Für seinen Alterssitz hielt Henri-Ferdinand Lavanchy nach einem prächtigen Anwesen Ausschau. Und wurde nach einigem Suchen im waadtländischen Dorf Chéserex fündig: Er stiess auf das leicht abgewirtschaftete Château de Bonmont, eine alte Schlossanlage mit eigener Kirche, einem Bauernbetrieb mit vier Gutshäusern und 70 Hektaren Umschwung. So viel Platz verführte den leidenschaftlichen Golfspieler Lavanchy dazu, daselbst eine eigene, traumhafte 18-Loch-Anlage anzulegen. Das Schloss mit 70 Zimmern liess Lavanchy, durch die von ihm gegründete Zeitarbeitsfirma Adecco zum hundertfachen Millionär geworden, für viel Geld liebevoll restaurieren.

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Dem neuen Hausherrn auf Bonmont gefiel der neue Ruhesitz dermassen gut, dass er «Freunde teilhaben» lassen wollte. Entstanden ist schliesslich ein Viersternhaus der besonderen Art. «Wir sind der einzige Golfclub mit eigenen Gästezimmern», untertreibt Bonmont-Hausherr Lavanchy. Wer das Glück hat, eines der gerade mal acht Hotelzimmer buchen zu können, logiert wahrlich fürstlich, vielleicht in einem Zimmer, das stilecht mit Möbeln aus der Epoche Ludwigs XIII. eingerichtet ist. Denn Henri-Ferdinand Lavanchy hat keine Kosten gescheut und das Schloss mit kostbarsten Antiquitäten und wertvoller Kunst an den Wänden ausgestattet. Und dennoch zweifelt der 79-jährige Patron, ob sein heimisches Bonmont nun der absolute Traum ist. Vielleicht setzt er sich nicht hier, sondern am französischen Mittelmeer zur Ruhe, in dem ihm ebenfalls gehörenden, auf einem Felsen hoch über Nizza gelegenen Luxushotel Palais Maeterlinck.

Henri-Ferdinand Lavanchy besitzt noch weitere Hotels, so in Spanien oder in Florida, und alle sind sie mit exzellenten Golfanlagen ausgestattet. Er steht mit seiner Liebe zu teuren Hotels beileibe nicht alleine da. Viele unter den Superreichen haben sich in den letzten Jahren exklusive Häuser zugelegt: so der Hörgerätelieferant Andy Rihs (Seehotel Al Porto, Lachen), Uhren-Doyenne Jasmine Audemars (Hotel des Horlogers, Le Brassus), der Landolt-Clan (Beau Rivage in Lausanne, Riffelalp in Zermatt), Serono-Biotech-Teilhaberin Donata Bertarelli Späth (Grand Hotel Park, Gstaad), Metros Ex-Finanzchef Hans-Dieter Cleven (Giardino, Ascona), die Baumaschinenhersteller-Geschwister Liebherr (drei Fünfsternhotels in Irland sowie drei Spitzenhäuser in Deutschland und Österreich), Hortense Anda-Bührle (Castello del Sole, Ascona), Financier Urs Schwarzenbach (Dolder in Zürich, Suvretta in St. Moritz, Sonne in Küsnacht) oder Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone (Olden, Gstaad).

Es wirkt beinahe so, als ob ein sündhaft teures Hotel die Steigerung von früher beliebten Spielzeugen der Superreichen sei: Erst war es ein Luxusgefährt von Rolls-Royce oder Ferrari, dann ein Privatjet – und jetzt eben ein ganzes Hotel. Und gross müssen die erstandenen Objekte sein, damit sie auch möglichst teuer in Luxusherbergen umgewandelt werden können.

Eine immense Summe verschlungen hat auch das Hotel Quellenhof in Bad
Ragaz. Seit Jahrzehnten Mehrheitsaktionär ist die Familie Schmidheiny. Thomas hat die Verantwortung von Vater Max übernommen und vor zehn Jahren das Hotel neu eröffnet. «In den letzten 15 Jahren haben wir rund 150 Millionen Franken in den neuen Quellenhof, den Hof Ragaz, das Casino und unsere Infrastruktur investiert», sagt Thomas Schmidheiny. Dabei wurde ein wesentlicher Teil der Investitionssumme durch ein Bankenkonsortium finanziert. Die Grand Hotels Bad Ragaz seien klassisch hypothekenfinanziert. «Letztlich stehen wir natürlich als Familie gerade», fügt er an. «Ich habe meinen Spass am Objekt und schaue deshalb gut zu ihm, auch unter Rentabilitätsaspekten.»

In diesem Herbst wurde ein zusätzlicher Neun-Loch-Golfplatz eröffnet. Nun soll das Haus zu einem der fünf besten Gesundheits-, Wellness- und Golfresorts Europas ausgebaut werden. Um dieses Ziel zu erreichen, «werden wir nochmals gegen 100 Millionen in den Hof Ragaz investieren», so Thomas Schmidheiny. Weiter ist ein drittes Hotel in Planung, das spezifisch auf Kleinkongresse ausgerichtet werden soll. Für Schmidheiny ist es erfreulich, dass «bereits die Hälfte der Verschuldung über den erarbeiteten Cashflow wieder abgebaut werden konnte». Dennoch steht dabei nicht das Renditedenken im Vordergrund. «Mein Engagement betrachte ich als eine Art kontrollierte Liebhaberei.»

Aus Sachzwang ist Willy Michel Hotelier im Nebengeschäft geworden. Der Mehrheitsaktionär des Medizinaltechnik-Unternehmens Ypsomed musste bei grösseren Anlässen mit Geschäftspartnern jeweils nach Bern ins Bellevue ausweichen, weil er am Firmenhauptsitz in Burgdorf keine geeigneten Sitzungsräume fand. Als ihm die Burgergemeinde das mitten im Zähringer Städtchen gelegene Hotel Stadthaus «praktisch gratis» anbot, habe er zugegriffen. Michel hat aber auch aus einem anderen Grund zugegriffen: «Es war mein Bubentraum, zwar nicht ein Hotel, dafür ein Restaurant zu führen.» Mit einer Millionenspritze wurde das aus dem 14. Jahrhundert stammende Barock-Palais stilvoll und nach alten Vorbildern renoviert. Entstanden ist das mit 18 Zimmern kleinste Fünfsternhotel der Schweiz; klassisch-luxuriös das Innere, Antiquitäten, Perserteppiche, edle Stoffe. Und das Herzstück, dem Willy Michels ganze Zuneigung gehört: das Restaurant La Pendule.

Dennoch muss der Unternehmer beim Stadthaus «einiges an Geld zuschiessen». Aus diesem Grund hat Michel weitere Restaurations- und Hotelbetriebe dazugekauft, so das ebenfalls in Burgdorf gelegene Hotel Berchtold. Auf Gruppenebene werde inzwischen eine ausgeglichene Rechnung erreicht. Wie viel Michel, der auch das Franz-Gertsch-Museum betreibt, ins Gastgewerbe gesteckt hat, wisse er nicht so genau. «Mehrere Dutzend Millionen waren das schon.» Vor einigen Monaten wurde am Hotel Stadthaus der fünfte Stern abmontiert – auf Geheiss des Patrons. Mit dieser ungewöhnlichen Massnahme will Michel Schwellenängste bei den Burgdorfern abbauen, der Herberge zu mehr Umsatz verhelfen und den Verlust abbauen.

Vom «Hotel meiner Träume» schwärmt der Basler Thomas Straumann: «Die Mindestausrüstung wäre eine urgemütliche Bar mit Live-Jazz. Die Zimmer? Sie müssten jede Verwandtschaft mit Wandschränken Lüge strafen. Eine erfolgshungrige Küchenbrigade würde ich mir wünschen – würde sie an den besten Töpfen Frankreichs, Italiens und selbstverständlich Bangkoks, Hongkongs und Tokios schnuppern lassen.» Da es Straumann als Hauptaktionär des gleichnamigen Dentalimplantate-Fabrikanten nicht am nötigen Kleingeld mangelt, um sich solche Sehnsüchte zu erfüllen, hat er seinen Bubentraum verwirklicht und das Grand Hotel Bellevue in Gstaad gekauft: fünf Sterne, tolle Zimmer, Jazz-Bar mit Livemusik, zwei mit gesamthaft 30 «Gault Millau»-Punkten dekorierte Restaurants. Offenbar findet Straumann solche Freude am luxuriösen Nebenerwerb, dass er auch sein zweites Besitztum, das Basler Hotel Drei Könige, für viel Geld in Schuss bringen lässt. Auf die Schmuckmesse 2006 hin soll die ruhmreiche Nobelgaststätte, wo sich Fürsten und Politiker wie Napoleon, Queen Victoria oder Kaiser Wilhelm ins Gästebuch eingetragen haben, in neuem Glanz erstrahlen.

Bei den Sandoz-Erben dagegen spielen hehre Motive die entscheidende Rolle für milde Gaben in die Hotelkasse. «Das ist ein Bekenntnis zur Tradition der Schweizer Industriegeschichte», erklärt Jörg Denzler als Sprecher der Sandoz-Familienstiftung. In der Tat hatten Schweizer Hoteliers wie etwa der Walliser Cäsar Ritz im 19. Jahrhundert den Ruf überragender Gastgeber in die Welt hinausgetragen. Für die Investments der Sandoz-Stiftung beim Beau-Rivage Palace in Lausanne oder auf der Riffelalp in Zermatt gibt es zusätzlich einen simplen Hintergrund: Der Stiftungsgründer sowie Bildhauer und Maler Marcel-Edouard Landolt hatte seine Sommerferien stets auf der Riffelalp verbracht und dort intensiv «gebildhauert», sagt Denzler. Das Beau-Rivage war jahrelang sein Hauptdomizil.

Das Engagement im Hotelbereich, die «Erhaltung und Pflege sowie den Schutz sozialer Werte», sprich die Sicherung von Arbeitsplätzen, unterstützt die Stiftung nur in der Schweiz. Ein auffälliges Hotelprojekt, initiiert vom Gründerenkel Christian Landolt in England, ist reines Privatvergnügen, realisiert mit eigenem Geld. Ein traumhaftes Anwesen mit gerade einmal 23 Zimmern und Suiten haben Christian Landolt und dessen Mutter Alix Landolt mit Whatley Manor in Wiltshire geschaffen. Und dabei grosszügig investiert.

Händler gelten gemeinhin als Geizhälse. Wer mit Lieferanten um Zehntelpunkte feilscht, gibt angeblich auch privat ungern Geld aus. Ausgerechnet ein früherer Detaillist aus Deutschland jedoch gilt seit beinahe zwei Jahrzehnten in seiner Schweizer Wahlheimat als Synonym für verschwenderischen Umgang mit Barem: Der 81-jährige Karl-Heinz Kipp aus Arosa, der jede freie Minute am liebsten im Tessin verbringt, soll seit seiner Niederlassung gegen 300 Millionen Franken verpulvert haben – für den teuren Aufkauf und die noch kostspieligere Renovation von Luxushotels. Derzeit werkeln wieder Handwerker in Kipps Fünfsternherbergen Eden Roc in Ascona sowie den beiden Bündner Häusern Tschuggen in Arosa und Carlton in St. Moritz. Unter Anleitung des Tessiner Stararchitekten Mario Botta werden Wellnesstempel erbaut und das Carlton zu einem Suitenhaus aufgerüstet. Warum Herbergsvater Kipp so üppig Millionen spendiert? Er hat ganz einfach Freude daran und in Tochter Ursula Bechtolsheimer eine begeisterte Mitstreiterin.
Der Neuschweizer Hans-Dieter Cleven aus dem zugerischen Hünenberg, reich geworden als angestellter Manager im Detailhandel, begründet sein Hotel-Engagement primär mit Renditedenken. Seine Beteiligung am berühmten Giardino in Ascona, das zur Spitze der Schweizer Fünfsternhotellerie gehört, sieht er als Profitcenter. Wie auch seine anderen Investments: «Ich habe nicht Völkl/Marker gekauft, um Ski zu fahren», formuliert der 62-Jährige. Und seine Partnerschaft mit Tennislegende Boris Becker hat er nicht geknüpft, «um besser Tennis zu spielen». Zur Bestätigung schiebt er nach: «Meine Investments sind nicht Hobby oder Zeitvertreib. Die Rendite stimmt.» Wenn also diese Erwerbsquelle «eben kein Hobby» ist, schliesst das nicht aus, dass er daran Spass hat.

Cleven wohnt freilich in einem neuen Domizil, das er sich neben dem Giardino hat bauen lassen. Nachbar Karl-Heinz Kipp hingegen teilt sich ein Dach mit den Urlaubern in seinem Eden Roc. Kurios hört sich an, wenn Herbergsvater Kipp an seine ersten Gehversuche im Gastgewerbe erinnert. Er wäre womöglich niemals Grand-Hotelier geworden, wenn die damaligen Betreiber des Eden Roc einen Mietvertrag mit ihrem Stammgast Kipp nicht schnöde gekündigt hätten. Der Handelsmilliardär, damals noch Besitzer der Verbrauchermarktkette Massa in Deutschland, war ein treuer Schweiz-Tourist. Die Sommerferien genossen die Kipps in einer gemieteten Wohnung im Eden Roc, «bis uns gekündigt wurde», bemerkt der Patriarch. Gegen seinen Willen musste er sein Lieblingsquartier räumen und zog ins Ascolago. Vom Nachbarhotel blickte er stets voller Wehmut hinüber zum Eden Roc. Und wartete und wartete – bis der Erbengemeinschaft das Geld ausging und sie das Hotel verkaufen musste. Kipp verdoppelte glatt das Gebot seines Mitbieters, des deutsch-schweizerischen Immobilientycoons Erich Dreier. Der 81-jährige Karl-Heinz Kipp hat seither Wohnrecht, wo er sich am wohlsten fühlt: im Fünfsternhotel Eden Roc.