Durch Schwarzgeldtransfers ins Ausland entgehen den Entwicklungsländern jährlich Milliarden: 2012 waren es 991 Milliarden US-Dollar, wie eine Studie des US-Forschungsinstituts Global Financial Integrity (GF) zeigt. Das ist neuer Rekord.
Mit den Finanztransfers verfrachteten Steuerhinterzieher, korrupte Funktionäre und andere Kriminelle ihre Vermögen ins Ausland, schreibt Alliance Sud in einem Kommentar zu der Studie. Alliance Sud ist die gemeinsame Lobbyorganisation von sechs grossen Schweizer Hilfswerken.
Höher als Direktinvestitionen in die Länder
Das neue Rekordhoch von 991 Milliarden US-Dollar entspricht laut den Angaben dem elffachen der weltweiten staatlichen Entwicklungshilfe. Der Betrag ist ausserdem deutlich höher als jener der privaten Direktinvestitionen, die in diesem Jahr in die Entwicklungsländer flossen.
Die illegalen Zahlungen nehmen dabei inflationsbereinigt jährlich um 9,4 Prozent zu. Während einige Regionen über die vergangenen Jahre nur leicht mehr Schwarzgeld verbuchten, explodierten die Abflüsse in anderen Regionen geradezu (siehe Bildergalerie).
Die Studie zeigt, dass der mit Abstand grösste Teil der unlauteren Geldflüsse aus China stammt. Aus dem Land flossen demnach 2012 rund 250 Milliarden Dollar ab. An zweiter Stelle folgt Russland, auf den Plätzen drei und vier Mexiko und Indien.
Verantwortung der Schweiz
Vergleicht man die Schwarzgeldabflüsse mit der Wirtschaftsgrösse des Landes, stehen dagegen die Länder Afrikas südlich der Sahara an der Spitze. Dort entsprachen die unlauteren Finanzabflüsse 2012 rund 4,5 Prozent des Bruttoinlandproduktes, wie es hiess. Im Durchschnitt aller Entwicklungsländer waren es rund 3,6 Prozent.
Für Alliance Sud zufolge trägt auch die Schweiz Verantwortung für die Schwarzgeldtransfers: «Die Schweiz gilt in den Entwicklungsländern immer noch als sichere Fluchtburg für die Vermögen von Steuerhinterziehern und korrupten Staatsbeamten», wird Mark Herkenrath, Finanzexperte der Organisation in einer Medienmitteilung zitiert.
Abhilfe durch Gesetze absehbar
Derzeit hängige Gesetze könnten jedoch Abhilfe schaffen, schreibt Alliance Sud. So etwa das Gesetz zur Ausdehnung der Steueramtshilfe auf Länder, mit denen die Schweiz ein Steuerabkommen hat. Dieses Gesetz befindet sich in der Vernehmlassung. Oder das Gesetz zur Sperrung und Rückführung von Potentatengeldern, das im Parlament hängig ist.
(sda/me)