Die Strategie Nachhaltige Entwicklung dient dem Bundesrat als Grundlage für die Umsetzung des entsprechenden Verfassungsauftrags in der Schweiz. Aufgrund der hohen Bedeutung des Bauwesens für die nachhaltige Entwicklung in der Schweiz ist dieses seit 2008 als relevantes Handlungsfeld benannt; die jährlichen Bauausgaben in der Schweiz von gegen 60 Milliarden Franken sollen gemäss den Leitlinien dieser Strategie erfolgen.

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Die Herausforderungen, vor denen das Bauwesen international, aber natürlich auch in der Schweiz im 21. Jahrhundert steht, sind nicht (mehr) durch einen Akteur allein, sei es der Staat, die Wirtschaft oder auch die Wissenschaft, zu bewältigen. Vielmehr setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass nur ein breites Massnahmenbündel, das die Stärken und Potenziale der einzelnen Akteure im Sinne der Gesamtzielsetzung des nachhaltigen Bauens nutzt, die Weichen für eine zukunftsfähige Entwicklung stellen kann. Beispielsweise kann die an vielen Orten sinnvolle energetische Sanierung des Gebäudebestandes nur initiiert und umgesetzt werden, wenn die Grundvoraussetzungen und Rahmenbedingungen zweckmässig gestaltet sind.

Dafür will der Bund unter anderem das Netzwerk zum nachhaltigen Bauen in den Bereichen Hochbau sowie Infrastrukturen in der Schweiz stärken. Dieses nationale Netzwerk birgt das Potenzial, Aktivitäten zu stimulieren, die von massgeblichen gesellschaftlichen Gruppen wie der Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft mitgetragen werden (bottom-up), um die beabsichtigte Förderung des nachhaltigen Bauens zeitnah und umfassender zu bewirken, als dies ein rein politikgetriebener Ansatz (top-down) vermag.

Die Koordinationskonferenz der Bau- und Liegenschaftsorgane der öffentlichen Bauherren (KBOB) wurde vom Bundesrat mit der Federführung für die Umsetzung der Teilmassnahme «Netzwerk» beauftragt. Um den Handlungsbedarf im Bereich der Massnahme «Netzwerk» definieren zu können, erstellte Professor Wallbaum von der ETH Zürich im Auftrag der KBOB eine Auslegeordnung zum aktuellen Stand in der Schweiz. Der Autor kommt in seiner Studie zum Schluss, dass in der Schweiz seit langer Zeit eine beeindruckende Menge an Aktivitäten im Bereich des nachhaltigen Bauens stattfindet, die auch über die Landesgrenzen hinweg ausstrahlen. Die Studie zeigt aber auch, dass nur in wenigen Bereichen stabile Teilnetzwerke des nachhaltigen Bauens existieren, beispielsweise bei den öffentlichen und privaten Bauherren. Darüber hinaus sind die Akteure stark fragmentiert und von vielen Einzelinitiativen geprägt. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass derzeit kein umfassendes Netzwerk nachhaltiges Bauen in der Schweiz existiert.

Breite Basis von Akteuren

Um dies zu etablieren, wird ein koordinierendes nationales Gremium, ein Netzwerk nachhaltiges Bauen, in der Schweiz empfohlen, das von institutionalisierten Entscheidungsträgern in Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft gesteuert wird und sich auf eine breitere Basis von Akteuren abstützen sollte. Die geplante strategische Ausrichtung des NNBCH umfasst im Moment vier Kernfelder:

1. Führende Rolle im nachhaltigen Bauen Schweiz.

2. Koordinieren und Bündeln von Initiativen und Aktivitäten.

3. Praxisbezogene Unterstützung des Baubereichs.

4. Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen den Akteuren.

Der Bundesrat versteht die nachhaltige Entwicklung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Ein funktionierendes Netzwerk nachhaltiges Bauen sollte die bessere Abstimmung bereits stattfindender und allfälliger weiterer Aktivitäten im Bereich des nachhaltigen Bauens ermöglichen, um so Synergieeffekte im Sinne einer positiven bau- und volkswirtschaftlichen Entwicklung zu stimulieren und Ineffizienzen zu vermeiden bzw. zu beseitigen sowie Informations-, Wissens- und Erfahrungsaustausch wie auch Meinungsbildung und Konsensfindung fördern. Es könnte aber auch einen Diskurs über die generelle Sichtweise und Strategien für den Umgang mit dem Gebäudepark der Schweiz führen und entsprechende Leitlinien festlegen.

Über den aktuellen Stand der Umsetzung wird die breitere Öffentlichkeit erstmalig an der Messe realSite im Messezentrum Zürich orientiert. Ein hochkarätig besetztes Panel, mit Vertretern der Bauwirtschaft (Basler&Hofmann, Holcim, Implenia) und der Finanzwirtschaft (ZKB) sowie die Direktorin des Amtes für Raumentwicklung (ARE) werden sich zum Bedarf eines Netzwerkes Nachhaltiges Bauen Schweiz äussern.