Während die Griechenlandkrise die Eurozone in ihren Bann zieht, gewinnt die Konjunktur in den wichtigen Euroländern Frankreich und Italien an Schwung. In beiden Ländern legte die Industrieproduktion im Mai mehr oder weniger stark zu. Dagegen ist die Industrieproduktion in Griechenland so stark wie seit vergangenen September nicht mehr eingebrochen.

Die griechische Industrieproduktion fiel laut Zahlen vom Freitag im Mai um 4,0 Prozent. Noch im April hatte es ein leichtes Wachstum um 0,4 Prozent gegeben, nachdem im März sogar bei einem Plus von 5,0 Prozent das grösste Wachstum seit November 2007 und somit seit dem Beginn der schweren globalen Finanz- und Wirtschaftskrise gemessen worden war.

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Italien überrascht

Etwa zeitgleich mit der Hiobsbotschaft aus Griechenland kamen am Freitag positive Meldung aus Italien und Frankreich. Besonders stark und überraschend ist die Industrieproduktion in Italien gestiegen. Im Vergleich zum Vormonat legte der Wert im Mai um 0,9 Prozent zu. Dies ist das stärkste Wachstum seit Juni vergangenen Jahres. Ökonomen hatten nur einen Zuwachs um 0,3 Prozent erwartet. Im April war noch ein Rückgang um 0,3 Prozent zu verzeichnen gewesen. Zum entsprechenden Vorjahresmonat stieg die Produktion im Mai arbeitstäglich bereinigt um 3,0 Prozent.

Auch die französische Industrieproduktion hat im Mai zugelegt. Der Anstieg im Vormonatsvergleich lag laut Zahlen vom Freitag bei 0,4 Prozent. Im Vorjahresvergleich stieg die Produktion im Mai um 2,8 Prozent.

Starker Aufwärtstrend

Damit geht es in Frankreich weiter aufwärts, nachdem bereits im ersten Quartal mit einem Anstieg um 1,6 Prozent die höchste Dynamik seit vier Jahren gemessen worden war. «Schaut man hinter die Volatilität zwischen den Quartalen, dann zeichnet sich ein intakter Aufwärtstrend in der Industrieproduktion ab», schreibt Tullia Bucco, Analyst bei der Unicredit.

Aus Deutschland waren am Dienstag hingegen eher durchwachsene Zahlen gekommen. Die Produktion deutscher Unternehmen war im Mai überraschend auf der Stelle getreten. Ausserdem wurde der Wachstumswert des Vormonats nach unten revidiert und lag statt bei 0,9 nur bei 0,6 Prozent. Analysten der Unicredit wiesen darauf hin, dass trotz der Stagnation im Mai der weniger volatile Zweimonatsdurchschnitt bei 0,45 Prozent im Vorquartalsvergleich gelegen habe. Die Zahlen zeigten, dass das griechische Schuldendilemma nicht auf das Wachstum der «Realwirtschaft» in Deutschland drückten.

Vierter Anstieg in Grossbritannien

Positive Wachstumszahlen gab es in Europa zuletzt auch ausserhalb der Eurozone. Die Industrieproduktion in Grossbritannien war im Mai überraschend gestiegen. Im Vergleich zum Vormonat legte die Fertigung laut Zahlen vom Dienstag um 0,4 Prozent zu, nachdem Bankvolkswirte einen leichten Rückgang erwartet hatten. Der Anstieg im Mai war bereits der vierte in Folge.

(awp/mbü/ama)