Die Muttergesellschaft der New Yorker Börse NYSE hat das Übernahmeangebot ihrer Rivalen Nasdaq und Intercontinental Exchange (ICE) abgelehnt. NYSE Euronext teilte am Sonntag mit, man halte an einer geplanten Fusion mit der Deutschen Börse fest.

Diese Entscheidung sei gefallen, weil das Nasdaq-Angebot ein unnötiges Risiko für die Aktionäre bedeute. Die Ablehnung durch NYSE Euronext war erwartet worden. Analysten hatten erklärt, ein Zusammenschluss von NYSE und Nasdaq würde zu grösseren Arbeitsplatzverlusten führen.

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Ausserdem waren Befürchtungen aufgekommen, die US-Kartellbehörden könnten die Übernahme ablehnen. NYSE erklärte, eine Übernahme durch die Deutsche Börse schaffe einen grösseren Wert für die Investoren und sei leichter umzusetzen. Die Deutsche Börse will NYSE Euronext für rund 10 Milliarden Dollar übernehmen. Nasdaq und ICE boten 11,3 Milliarden Dollar.

Nasdaq bleibt hartnäckig

Die Nasdaq lässt trotzdem nicht locker: "Der NYSE-Verwaltungsrat beraubt seine Aktionäre der Vorteile eines überragenden Angebots", sagte Nasdaq-Chef Robert Greifeld in New York. Damit missachte das Gremium die Grundsätze guter Unternehmensführung. Die Nasdaq argumentiert, ihre Offerte sei für die Anteilseigner der NYSE deutlich attraktiver als die der Deutschen.

Die Deutschen bieten den NYSE-Aktionären als Kaufpreis lediglich eigene Aktien. Das Angebot der Nasdaq umfasst hingegen sowohl Aktien als auch Bargeld. Vergangene Woche war aus Finanzkreisen verlautet, dass die Deutsche Börse ihre Offerte trotz der Konkurrenz nicht aufstocken will.

Positive Rückmeldungen

Nasdaq und ICE wollen nun weiter mit den Aktionären, Kunden und Aufsichtsbehörden sprechen und für ihr Angebot werben. Die bisherigen Rückmeldungen der NYSE-Anteilseigner seien sehr positiv, sagte Greifeld.

"Indem der NYSE-Verwaltungsrat ein Treffen mit uns ablehnt, missachtet er seine Verpflichtungen gegenüber seinen Aktionären", schimpfte der Chef der US-Rohstoffbörse IntercontinentelExchange (ICE), der gemeinsam mit der Nasdaq für die NYSE bietet. Die Fusion unter den US-Börsen biete bessere Aussichten für die Wertentwicklung. Der Zusammenschluss der NYSE mit den Deutschen berge hingegen hohe Risiken bei der Umsetzung und der Integration der bisher eigenständigen Handelsplätze auf beiden Seiten des Atlantiks.

NYSE zeigt kalte Schulter

Die NYSE Euronext sieht dies völlig anders. Nach einer Sitzung ihres Verwaltungsrats lehnte sie das Gebot von Nasdaq und ICE ab. Es sei strategisch unattraktiv, und zudem sei die Gefahr gross, dass die Übernahme letztlich gar nicht gelinge, hiess es zur Begründung.

Die Nasdaq ist deutlich kleiner und musste sich als Unterstützung bereits mit ICE verbünden. Die Rohstoffbörse will sich nach erfolgter Übernahme einzelne Teile der NYSE Euronext einverleiben. Eine solche Zerschlagung der Börse sei ein Fehler, warnte NYSE-Verwaltungsratschef Jan-Michiel Hessels und stellte sich ohne Einschränkungen hinter die vereinbarte Fusion mit den Frankfurtern.

"Wir sind überzeugt davon, dass unsere Aktionäre durch den Zusammenschluss mit der Deutschen Börse am meisten gewinnen", sagte Hessels. Letztlich haben es die Anteilseigner der NYSE Euronext in der Hand, wer das Rennen um den traditionsreichen Handelsplatz macht.

(laf/tno/sda/awp)