Der Durst von Anheuser-Busch InBev nach noch mehr Bier scheint unstillbar zu sein. Der weltgrösste Brauer möchte nun auch noch den Konkurrenten SABMiller, die Nummer zwei im Markt, schlucken. Zwar sind die finanziellen Details nicht bekannt. Doch hinter den Kulissen ist Alan Clark (56), CEO der britischen SABMiller, mit AB-InBev-Chef Carlos Brito (55) in wohl heftige Dispute verstrickt. Und im Hintergrund zieht Jorge Lemann (76) die Fäden; der Brasilien-Schweizer hat als Hauptaktionär AB InBev über Zukäufe zu heutiger Grösse aufschäumen lassen.

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Kommt es zur Hochzeit, entsteht ein Biergigant mit einem Umsatz von über 70 Milliarden Dollar. Weltweit würde jedes dritte Bier aus dem neuen Konzern stammen. Allerdings dürften die Wettbewerbsbehörden der einzelnen Länder eine Fusion nicht ohne weiteres durchwinken, sprich umfangreiche Verkäufe von Unternehmensteilen verlangen.

Im Westen wird weniger Bier getrunken

Lemanns brennender Durst wird verursacht durch den rückläufigen Bierkonsum im Westen. Als Anleger war mit AB InBev lange Zeit gut Bier trinken: Über die letzten sieben Jahre hat sich der Aktienkurs verelffacht. Seit Sommer jedoch haben die Titel gegen ein Fünftel ihres Werts verloren. Nach Superzahlen für 2014 wie auch für das erste Quartal 2015 sanken Umsatz und Ertrag im zweiten Vierteljahr stark. Die Analysten sprechen allerdings von einer vorübergehenden Formschwäche. Und kommt die Übernahme mit SABMiller zustande, winken Synergien und frisch gezapfte Wachstumsmöglichkeiten.

AB InBev sind trotz der Kursrückschläge mit einem für 2016 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 19,6 nicht billig. Nur zählen die Aktien zum Besten, was unter internationalen Blue Chips zu haben ist. Doch wie ein Pils beim Zapfen benötigen AB InBev viel Geduld. Mit einem Einstieg kann noch zugewartet werden.

Hochprozentig

Falls AB InBev respektive Strippenzieher Jorge Lemann bei SABMiller nicht zum Zug kommt, könnten die Übernahmegerüchte um Diageo frischen Auftrieb erhalten. Im Frühsommer sorgte das angebliche Interesse des Brasilien-Schweizers am britischen Spirituosenhersteller für höhere Aktienkurse.

Diageo entstand 1997 aus der Fusion von GrandMet und Guinness. In 30 Ländern halten mehr als 25'000 Beschäftigte über 100 Produktionsstätten am Laufen, im Sortiment befinden sich bekannte Marken wie Johnnie Walker, Smirnoff, Baileys, Grand Marnier sowie die Biere Guinness und Kilkenny. Damit würden die Briten gut zu AB InBev passen; nur ist die Firma mit einer Börsenkapitalisierung von 66 Milliarden Franken kein Leichtgewicht und mit einer Prämie entsprechend teuer.

Die Aussichten werden besser

Seit gut zwei Jahren bekunden die Diageo-Valoren Mühe. Das organische Wachstum ist im Geschäftsjahr 2014/15 ins Stocken geraten, vor allem wegen schwacher Verkäufe in Schwellenländern und den USA. Stark geblieben ist die Firma dafür bei den Erträgen: Die Ebitda-Marge stellt sich auf 32,4 Prozent und die Gewinnmarge auf 20,6 Prozent. Zudem hellen sich die Aussichten auf; im wichtigen Markt Nordamerika, wo Diageo ein Drittel des Umsatzes erzielt, zieht die Nachfrage spürbar an.

Für das laufende Geschäftsjahr ist zwar erneut mit stagnierenden Verkäufen zu rechnen, dafür sollten die Erträge steigen. Die Aktien sind mit einem geschätzten KGV von 19,1 zwar nicht günstig, bieten aber auf lange Sicht Kurspotenzial. Und wenn die Übernahmefantasie erneut aufflackert, liegen zusätzliche Gewinne drin.

Erste Wahl

Die Anleger sind seit Wochen äusserst nervös. Schon bei kleinsten Unsicherheiten werden Aktien abgestossen. Als jüngst Hillary Clinton twitterte, sie wolle den rasanten Preisanstieg bei gewissen Medikamenten bekämpfen, rauschten rund um den Globus die Pharma- und Biotechvaloren in die Tiefe. Eine Überreaktion. Clinton steckt mitten im Wahlkampf um das Präsidentenamt.

Auch ist der politische Druck auf die Medikamentenpreise keine neue Erscheinung. Und den Konzernen ist klar, dass sie ihre Preisgestaltung noch mehr nach unten anpassen müssen, zumindest für gängige Produkte. Dieser Tage hat Novartis angekündigt, bestimmte Präparate gegen chronische Erkrankungen in armen Ländern zu verbilligen. Doch solche Zugeständnisse belasten die generell starke Ertragskraft der Branche nur wenig.

Sowieso schaffen die Unternehmen einen Ausgleich über neue Arzneimittel, wo sie auf Jahre hinaus hohe Verkaufspreise verlangen können. Über die dazu nötige Innovationskraft verfügen speziell die Basler Konzerne Roche und Novartis. So liess Roche jüngst mit positiven Studiendaten zu Ocrelizumab (bei multipler Sklerose) und Atezolizumab (Immuntherapeutikum bei Lungenkrebs) aufhorchen. Auch die im Umbau steckende Novartis ist bezüglich neuer Produkte gut unterwegs. Unter den Schweizer Langfrist-Investments sind für mich sowohl Novartis wie auch Roche ein absolutes Muss. Nutzen Sie Kursrückschläge für Käufe aus.

Im Duopack besser?

Ich habe an dieser Stelle mehrmals geschwärmt für Kaba, den hierzulande führenden Anbieter von Sicherheitstechnik. Über die letzten Jahre hat sich der Aktienkurs denn auch weit mehr als verdreifacht. Der vor kurzem vorgelegte Abschluss für 2014/15 ist einmal mehr höchst erfreulich ausgefallen. Doch nun ist Kaba als Solist Geschichte.

Bekanntlich haben sich die Schweizer mit der deutschen Dorma zusammengeschlossen, seit Anfang September ist das Unternehmen als Dorma + Kaba unterwegs. Der neue ist der alte Chef von Kaba: Riet Cadonau (54). Auch der Hauptsitz steht weiterhin in Rümlang ZH, die Aktien bleiben an der heimischen Börse kotiert. Die fusionierte Firma, die mit 16'000 Beschäftigten einen Umsatz von über zwei Milliarden Franken erwirtschaften dürfte, wird sich als weltweite Nummer drei für Sicherheits- und Zutrittslösungen platzieren.

Sonst aber ist noch wenig bekannt. Ich habe Analysten um ihre Meinung über die nähere Zukunft von Dorma + Kaba gebeten, doch sie halten sich bedeckt. Ich bin mir sicher, dass auch das neue Gebilde innovativ, wachstumsfreudig und ertragsstark agieren wird. Dennoch warte ich einmal zu; im kommenden Frühjahr will Riet Cadonau eingehender orientieren. Sowieso wird 2015/16 als Übergangsjahr bezeichnet. Auch sind die Aktien mit einem geschätzten KGV von 23,8 kein Schnäppchen.

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