Die Schweiz gehört zu den reichsten Ländern der Welt. Je nach Untersuchung ist das Geldvermögen der Bewohner zwischen Genf und Rorschach sogar höher als überall sonst rund um den Globus. Doch dies ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist, dass trotz des hohen Reichtums noch immer viele Menschen von Armut oder sozialer Ausgrenzung gefährdet sind. Laut einer nun veröffentlichten, vergleichenden Erhebung des Europäischen Statistikamts Eurostat waren das im vergangenen Jahr 1,28 Millionen Personen in der Schweiz.

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Was zunächst viel klingt, relativiert sich mit Blick auf den Trend der vergangenen Jahre – und die Zahlen im benachbarten Ausland. Zunächst einmal waren in der Schweiz im Jahr 2008, dem Zeitpunkt der letzten Eurostat-Untersuchung, noch 1,33 Millionen Menschen armutsgefährdet. Das entsprach einem Anteil von 18,1 Prozent der Gesamtbevölkerung. Bis heute ist dieser Wert deutlich auf 16,4 Prozent gesunken. Aktuell laufen also weniger Menschen in der Schweiz Gefahr, in Armut abzusinken als vor der Finanzkrise.

Fast überall in Europa steigt das Armutsrisiko

Vereinfacht formuliert gelten laut Definition jene Personen als armutsgefährdet, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verdienen. 

Nur wenige andere Länder in Europa können eine so positive Entwicklung wie die Schweiz vorweisen. Von den entwickelten Volkswirtschaften ist das nur Österreich, wo die entsprechende Quote von 2008 bis heute von 20,6 Prozent auf 18,8 Prozent gesunken ist. Fast überall jedoch stieg die Armutsgefahr: In den südeuropäischen Krisenstaaten sowieso, aber auch in wirtschaftlich erfolgreichen Ländern wie Deutschland, Luxemburg, Niederlande, Schweden oder Island.

Dennoch liegt die Schweiz nicht an der Spitze. Im genannten Island etwa liegt die Quote der Armutsgefährdung bei europaweit ungeschlagenen 13,0 Prozent. Gefolgt von Norwegen (14,1), der Niederlande (15,9) und Finnland (16,0). Am höchsten ist die Gefahr zu verarmen in den neuen Mitgliedsstaaten der EU, wie etwa Bulgarien (48). Schlecht schneiden auch südeuropäische Staaten wie Spanien (27,3) oder Griechenland (35,7) und Grossbritannien (24,8) ab.

Fast jeder vierte EU-Bürger von Armut betroffen

So manchen Frankreich-Kritiker dürfte überraschen, dass die Armutsgefahr in der zweitgrössten Volkswirtschaft der Euro-Zone jedoch nur leicht höher als in der Schweiz ist. Insgesamt sind laut Eurostat über 120 Millionen Personen in den 28 Ländern der Europäischen Union (EU) von Armut betroffen – also rund jeder vierte EU-Bürger.