzeit auf einen fairen Wert nach einem langfristigen Durchschnitt von 8966 Punkten. Derzeit notiert der Index deutlich darunter. Bis auf den DAX, der seinen «fairen Wert» nach diesem System bei 8465 Punkten hat, liegen viele internationale Indizes zum Teil noch weit unter dem nach einem langfristigen Durchschnitt berechneten «fairen Wert».

Keine Angst vor einer Baisse

Um es zusammenzufassen: Zu hoch sind die Kurse momentan im Durchschnitt nicht. In der Regel kommt es vor einer Aktienbaisse ja zu starken Übertreibungen. Und solche werden noch von keiner unserer Methoden angezeigt, mit denen wir die fairen Preise für Aktien bestimmen.

Uwe Lang ist Herausgeber von boersensignale.ch.