Vor knapp einem halben Jahrhundert landete Astronaut Neil Armstrong auf dem Mond und brachte ein kleines Beutelchen voller Gesteinsproben zurück zur Erde. Das soll jetzt in New York versteigert werden – sogar noch mit ein bisschen Mondstaub drin.

Auf den ersten Blick wirkt der kleine, weisse Beutel unscheinbar – läge er nicht in einer beleuchteten Vitrine und wäre da nicht die schwarze Aufschrift in Grossbuchstaben: «Lunar Sample Return». Der 2012 gestorbene Neil Armstrong, Astronaut der US-Raumfahrtbehörde NASA und erster Mensch auf dem Mond, benutzte den Reissverschluss-Beutel 1969, um damit Gesteinsproben zurück zur Erde zu bringen – die ersten Stückchen Mond, die jemals die Erde erreichten.

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Ein Rest Mondstaub und Steinchen

«Dieses scheinbar bescheidene Beutelchen war Teil der grössten Reise der Menschheit», sagt Cassandra Hatton vom Auktionshaus Sotheby's in New York, die das Stück nur ganz vorsichtig und mit speziellen schwarzen Schutzhandschuhen anfasst.

Die von Armstrong gesammelten Proben sind nicht mehr in dem Beutel, aber ein Rest Mondstaub und winzige Steinchen. «Wir reden hier nicht über Tassen voll», sagt Hatton, «aber über die Innenseite des Beutels ist Staub geschmiert. Das sieht aus wie schwarzer Graphit, sehr dunkel mit kleinen Stückchen. Man sieht das sehr gut gegen den weissen Stoff.»

Für Raumfahrtfans

Knapp ein halbes Jahrhundert nach Armstrongs Mondlandung soll das aus Raumanzug-Material hergestellte Beutelchen am Donnerstag den 20. Juli versteigert werden. Sotheby's erwartet einen Preis von bis zu vier Millionen Dollar.

Daneben stehen weitere Raumfahrt-Stücke zur Versteigerung, beispielsweise der komplette Flugplan der «Apollo 13»-Mission, für den Sotheby's sich bis zu 40'000 Dollar erhofft. «Der sieht sehr technisch und schwer verständlich aus, aber wenn man sich hinsetzt und die Transkription der Stimmen durchgeht, dann kann man alles, was sie mitgemacht haben, noch einmal erleben», sagt Hatton.

«Ich habe das ein paar Tage lang gemacht und hatte richtig Herzklopfen.» Die Mission hatte 1970 nach der Explosion eines Tanks vorzeitig abgebrochen werden müssen, die drei Besatzungsmitglieder konnten sich in ihrem beschädigten Raumflugzeug zur Erde retten.

Einst ein Schnäppchen

Die Geschichte des Mondgestein-Täschchens ist ebenfalls turbulent: Nach dem Ende der Mission wurde es fehlerhaft ausgezeichnet und landete beinahe im Müll. Jahrzehntelang lag es dann unerkannt in Lagerhäusern, bis eine Behörde des US-Justizministeriums es mit anderen Stücken zusammen versteigerte.

Eine Frau zahlte 995 Dollar dafür und schickte es zur NASA, um herauszufinden, um was es sich handelte. Die NASA erkannte ihr Mondgestein-Täschchen wieder und wollte es auch gleich behalten, aber die Besitzerin wehrte sich vor Gericht und bekam Recht.

Die Frau habe dann aber gemerkt, dass sie den Beutel nicht bei sich im Haus aufbewahren könne, sagt Sotheby's-Expertin Hatton. «Es ist ein einzigartiges, sehr wertvolles Stück. Fremde haben schon versucht, bei ihr einzubrechen.» Wer es nun wohl kaufen werde? «Das müssen wir abwarten.» Es gebe aber schon Interesse aus aller Welt.

Unendlich selten

Da mache es dann auch nichts aus, dass das Beutelchen auf der Unterseite zwei Risse habe. «Wann die dorthin gekommen sind, ist unklar, wahrscheinlich nach Ende der Mission. Manchmal ist der Zustand eines Stücks sehr wichtig, aber je höher der Seltenheitsfaktor ist, desto weniger wichtig wird es. Und weil der Seltenheitsfaktor hier unendlich ist, sind die Risse komplett egal», sagt Hatton.

«Das hier in der Hand zu halten – so nah werde ich nie wieder dahin kommen, Neil Armstrong die Hand zu schütteln, auf dem Mond zu landen oder an dieser Mission beteiligt zu sein. Man kann ins Museum gehen und sich diese Dinge anschauen, aber sie lassen es dich nie und nimmer anfassen. So etwas zu besitzen ist einfach unglaublich.»

(sda/jfr)