Die ganze Welt fragt sich, wie ernst es dem neuen US-Präsidenten Donald Trump (70) mit seinen protektionistischen Drohgebärden ist. Und welche Auswirkungen allfällige Massnahmen auf die entsprechenden Unternehmen haben. Schon Beinahe-Präsidentin Hillary Clinton (69) hat die Pharmabranche in Angst und Schrecken versetzt mit ihrer Ankündigung, die Medikamentenpreise stutzen zu wollen. Und auch Trump, der sich in den ersten Wochen seiner Präsidentschaft wie ein Raging Bull gebärdete, hat gegenüber den Arzneimittelkonzernen die Zähne gefletscht. Diese würden mit ihren überrissenen Preisen «über Leichen gehen», zeterte er.

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Ende Januar hat sich der präsidiale Milliardär mit Vertretern von Big Pharma an einen Tisch gesetzt. Am mediengerecht in Szene gesetzten Treffen nahm auch Joe Jimenez (57) teil, der CEO des Basler Pharmakonzerns Novartis. Das Meeting verlief unerwartet friedlich. Seither glaube ich nicht mehr daran, dass Trump rücksichtslos ins Marktgeschehen eingreifen wird. Zumal in den Vereinigten Staaten seit Jahren diverse Organisationen auf bestimmte Medikamentengruppen einen Preisdruck ausüben.

Trump fordert von der Branche nicht nur tiefere Preise, sondern auch die Schaffung von mehr Arbeitsplätzen in den USA. In diesem Punkt stehen die Schweizer Pharmafirmen bestens da. Roche ist seit Jahrzehnten im Land vertreten und zählt dort mehr als 27'000 Mitarbeiter, was über einem Viertel der gesamten Belegschaft entspricht. Novartis beschäftigt jeden fünften Mitarbeiter in den Vereinigten Staaten, also gut 22'000 Personen.

Qual der Wahl

Die Basler Pharmakonzerne gehören zu den innovationsstärksten Vertretern der Branche. «Gerade 
in den USA werden Innovationen honoriert», führt der Roche-Lenker Severin Schwan (49) einen weiteren Pluspunkt an. Novartis und Roche könnten also im wichtigsten Markt mit einem blauen Auge davonkommen. Doch die seit über einem Jahr anhaltenden Drohgebärden 
haben bewirkt, dass viele Anleger ihre Aktien meiden. Nun weisen beide Valoren Aufholpotenzial auf.

Roche oder Novartis kaufen? Auf Basis der Gewinnschätzung für dieses Jahr sind beide Titel etwa gleich bewertet; Roche kommt auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 15,7, Novartis ist mit 16,4 etwas teurer. Auch bei der Dividendenrendite zeigen sich keine grossen Differenzen; mit Roche sind 3,4, mit Novartis 3,6 Prozent zu holen.

Ein Blick auf die mittelfristigen Schätzungen der Analysten dagegen zeigt, dass Roche ein höheres Gewinnwachstum zugebilligt wird. Bei Novartis belasten die Ertragsprobleme der Augenheilsparte Alcon. Gut gefüllt ist bei beiden Unternehmen die Produktepipeline; doch auch hier scheint Roche die Nase leicht vorne zu haben. Einen Punkt holt sich Novartis dafür mit dem geplanten Rückkaufprogramm im Umfang von bis zu fünf Milliarden Dollar.

Unter dem Strich erscheinen die Roche-Valoren etwas attraktiver als jene von Novartis. Doch ich finde beide Papiere vielversprechend und packe sie als Duo ins Depot.

Dünne Margen

Lange galten die Aktien von Also als Langweiler. Doch über die vergangenen zwei Jahre haben sich die Valoren im Wert mehr als verdoppelt. Viel zu diesem Höhenflug beigetragen hat der andauernde Ausstieg des einstigen Grossaktionärs Schindler. Seit dem 2011 erfolgten Zusammenschluss mit der deutschen Actebis ist der Düsseldorfer Milliardär 
und Unternehmensberater Walter Droege (64) mit 51,3 Prozent Mehrheitsaktionär.

Der kleine, 1984 in Hergiswil gegründete Computerhändler hat sich zum europaweit drittgrössten IT-Distributor gewandelt. Im vergangenen Jahr wurden acht Milliarden Euro an Umsatz erwirtschaftet. Obwohl der Gewinn um 32 Prozent auf rekordhohe 83,2 Millionen gestiegen ist, entspricht dies einer mickrigen Marge von einem Prozent. Nur ist in diesem Geschäft nicht mehr zu holen. Und weil auch das interne Umsatzwachstum beschränkt ist, verlegt sich das Management aufs Sparen. Zudem werden die Aktivitäten zunehmend auf IT-Dienstleistungen ausgedehnt, denn da sind höhere Margen zu erzielen.

«Buy Rating mit Überzeugung bekräftigt», schreibt Vontobel-Analyst Panagiotis Spiliopoulos. Ich bin da zurückhaltender. Das Geschäftsmodell ist wenig innovativ, die Konkurrenz gross, klares Wachstum nur über Zukäufe möglich.

Gesunde Zahlen

«Auf lange Sicht bin ich positiv gestimmt für Actelion», schrieb ich Anfang November 2016. Sie kennen das Ende der Geschichte: Ende Januar hat Johnson & Johnson (J&J) grünes Licht für ein Übernahmeangebot an die Actelion-Aktionäre erhalten. Der Preis: 30 Milliarden Dollar. Mit «auf lange Sicht» war es also nicht weit her; doch wer auf meine Empfehlung hin die Titel des Schweizer Biotechkonzerns gekauft hat, hat seinen Einsatz verdoppelt – innert vier Monaten. Actelion-CEO und Mitgründer Jean-Paul Clozel (61) hat für die Aktionäre und damit auch für sich selbst das Optimum herausgeholt.

Weniger Freude am Deal haben die Aktionäre des weltgrössten Gesundheitskonzerns. Die J&J-Aktien bekunden seit vergangenem Sommer Mühe, die Übernahmepläne haben den Abgabedruck vorübergehend noch erhöht. Viele US-Analysten erachten den Preis – dieser beträgt das 43fache des letztjährigen Gewinns von Actelion – als zu hoch. Doch Alex Gorsky (56), bei J&J CEO und VR-Präsident in Personalunion, will mit der Akquisition frischen Wind in den Konzern bringen. Das gelang bereits 2012, als die Amerikaner die Schweizer Medizinaltechnikfirma Synthes für 21 Milliarden Dollar schluckten.

Der US-Gesundheitsgigant kann einen Wachstumsschub brauchen. Das in den Bereichen Pharma, Medizinaltechnik und Diagnostik aktive Unternehmen wächst zwar solide, doch das Tempo vermag nicht zu berauschen. Immerhin ist die Ertragslage gut; das operative Ergebnis bewegt sich seit langem zwischen 25 und 29 Prozent. Auch die Gewinnmarge von zuletzt 23 Prozent kann sich sehen lassen. Mit einem KGV von 16,4 für 2017 sind die Aktien leicht höher bewertet als jene von Konkurrenten wie Pfizer und Merck. Dennoch sind J&J speziell für konservative Anleger interessant.

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