Gute Zeiten für Schweizer Luxusuhren: Das Tief der letzten drei Jahre in den USA ist überwunden. Im zweitgrössten Exportmarkthinter Hong Kong stiegen im ersten Halbjahr die Verkäufe von Uhrenüber 1000 Franken um 13,5 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode. Das zeigen Zahlen des Marktforschers NPD Group, die das Online-Portal «Hodinkee» publizierte.

Normalerweise sind die NPD-Zahlen nicht öffentlich und der Uhrenindustrie vorbehalten. Entgegen den kürzlich publizierten Zahlen des Schweizerischen Uhrenverbands FH beziehen sie nicht nur die Verkäufe aus dem Einzelhandel ein, sondern auch die Direktverkäufe. Doch auch die FH-Zahlen belegen ein starkes Wachstum: So stiegen die gesamten US-Exporte im ersten Halbjahr um 9,1 Prozent auf 1,08 Milliarden Franken.  

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Teure Uhren verzeichnen stärkeres Wachstum

Besonders gefragt in den Staaten sind teure Zeitmesser. Während sich weltweit Schweizer Uhren mit einer Preisspanne zwischen 1000 und 5000 Franken am meisten verkaufen, ist das in den USA anders: Laut NPD machen Uhren über 5000 Franken die Hälfte des gesamten Marktes aus. So stiegen die Verkäufe von Modellen, die mehr als 10’000 Franken kosten, um 16 Prozent. Jene zwischen 5000 und 10’000 Franken wurden um 14 Prozent mehr verkauft.

Vom Aufschwung profitieren besonders zwei Marken: Rolex und Patek Philippe. Im ersten Halbjahr konnten sie ihren Marktanteil auf Kosten fast aller Wettbewerber steigern. Und das obwohl sie den US-Markt bereits dominieren. «Diese beiden Monster-Brands repräsentieren über 70 Prozent des Anteils in der Kategorie über 10’000 Dollar», sagt NPD-Uhrenanalyst Reg Brack zu «Hodinkee». «Wenn Sie eine Marke sind, die in dieser Preiskategorie um Anteile in den USA kämpft, ist das beängstigend.»

Laut nichtgenannter Quellen aus der Schweizer Uhrenindustrie sei diese Marktmacht eine Anomalie, die in den USA einzigartig ist. Zudem entfalle der Löwenanteil des Umsatzes auf Rolex, deren Jahresproduktion 20 mal so hoch ist wie die von Patek Philippe.  

Wartelisten für eine Patek Philippe

Besser sieht es für andere Marken im niedrigeren Luxus-Bereich aus. In der Kategorie zwischen 5000 und 10’000 Franken konnten neben Rolex auch das Swatch-Flaggschiff Omega und die Richemont-Tochter Cartier zulegen. Ein Grund dafür sei, dass sich etwa Breitling und TAG Heuer neu ausrichteten und mehr Uhren unter 5000 Dollar eingeführt hätten, sagt Brack.

Eine Patek Philippe Nautilus, gezeigt an der diesjährigen Uhrenmesse Basel World.

Dass in den USA Schweizer Luxusuhren wieder den Takt angeben, ist primär der florierenden Wirtschaft zu verdanken. Auch haben laut Brack die Schweizer Uhrenhersteller erkannt, dass sie den Markt überlasten, wenn sie zu viele neue Produkte in die Läden drücken – und so den Graumarkt überschwemmen.

Trotz zweistelligen Wachstums hätten Audemars Piguet, Patek Philippe, Rolex, Cartier, IWC Schaffhausen und Panerai dieses Jahr ihr US-Grosshandelsnetz gestrafft. Das hat nun zu Engpässen bei gefragten Modellen geführt. So gäbe es bereits Wartelisten für eine 5711, das Basismodel der Patek Philippe Nautilus. «Es gibt aber auch andere Marken, die Probleme haben, Modelle auf Lager zu halten», sagte er.

Die Knappheit dürfte anhalten. Brack geht davon aus, dass die Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte «enorm stark» bleibt. Die Zeiger stehen für Schweizer Uhren auf Wachstum.