Der Haustechniker linst in der Tiefgarage kurz um die Ecke. «Sehr schönes Auto», ruft er hinter der Mauer. Sogar die Farbe «Orange Flame» findet er «toll». Mit Sicherheit hat er zuvor die Karosse inspiziert: Sie ist sehr lang, mit einer nicht enden wollenden Schulterlinie, dem typischen Doppelaugengesicht und coolen Rückleuchten in Form halb geschlossener Augen – klassischer Luxus mit dynamischer Ausprägung. Kein Sportwagen, vielleicht auch kein Gran Turismo, eher ein zum Gleiten einladender Viersitzer. Im Ansatz vergleichbar mit BMW 8er oder Mercedes E-Klasse, die natürlich unterhalb des Bentley angesiedelt sind.

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Knackige Proportionen

Der Brite gehört dem automobilen House of Lords an. Er löst das Versprechen seiner traditionsreichen Marke ein: Luxus, aber auch Understatement. Und eine gewisse Eleganz und Schnittigkeit, falls dieses Wort existiert, also knackige Proportionen ohne sichtbares Übergewicht.

Genau daran litten respektive leiden seine Ahnen und SUV-Bruder Bentayga; der Vorgänger war sogar leicht kompakter, im Design aber zu pummelig. Und der Bentayga fährt mit der Eleganz eines Transportpanzers vor.

Klar, solche Modelle müssen vor allem auch den Asiaten gefallen, die ihren Status gern sichtbar machen; auch Bentley-Designer leiden nicht an Geschmacksverirrung. Dass sie den Continental wieder etwas europäisiert haben, tut ihm optisch definitiv gut.

Bentley Continental GTC

Mächtige Mittelkonsole: Auch von Innen überzeugt der Continental.

Quelle: ZVG

Edle Hölzer, Metall und Klavierlack

Es gibt Autos, die besteigt man mit angehaltenem Atem. Dieser Bentley ist so eines. Innen sitzt man nicht einfach, man hält sich auf. Vielleicht weilt man sogar. Tolle Hölzer, Metall und Klavierlack in sehr edler Verarbeitung umringen den Fahrer, der sich tief eingebaut fühlt, wozu auch die mächtige Mittelkonsole beiträgt. Kleine Staufächer machen genauso Freude wie das drehbare Display, das drei analoge Uhren oder einen Digitalbildschirm trägt.

Wenig Enthusiasmus wecken die mickrige Öffnung zum Kofferraum und der kaum vorhandene Fussraum im Heck, umso mehr dafür die, verglichen mit dem Vorgänger, viel bessere Strassenlage und Fahrdynamik.

Dieser Bentley will fahren, sein Vater musste fahren. Und endlich sind die Schaltwippen nun am Steuer befestigt, nicht mehr mit wackeligen Stengeln am Lenkstock. Würden sie noch knackiger rasten, wäre es perfekt.

Also: Dieser offene Bentley ist sicher kein Sportler, auch als GT eher gutmütig ausgelegt. Dafür blubbert hier der wohl letzte Zwölf-Ender unterm Blech. Und auch wenn Sie kein Rapper, überbezahlter Fussballer oder Erbe sind: Falls Sie noch nicht in der Rolls-Royce-Liga angekommen sind und sich nicht in einem Ferrari sehen, könnten Sie mit dem hier glücklich werden.

Bentley Continental GTC
Antrieb: 6-Liter-W12-Biturbo-Benziner 
Verbrauch: 12,1 Liter Super
Leistung: 635 PS (467 kW)
0–100 km/h: 3,8 s 
Vmax: 333 km/h 
Preis: ab 258 700 Franken

Dirk Ruschmann
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