Der Internetkonzern Yahoo hat das wohl umfangreichste Datenleck in der Geschichte des Internets eingestanden. Was ans Licht der Öffentlichkeit kam, klingt nach dem grössten anzunehmenden Unfall für Technologie-Unternehmen: Ende 2014 sollen Hacker – angeblich mit staatlicher Unterstützung – Informationen von mehr als einer halben Milliarde Nutzerkonten abgegriffen haben, darunter Namen, E-Mail-Adressen, Telefonnummern, Geburtsdaten.

Sogar Passwörter gehörten zur Beute. Sie waren laut Yahoo jedoch verschlüsselt. Ausserdem wurden Antworten auf Sicherheitsfragen zur Feststellung der Identität der Nutzer gestohlen. Einige davon seien verschlüsselt gewesen, andere nicht. Der Konzern rät Nutzern, ihre Passwörter zu ändern.

Ist Yahoo damit endgültig am Ende? Steht die milliardenschwere Übernahme durch den US-Telekom-Konzern Verizon auf den Spiel? Auf beide Fragen ist die Antwort die gleiche: wohl kaum. So ärgerlich Hacker-Attacken für die betroffenen Nutzer auch sind, so wenig bedrohlich sind sie für die Unternehmen.

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Hackerangriffe geraten schnell in Vergessenheit

Zwar können die Reparaturkosten einschliesslich möglicher Klagen mit 221 Dollar pro gehackten Account hoch sein, wie Fachleute errechneten. Tatsächlich sind aber solche Attacken schnell vergessen. Sollte der Aktienkurs der betroffenen Unternehmen sich überhaupt bewegen, so erholt er sich schnell wieder. Das zeigen Beispiele aus der Vergangenheit.

Der Elektronik-Konzern Sony musste im April 2011 zugeben, dass Daten von mehr als 70 Millionen Nutzern gestohlen wurden und riet seinen Kunden zur genauen Kontrolle ihrer Bankabrechnungen. Damals mussten die Japaner zeitweise sogar das Sony-Netzwerk abstellen, in dem sich Playstation-Nutzer untereinander im Videospiel messen.

Die Nutzer hat das nicht verschreckt. Die aktuelle Playstation 4 gehört zu den meistverkauften Konsolen. Sony ist an der Börse heute mehr wert als vor der Datenattacke.

Der Börsenwert legt sogar zu

Auch der Hackerangriff auf das Karriere-Netzwerk LinkedIn verlief für das Unternehmen glimpflich. Ein Monat nachdem Linked-In seinen Nutzern mitgeteilt hatte, dass 117 Millionen Konten abgegriffen wurden, kaufte Microsoft das Netzwerk mit einem Kursaufschlag von fast 50 Prozent für mehr als 23 Milliarden Euro. Das Sicherheitsleck, das schon Jahre zurücklag, spielte keine Rolle.

Sicherheitsprobleme scheinen schnell vergessen. Die Deutsche Telekom forderte Mitte des Jahres ihre T-Online-Nutzer auf, die Passwörter zu ändern. Kundendaten seien im Internet aufgetaucht. Dem Finanzmarkt war das egal. Die T-Aktie hat in den Tagen darauf ordentlich zugelegt.

Anfang Oktober 2015 meldete T-Mobile in den USA den Verlust von 15 Millionen Kundendaten. Ein Problem für den Mobilfunker? Kaum. Seitdem haben sich sechs Millionen neue Kunden für T-Mobile US entschieden. Der Unternehmenswert ist bis heute um gut zehn Prozent gestiegen.

Noch ein Beispiel? Die US-Baumarktkette Home Depot musste 2014 zugeben, dass Hacker die Daten von 56 Millionen Kunden-Kreditkarten erbeutet hatten. Binnen Jahresfrist legte der Börsenwert um mehr als ein Viertel zu. Nicht deswegen, aber trotzdem.

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