Wenn Leonardo diCaprio, Jennifer Lawrence oder Matt Damon bei der Oscar-Zeremonie Ende des Monats ihre Geschenkpakete öffnen, ist das teuerste Präsent zugleich das heikelste. Israel lädt die 25 Nominierten in den fünf wichtigsten Kategorien und Moderator Chris Rock zu einer zehntägigen Luxusreise ein.

Inklusive Erste-Klasse-Flügen und Spitzenhotels liegt der Marktpreis pro Person bei umgerechnet 55'000 Schweizer Franken. Damit fällt der bei den Oscar-Verleihungen übliche «Swag Bag» (Beutesack) in diesem Jahr besonders üppig aus, wozu in erster Linie das israelische Lockangebot beiträgt.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Umstrittener Luxustrip

Origineller, wenn auch weniger teuer sind unter den insgesamt jeweils 41 Geschenken die «Vampire Bruststraffung» mittels Eigenbluttherapie für 1700 Euro oder das Paket mit sechs Rollen ultraweichem Klopapier für läppische 250 Euro.

Doch wer das Top-Präsent annimmt, darf sich auf Anfeindungen gefasst machen. Kritiker werfen Israel vor, diese Werbekampagne solle vom Konflikt mit den Palästinensern ablenken, insbesondere der Blockade des Gazastreifens und der bald 50-jährigen Besatzung des Westjordanlands. Die beiden britischen Star-Regisseure Mike Leigh und Ken Loach haben die Begünstigten bereits aufgefordert, diesen Gutschein an palästinensische Flüchtlinge weiterzureichen.

Publizität ist ein Vielfaches der Reisekosten wert

Das israelische Tourismus-Ministerium erklärt seinerseits, die Promi-Touren sollten das wahre Bild Israels verbreiten helfen. Initiator Samuel Gee, Chef der PR-Agentur «exploreisrael.com», sagt, der Oscar-Beitrag sei Teil des Bemühens, «Multiplikatoren» nach Israel zu bringen: «Die Leute neigen doch dazu, ihren Idolen nachzueifern.» Und die sozialen Medien haben deren Einfluss vervielfacht.

«Jeder der Beschenkten hat Millionen Anhänger. Besucht uns ein Filmstar und postet sein hier aufgenommenes Selfie, ist der Werbewert riesig», sagt Amir Halevi, Generaldirektor des Ministeriums, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP. Gee ergänzt: «Klar hoffen wir auf Publizität, wenn sie per Twitter und weiteren sozialen Medien berichten, welch tolle Zeit sie verbringen; aber das ist ihnen völlig freigestellt.»

Kritische Äusserungen wären ungünstig

Doch der PR-Schuss kann auch nach hinten losgehen. So haben sich zwei der bedachten Schauspieler, Mark Ruffalo und Mark Rylance, in der jüngeren Vergangenheit sehr kritisch zur israelischen Haltung im Nahostkonflikt geäussert.

«Wenn die Prominenten vor, während oder nach der Reise kritische Kommentare abgeben, kann das zum Eigentor werden, statt positive Assoziationen auszulösen», warnt Margaret Campbell, die ein Buch über Risiken der Prominentenwerbung geschrieben hat.

Beweis für gute Sicherheitslage

Doch andere Experten schätzen das Potenzial der Einbeziehung von Prominenten in die Werbung trotz Risiken eher positiv ein. Ofer Zalzberg, Leitender Analyst für Nahostfragen in der International Crisis Group, gibt angesichts der anhaltenden Gewaltwelle in der Region zu bedenken: «Promi-Besuche sind für Israel jetzt sehr wichtig. Denn sie zeigen dem breiten Publikum, dass es dort friedlich genug ist, um hinzureisen.»

(sda/jfr/me)