Sobald die Kinder da sind, ziehen junge Erwachsene in die Agglomerationen oder aufs Land. Doch diese alte Regel trifft in immer mehr Fällen nicht mehr zu: In den fünf grossen Schweizer Städten steigt der Anteil der Familien.

Zwar verlassen immer noch mehr junge Familien die Zentren als dass solche zuziehen – aber die Stadtflucht ist gebremst. Gleichzeitig sinkt der Anteil der Familien in den Agglomerationen, wie die aktuelle Immobilienstudie der Credit Suisse (CS) zeigt. Vermutlich dürften auch in mittelgrossen Städten wie Winterthur immer mehr Familien leben, sagt CS-Experte Fabian Waltert – diese Daten hat die CS allerdings nicht analysiert.

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Stadtzentrum statt Agglo: In den Kernstädten steigt der Anteil der Familien. (Anteil Haushalte mit 0- bis 18-jährigen Kindern am Total der Haushalte).

Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse

Der Treiber für den Trend: Die Städte sind für Familien viel attraktiver geworden. Die Zentren sind nicht mehr so dreckig und lärmig wie früher. Dies zeigt ein Blick auf die Strassen. In vielen Quartieren gilt heute Tempo 30, die Politik fördert den Veloverkehr und Fussgänger. Zürich und Bern haben die massiven Probleme mit ihren offenen Drogenszenen schon vor Jahren in den Griff bekommen.

Stadtleben: Beide Partner arbeiten

Zu den üblichen Vorteilen des Stadtlebens – die Nähe zu Cafés, Restaurants, Spitäler oder Sportstadien – sind neue hinzugekommen. In den Städten haben junge Mütter und Väter eine grosse Auswahl an Krippen und Kindertagesstätten zur Verfügung, was für viele Familien wichtig ist, weil immer häufiger beide Partner arbeiten.

Die grossen Schweizer Städte sind in den letzten Jahren auch wegen der starken Zuwanderung gewachsen. Für den neuen Kindersegen in den Städten sind aber vor allem Schweizer Familien verantwortlich, ihr Anteil stieg deutlich stärker als die der ausländischen Familien.

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Gute Lage hat ihren Preis: In den Zentren sind die Mieten am höchsten. (Mittlere Monatsmiete, netto, für eine 4-Zimmer-Neubauwohnung).

Quelle: Wüst Partner, Credit Suisse

Der wichtigste Grund für die Stadtflucht von Familien ist allerdings geblieben: In den Städten ist es für junge Erwachsene mit Kindern immer noch sehr schwierig, bezahlbare grosse Wohnungen zu finden. In den Zentren sind die Mieten am höchsten.

Trotzdem glaubt CS-Experte Fabian Waltert, dass der Anteil der Familien in den Zentren weiter steigen wird – wenn es den Städten gelingt, durch die Verdichtung neuen Wohnraum zu schaffen. «Der Trend, dass mehr Familien in den Städten leben, dürfte anhalten.»