Viele Schweizer machen ihre Einkäufe im Ausland. Rund 10 Milliarden Franken gaben Einkaufstouristen 2016 auf der anderen Seite der Grenze aus. Dank des starken Frankens und der tieferen Preise lässt sich mit einem Ladenbesuch im Ausland Geld sparen. Durch die Preise sollten sich Einkaufstouristen aber nicht blenden lassen: Wer nur für das Shopping ins Ausland reist, benötigt mehr Zeit und gibt mehr für die Reise aus als für Einkäufe in der Schweiz – wird dieser Aufwand berücksichtigt, verpufft der Spareffekt womöglich.

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Wie viel müssen Einkaufstouristen also ausgeben, damit sich ihr Ausflug rechnet? 105 Franken pro Person oder 274 Franken pro Auto im Jahre 2015, sagt die Credit Suisse. Und aktuell müssen Einkaufstouristen noch viel schärfer kalkulieren – der Euro hat sich seit 2015 stark aufgewertet.

Die CS-Experten berücksichtigen den längeren Reiseweg und den Fakt, dass in der Regel mehrere Personen zusammen fahren. Rund eine Stunde länger sind Schweizer im Schnitt unterwegs, wenn sie für Einkäufe ins Ausland reisen, statt sie im eigenen Land zu tätigen. Diesen Reise- und Zeitaufwand müssen Konsumenten wieder hereinholen – die Preise waren 2015 im Ausland bei einem Einkauf im Schnitt rund 50 Prozent tiefer als hierzulande.

In Basel lohnt sich der Einkaufstourismus

Die 105 Franken pro Person sind ein Durchschnittswert für die Schweiz. Einkaufstouristen wohnen aber mehrheitlich in der Nähe der Grenze. Für Baselstädter oder Schaffhauser lohnt sich die Fahrt über die Grenze auch, wenn sie den Einkaufskorb nur halb füllen, weil die Distanzen so kurz sind. Luzerner oder Urner müssen hingegen für mehrere Hundert Franken einkaufen, damit sich der Aufwand lohnt. Zudem können Einkaufstouristen die deutsche Mehrwertsteuer zurückfordern, was bei der CS-Rechnung nicht berücksichtigt wurde.

In diesem Jahr dürfte der Einkaufstourismus wegen des schwächeren Frankens nicht zusätzlich wachsen, sagt die CS. Die Ladenbesuche werden wohl sogar zurückgehen. Allerdings bestellen Schweizer immer mehr bei ausländischen Onlinehändlern. Dieselbe Prognose macht Coop-Chef Joost Sutter in der aktuellen «NZZ am Sonntag»: Während Schweizer Lebensmittelwieder vermehrt zu Hause kauften, wachse der Anteil der Auslandseinkäufe über Online-Shops kräftig, so Sutter.

Zalando wächst kräftig

Zalando, die Nummer zwei im Schweizer Onlinehandel nach Digitec Galaxus, setzte letztes Jahr bereits 624 Millionen Franken um, schätzt die CS. Seit 2012 hat sich der Umsatz des deutschen Konzerns in der Schweiz verdreifacht. Auch bei Amazon kaufen bereits heute viele Schweizer über Umwege ein, obwohl der Onlinehändler keine Waren direkt ins Land liefert. Bald wird Amazon wohl auch offiziell starten und den Schweizer Händlern Konkurrenz machen. Mit dem chinesischen Internethändler Alibaba mit seiner Tochter Aliexpress und der deutschen Otto-Gruppe sind zwei weitere Grosskonzerne bereits in der Schweiz aktiv.