Das erste Halbjahr 2015 hat bei den Schweizer Hotel-Logiernächten kleinere Einbussen gebracht als befürchtet. Beruhigt gibt sich Andreas Züllig, Präsident von Hotelleriesuisse, keinesfalls: Eine Vielzahl von Schweizer Hotels in ländlichen Regionen komme an ihre Leistungsgrenzen, sagt Züllig im Gespräch mit der «Handelszeitung»: «Preislich runter kann man nicht viel mehr. Die Schmerzgrenze ist überschritten.»
Als Rezepte für ein Bestehen gegen die Euro-Kursmisere nennt Züllig Verbesserung der Qualität, Arbeit an der eigenen Positionierung, vermehrte Pflege von Kooperationen. Hier gebe es Optimierungsbedarf: «Vielleicht hat man das bisher zu wenig konsequent gemacht. Eventuell war der Leidensdruck nicht hoch genug.»
«Wir sind anders freundlich als die Österreicher»
An ein eigentliches Hotel-Sterben glaubt Züllig nicht: «Seit Jahren läuft ein Strukturwandel in der Schweiz. Etwa zwei Prozent der Betriebe verschwinden pro Jahr, netto sind das etwa 60 bis 80 kleinere Betriebe, die jährlich schliessen. Ich glaube nicht, dass sich das beschleunigen wird.»
Die Aufhebung der Euro-Untergrenze vom 15. Januar habe auch persönliche Pläne beeinflusst, sagt Züllig. Er kandidiere deswegen nicht für den Nationalrat:«Als dieser Entscheid gefällt wurde, musste ich über die Bücher.» Er habe die Prioritäten im eigenen Betrieb und im Verband neu setzen müssen.
Ein Freundlichkeitsproblem sieht der Hotelleriesuisse-Präsident in der Schweiz nicht: «Wir sind einfach anders freundlich als die Österreicher. Vielleicht etwas weniger in einer kaiserlich-dienenden, sondern in einer etwas demokratischeren Art.»
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