Donald Trump und Xi Jinping sei Dank – die Aktienmärkte befinden sich weltweit wieder im Höhenflug. So auch an der Schweizer Börse. Der SMI kratzt erneut an seiner bisherigen Bestmarke.

Vergessen scheint die Angst vor einer neuen Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China kurz nach dem G20-Gipfel. Die Euphorie kann sich jedoch schnell erneut als trügerisch entpuppen und die richtige taktische Positionierung bleibt für Anleger über die nächsten Monate wichtiger denn je, denn nochmalige Rückschläge sind wahrscheinlich.

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Bei Value-Aktien auf Sicht fahren

Gleichsam haben die Bewertungsniveaus vieler Schweizer Aktien mittlerweile schwindelerregende Höhen erreicht. Nur bei wenigen Werten können Anleger immer noch den Franken sprichwörtlich für 60 Rappen kaufen und sich Qualität mit einem Bewertungsabschlag ins Portfolio holen. Auch wenn die Abgrenzung zwischen Value- und Wachstumswerten oft nicht mehr eindeutig ist, gibt es sie noch: die klassischen Value-Werte, die auch aktuell besonders attraktiv sind.

Übertrieben stark abgestrafte Schweizer Bankaktien, darunter insbesondere die Credit Suisse, fallen in diese Kategorie. Die kürzlich erfolgte Verschlankung im Investmentbanking, die Restrukturierung der Equities Division sowie das Bekenntnis von CEO Tidjane Thiam zu einer stärker an der Kapitalrendite orientierten Allokationsstrategie rücken die Aktie wieder in ein positives Licht und stimmen uns positiv für die kommenden Quartale.

Generell sollten wertorientierte Investoren im aktuellen konjunkturellen und geopolitischen Umfeld auf Sicht fahren. Das heisst für Anleger, anstatt sich einfach langfristig mit auf dem Papier günstigen Aktien einzudecken, sollten sie verstärkt auf möglichst greifbare Ereignisse und Entwicklungen in Unternehmen achten, die Wertpotenziale heben können.

Neben einer operativen Umstrukturierung wie bei der Credit Suisse ist beispielsweise auch die Präsenz aktivistischer Investoren ein solches Ereignis.

Die Schweiz als Tummelplatz von Aktivisten

Auch Schweizer Unternehmen haben inzwischen das Interesse aktivistischer Investoren geweckt. Zwar sind Ankeraktionäre, die hinter den Kulissen Druck auf das Management ausüben, auch in der Schweiz bereits seit den 80er Jahren bekannt. Der amerikanisierte Ton und die öffentliche Gangart der neuen Aktivistengarde ist jedoch immer noch ungewohnt für lokale Führungsetagen.

Ob US-Investor Third Point bei SMI-Schwergewicht Nestlé, Aktivist Cevian bei ABB oder Lokalmatador Veraison bei der Comet Holding. Etablierte Schweizer Werte sind heute verstärkt im Visier aktivischer Investoren, die auf teils radikale Veränderungen pochen und damit weitreichende Wertsteigerungen auslösen können. Der Einstieg nach Bekanntgabe einer vielversprechenden, öffentlichen Aktivistenkampagne ist für Anleger oft lohnend. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Kampagne als Auslöser für weitgreifende mittelfristige Veränderungen wirkt und das Zielunternehmen per se bereits unterbewertet ist.

Gerade wenn wie bei Nestlé ein namhafter Aktivist dem etablierten Management im Nacken sitzt und die Versilberung der Grossbeteiligung am Kosmetikkonzern L'Oreal oder gar eine mögliche Aufspaltung von Nestlé in separate Sparten fordert, bietet sich Anlegern oft die Chance, ebenfalls zu profitieren. 

Ein Blick über die Grenze kann sich lohnen

Wer verstärkt auf derart greifbare unternehmensspezifische Ereignisse als Werttreiber seines Portfolios setzten möchte, für den lohnt sich derzeit auch ein Blick über die Schweizer Grenze.

Bei den deutschen Nachbarn gibt es aktuell eine Reihe ereignisorientierter Investitionsmöglichkeiten für Anleger, die auf Sicht fahren möchten, ohne den vertrauten Sprachraum verlassen zu müssen – und das zu einer relativ erschwinglichen Bewertung: Die Schere zwischen Schweizer und Deutschen Standardwerten hat sich in den vergangenen Wochen noch weiter geöffnet und das relative Bewertungsniveau deutscher Standardwerte liegt aktuell teilweise bis zu 30 Prozent tiefer als in der Schweiz.

Gerade DAX- und MDAX-Unternehmen in Umbruchsituationen wie Innogy, ThyssenKrupp und Uniper bieten Anlegern attraktive Möglichkeiten, von Übernahmekonstellationen, Umstrukturierungen und Aktionärsaktivismus zu profitieren. Allen Situationen gemein ist, dass sich der Kursverlauf der beteiligten Valoren stark an unternehmensspezifischen Ereignissen orientiert und weniger am allgemeinen Marktumfeld, was die Portfoliodiversifikation fördert.

Zudem lassen sich mit solchen Aktien potenzielle starke Kursschwankungen an den Aktienmärkten im Umfeld des Handelskonfliktes zwischen den USA und China abfedern.

*Oliver Scharping ist Portfoliomanager für globale Aktien beim Asset Manager Bantleon Bank AG.

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