Bargeld ist gefragt wie nie. Die Zahl der im Umlauf befindlichen Tausendernoten ist im August gegenüber dem Vorjahr um über 10 Prozent gestiegen, zeigen saisonbereinigte Zahlen der Credit Suisse (CS) auf Basis von Daten der Nationalbank. Zuletzt hatte die Nachfrage nach der «Ameise» während der Euro-Krise vor über zwei Jahren so massiv zugelegt. Mittlerweile sind über 42,7 Millionen Noten im Umlauf.

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Unterm Strich steht damit fast eine Verdopplung der umlaufenden Tausendernoten seit dem Ausbruch der Finanzkrise: Anfang 2008 gab es lediglich 22 Millionen Scheine.

Als Erklärung für das starke Plus im Sommermonat führt CS-Ökonom Maxime Botteron gegenüber der «Handelszeitung» die gestiegene Unsicherheit der Investoren heran, die zu einem Rückgang der globalen Aktienmärkte führte. Gleichzeitig horten immer mehr Menschen Bargeld wegen der zu Jahresbeginn eingeführten Negativzinsen. Für Anleger kann es günstiger sein, Bargeld in einem Tresor oder Schliessfach aufzubewahren als auf einem Bankkonto zu führen.

EZB könnte SNB unter Druck setzen

Erst Mitte Monat war bekannt geworden, dass die Alternative Bank als erstes Geldhaus in der Schweiz Kunden ab einer Einlage von über 100'000 Franken Strafgebühren bezahlen lässt. Sollte die Europäische Zentralbank ihre Wertpapierkäufe – wie kürzlich in Aussicht gestellt – ab Dezember ausweiten, könnte das den Aufwertungsdruck auf den Franken erhöhen und die Nationalbank zusätzlich unter Zugzwang bringen. Muss die SNB nochmals die Zinsen senken, dürfte sich die Nachfrage nach Banknoten weiter beschleunigen, so CS-Ökonom Botteron.

Bereits im ersten Quartal des Jahres war der Wert der Tausendernoten laut CS um 3 Milliarden auf rund 41,3 Milliarden Franken angestiegen – ein Plus von über 8 Prozent binnen drei Monaten (siehe Grafik unten).

Doppelt so viele Tausendernoten wie vor der Finanzkrise

Zuvor hatte es zwei Perioden mit starker Nachfrage nach Bargeld gegeben: Zunächst, als die Lehman-Krise weltweit für Panik sorgte, auch den Schweizer Finanzplatz erschütterte und die UBS vom Steuerzahler gerettet werden musste. Seinerzeit liess sich ein einmaliger Sprung des Bargeldumlaufs in Oktober 2008 beobachten. Kurz darauf sorgte die Euro-Krise über mehrere Monate zu einer stärkeren Nachfrage nach Bargeld. «Generell steigt die Nachfrage nach Bargeld, wenn die Unsicherheit besonders hoch ist», so CS-Ökonom Botteron.

Weil das Horten von Bargeld die Geldpolitik der Notenbanken im Extremfall untergraben kann, plädieren immer mehr Wirtschaftswissenschafter für eine schrittweise Abschaffung von zumindest sehr grossen Banknoten. Dafür gebe es eine Reihe guter Gründe, sagte der Harvard-Ökonom Ken Rogoff im Sommer in Zürich. «In jedem Land – nicht nur in der Schweiz oder in den USA – ist eine irrsinnige Menge an Bargeld im Umlauf.» Niemand wisse genau, wo sich dieses Geld befinde.