Der Industrielle Michael Pieper, welcher Beteiligungen unter anderem an Rieter, Autoneum, Forbo, Feintool oder Adval Tech hält, kritisiert in einem Interview mit der «Schweiz am Sonntag» die Politik der Schweizerischen Nationalbank.
Auf die Frage, ob ihn die Frankenstärke, die Abkühlung in China oder der VW-Skandal am meisten beschäftige, sagte Pieper: «Die Frankenstärke tut uns weh. In Südafrika, wo Franke recht stark ist, ist die Landeswährung Rand gegenüber dem Franken heute um 20 Prozent billiger als im Januar. In Kanada haben wir es mit einer ähnlichen Abwertung zu tun. Am schlimmsten ist es in Brasilien mit 36 Prozent.» Dennoch sei der Euro das Hauptproblem, man habe es aber mit einer Reihe von schwachen Währungen zu tun.
Einstellungsstopp und Auslagerung
Beim Grossküchenhersteller Franke, der Pieper gehört, herrsche derzeit ein Einstellungsstopp. Zudem würden gewisse Services an günstigere Standorte ausgelagert. Für 2015 verspricht sich Pieper für Franke «eher ein durchschnittliches Jahr. Keinen Rekord, aber auch keine Katastrophe».
Als Katastrophe bezeichnet er indes den Schritt der Nationalbank, den Mindestkurs zum Euro aufzuheben. Die SNB habe jahrelang erzählt, wie stabil der Euro-Kurs von 1,20 Franken sei und hätte in dieser Zeit einen geordneten Rückzug planen können. Stattdessen hebe sie den Mindestkurs von einem Tag auf den anderen auf.
Auf die Frage, welche Folgen der VW-Skandal habe, meinte Pieper: «Es ist schade für das Qualitätssiegel «Made in Germany».» Einen Dämpfer für die gesamte Autoindustrie erwartet er indes nicht. Feintool, als Zulieferer der Automobilindustrie, mache nur 3 Prozent des Umsatzes mit VW. «Die spüren bislang nichts. Im Gegenteil: Sie sind zuversichtlich, dass ihnen das nützen könnte. Wenn nämlich Autohersteller, mit denen sie mehr Umsatz machen, nun VW teils Marktanteile wegnehmen.»
(awp/chb)