BILANZ: Fast kein Mann gibt zu, dass er sich mit Behandlungen verschönern lässt. Woran liegt das?

Jann Hess: Manche Männer müssen noch gewisse Hemmschwellen überwinden, fast so, als würde die Tatsache, dass sie sich pflegen lassen, ihr Bild von Männlichkeit tangieren. Wir erleben aber täglich, dass Männer und Wellness heute kein Widerspruch mehr ist.

Im Spa des «Dolder Grand» werden spezielle Männerbehandlungen angeboten? Werden diese rege gebucht?

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Wir stellen einen klaren Trend zu mehr Behandlungen fest. Nach wie vor gönnen sich die meisten Männer vor allem Massagen, aber auch bei Gesichtspflege, Manicure, Pédicure und Haarentfernung haben die Buchungen in den letzten Jahren deutlich zugenommen.

Was für Männer buchen bei Ihnen?

Wir sind ein Luxushotel in einem urbanen Kontext – unsere Kundschaft ist aufgeschlossen, modern und in der Regel gutbetucht. Was das Alter oder den Beruf betrifft, sind die Gäste bunt gemischt. Ich könnte nicht einen besonderen «Spa-Typen» ausmachen.

Was erwarten die Männer von einer Behandlung? Sichtbare Resultate? Entspannung?

Die Bedürfnisse sind unterschiedlich. Es gibt zum Beispiel Männer, die zu uns kommen, weil sie eine wichtige repräsentative Aufgabe vor sich haben. Sie buchen eine Gesichtspflege, damit sie frisch und ausgeruht aussehen. Andere verbringen einen ganzen Tag bei uns, schwimmen, tanken Sonne, lassen sich massieren und pflegen, gewinnen Abstand vom Alltag.

Werfen wir einen Blick auf die Strasse. Würden Sie sagen, der heutige Mann wird immer gepflegter?

Auf jeden Fall – wobei es zwei Typen von «gepflegten Männern» gibt. Der klassische Typ, der diskret an seinem Aussehen arbeitet, regelmässig Haare schneidet, Gesicht und Hände pflegt, den Körper in Schuss hält und sich dementsprechend kleidet. Der andere, extrovertiertere Typ ist eher südländisch geprägt – er trägt auffallende Frisuren, zupft sich die Augenbrauen, schminkt sich sogar ab und zu und trägt betont modische Kleidung.

Wird sich der Trend zum schöneren Mann halten können?

Davon bin ich überzeugt. Die Anforderungen an das Äussere sind in den letzten Jahren gestiegen. Parallel dazu entdecken immer mehr Männer, dass ein bisschen Pflege nicht nur den Teint zum Strahlen bringt, sondern auch der Seele gut tut. Der Markt reagiert. Die Kosmetikbranche präsentiert laufend neue Produkte, und auch im Spa-Bereich hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Gerade bei Letzterem orte ich noch ein grosses Potenzial.

Was für ein Potenzial?

Das Angebot im Wellness-Bereich ist riesig, die Konkurrenz dementsprechend. Wer kein eigenes Konzept hat, wird untergehen. Männer-Spas wie jenes, das kürzlich mit Erfolg in München eröffnet wurde, könnten zum Beispiel eine klar definierte Kundschaft anziehen. Die Zeit für solche Angebote ist mehr als reif.