Die Online-Handelsplattform Swissquote zeigte einen vorläufigen Tagestiefstand von 1,1552 Franken für einen Euro an. Allerdings hielten die Märkte das Umtauschverhältnis am Dienstag grösstenteils über der Marke von 1,16.

Die Schweizer Börse litt unter einer allgemeinen Verkaufswelle bei Finanztiteln. Der Schwergewichteindex SMI zeigte zeitweise nur 5961,97 Punkte an. Die Aktien der Grossbanken UBS und Credit Suisse standen auf dem Höhepunkt der Verkäufe um 2,7 bzw. 2,0 Prozent tiefer als am Montag.

In Italien selbst fielen die Kurse noch viel stärker. Nachdem das Papier einer grossen Finanzgruppe wie Unicredit in der Spitze acht Prozent verloren hatte, musste der Handel unterbrochen werden. Der Druck liess allerdings etwas nach, nachdem die Regierung in Rom verstärkte und raschere Sparbemühungen in Aussicht stellte. Italien drückt ein Schuldenberg von 120 Prozent des Bruttoinlandprodukts.

"So nicht, Herr Berlusconi!"

Die aktuelle Reaktion der Finanzmärkte habe mit der Reaktion der Ratingagenturen zu tun, sagte der Chefökonom der Bank Julius Bär, Janwillem Acket, der Nachrichtenagentur sda. "Diese sagten klar: 'So nicht, Herr Berlusconi!'", so der Experte. Die Rater hatten zuvor deutliche Warnungen an Italien gerichtet.

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Die italienische Regierung habe ungeschickt gehandelt, als sie ihr Budget präsentierte und ein Sparprogramm ankündigte, das vor allem in der nächsten Legislaturperiode greife, sagte Acket. "Berlusconis politischer Opportunismus hat sich nicht ausgezahlt und die Ratingagenturen haben nur entsprechend reagiert", fügte er an.

Die Unruhe der Anleger zeigte sich aber darin, dass die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen Italiens in bestimmten Momenten auf über sechs Prozent stiegen. Besonders französische und deutsche Banken und Versicherer sind zum Teil stark in italienische Papiere investiert.

Weil Italien anders als die Krisenländer Griechenland oder Portugal zu den grossen Volkswirtschaften in der Euro-Zone gehört, könnte die Gemeinschaft kaum einen Rettungsschirm aufspannen, der gross genug für die Probleme des Landes wäre. Die Märkte hoffen nun auf einen baldigen EU-Gipfel zur Schuldenkrise.

Italien hat "stärkere" Substanz

Laut Janwillem Acket muss die Lage Italiens aber gesondert betrachtet werden: "Italien ist von der Substanz her stärker als Griechenland und kann sich eine höhere Verschuldung erlauben", lautet sein Urteil. Es habe immer noch ein Rating im A-Bereich, zudem würden die Staatsanleihen vor allem in Inland gekauft.

"In Italien mit seiner grossen Schattenwirtschaft verfügen Familien über viel Geld, die Sparquote ist hoch", rief Acket in Erinnerung. Zudem sei Italien noch mehr von KMU geprägt als beispielsweise Deutschland.

(laf/rcv/sda)