Heisses Wetter führt zu weniger Babys. Das zeigt ein neues Grundlagenpapier von drei US-Ökonomen, das vom «National Bureau of Economic Research (NBER)» publiziert wurde. Das renommiere Institut ist eine private Forschungsorganisation mit Sitz in Cambridge im US-Staat Massachusetts.

Die Forscher haben untersucht, in welchem Zusammenhang die durchschnittliche Tagestemperatur und die Fertilitätsraten in den USA stehen. Dafür standen ihnen Daten aus den Jahren 1931 bis 2010 zur Verfügung. Das Ergebnis: Sobald die Temperatur über 80 Grad Fahrenheit (knapp 27 Grad Celsius) stieg, folgte ein merklicher Geburtenrückgang nach acht bis zehn Monaten. Auf den Rückgang folgte jeweils ein kleiner Rebound, die Raten stiegen also wieder an, konnten den Ausfall aber nicht kompensieren.

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Das Resultat zeige, dass die Temperatur der wichtigste Faktor für die Schwankungen in der saisonalen Geburtenstatistik sei, schliesst das Forscher-Trio. Andere Umweltfaktoren – wie zum Beispiel Sonnenlicht – mögen auch einen Einfluss haben, wirkten sich aber nicht so stark aus.

Die Forscher glauben, dass ihr Resultat drei wichtige Implikationen in Zusammenhang mit dem Klimawandel bergen. Zunächst führe der prognostizierte Anstieg der Temperatur zu einer Reduktion des Bevölkerungswachstums in den USA. Die Ökonomen der University of California, Tulane University und der University of Central Florida wagen sogar eine Vorhersage: Die Zahl der Neugeborenen soll jährlich um 107'000 sinken.

«Die Geburtenrate ist ohnehin schon so tief, dass die Bevölkerung schrumpft, der Klimawandel wird diesen Trend noch verschärfen – in den USA und in ähnlichen Ländern», schreiben die Forscher. Das werde sich negativ auf die Sozialsysteme auswirken. «In Entwicklungsländern wird der Effekt noch stärker zu spüren sein», ergänzen die Wissenschaftler.

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Zweitens: Der Klimawandel wird wahrscheinlich dazu führen, dass die Zahl der Sommergeburten steige. Das Modell der Studienautoren prognostiziert, dass im August – relativ zum April – 4 Prozent mehr Säuglinge auf die Welt kommen werden.

Das berge ein Gesundheitsrisiko, schreiben die Ökonomen. Neugeborene im Sommer seien tendenziell leichter und anfälliger für Kinderkrankheiten, heisst es mit Verweis auf zwei weitere Studien. Der Zusammenhang zwischen Geburten im Sommer und dem Gesundheitszustand von Kleinkindern sei aber eher schlecht dokumentiert.

Klimaanlagen für mehr Fortpflanzung

Drittens: Klimaanlagen könnten zum Aphrodisiakum reifen. Denn die Ökonomen sagen, dass sich der Zusammenhang zwischen Hitze und sinkender Geburtenrate im Verlauf der Zeit abgeschwächt hat. Das gehe einher mit dem technologischen Fortschritt, vermuten die Wissenschaftler. Klimaanlagen könnten einen Teil des schwächeren Zusammenhangs erklären, wie aus Berechnungen hervorgeht.

Entsprechend raten die Autoren am Ende ihrer Studie dazu, dass die Politiker dafür sorgen, dass die Bevölkerung kostengünstigen Zugang zu Klimaanlagen hat, um eine noch grössere Lücke bei der Finanzierung von Sozialwerken zu vermeiden. Einen Einwand hat das Forscher-Trio aber noch – und das ist dann auch der Schlusssatz ihrer Studie: «Höhere Treibhausgas-Emissionen zählen zu den Kosten einer vermehrten Nutzung von Klimaanlagen – das unterstreicht das fundamentale Dilemma bei der Eindämmung des Klimawandels mit energieintensiven Technologien.»