Mahagoni im Sihlwald – ja, das gibt es, wie ein Besuch in der Produktionsstätte von Boesch in Sihlbrugg offenbart. Zuerst erobert ein feiner Holzgeruch die Sinne und lässt sie bis zum Verlassen der Bootsmanufaktur nicht mehr los. In den 1973 in Betrieb genommenen Räumlichkeiten werden aus dem exotischen Holz, das natürlich FSC-zertifiziert ist und vornehmlich aus Plantagen der Elfenbeinküste stammt, qualitativ hochwertige Boote gebaut.

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Doch der erste Blick geht nicht auf eines der sechs bis zehn Meter langen Modelle, die Ascona, Costa Brava oder St. Tropez heissen. Gleich beim Eingang beendet ein Angestellter eine Arbeit, die vom Nachwuchs gefertigt wurde. Lehrlinge haben aus dem Mahagoniholz ein sogenanntes «Böschli» gebaut. Das nicht viel mehr als zwei Meter lange Bötchen wurde zu Grossvaters Zeiten als Beiboot gebaut. Auch Gottlieb Duttweiler ruderte mit einem solchen «Böschli» zu seinem Segelboot.

Es geht auch gross und luxuriös

Doch Boesch kann auch gross. Und luxuriös: Ein Blick in die Preisliste verrät etwa, dass das Modell 970 St. Tropez ohne Optionen 757'000 Franken kostet. Dafür gibts nicht nur einen knapp zehn Meter langen Augenschmaus, sondern auch gleich zwei V8-Motoren mit je 8,2 Liter Hubraum, die mit 740 gemeinsamen Pferdestärken für genügend Vortrieb sorgen.

Genau solche durstigen Monster haben Boesch während der Ölkrise in den siebziger Jahren beinahe das Genick gebrochen. Auch der immer tiefer sinkende Dollar brachte Boesch in Bedrängnis. Ein Problem, das wegen des tiefen Dollar- und Eurokurses wieder aktuell ist.

Jedes Boot ein Unikat

Wie hat Boesch auf diese Herausforderungen reagiert? «Mit Qualität statt Quantität», sagt Markus Boesch. «Serienfertigung, wie Grossvater sie bei Ford gesehen hatte, war in den fünfziger Jahren bei Holzbooten eine Revolution.» 20 Jahre später wurden Boote fast überall sonst zu 90 Prozent aus Kunststoff hergestellt. Holzboote, wie sie Boesch heute nach wie vor baut, gerieten zum Nischenprodukt.

Und genau das unterscheidet Boesch heute von fast allen Anbietern: Jedes Boot ist auf seine Weise ein Unikat und auf individuellen Kundenwunsch hergestellt. Markus Boesch schätzt, dass von den 3800 gebauten Booten noch immer gegen die 3000 auf den Gewässern dieser Welt herumfahren.

Wie sieht denn die Zukunft aus? Mit der Einführung der Zehn-Meter-Boote gerät die Produktionsstätte in Sihlbrugg an ihre räumlichen Grenzen. Noch mehr Qualität und Kundenbedarf an Individualität bedeutet, dass inzwischen nicht mehr als 25 Boote pro Jahr die Werkhallen verlassen.

Kein «Tesla-Effekt» zu spüren

Und wie sieht es beim Antrieb aus? Wollen Kunden weiterhin die alten hubraumstarken Benzinmotoren, oder ist bereits ein «Tesla-Effekt» zu spüren? «Nein, ganz und gar nicht», meint Markus Boesch. «Wir bieten schon seit einiger Zeit Elektromotoren an. Zum einen ist das aber sehr kostspielig, auch weil sich Wasser und Strom sehr schlecht vertragen», sagt er. «Zum anderen reichen die heutigen Akkus erst für etwas mehr als eine Stunde Fahrt mit Vollgas aus.»

Apropos Fahren: Grossvater Walter Boesch legte sehr viel Wert auf die Trimmlage seiner Boote. Was bei Autos Aerodynamik ist, heisst bei Booten Hydrodynamik. Durch möglichst viel Auftrieb ragt das Boot weit aus dem Wasser, und nur der Propeller soll vollständig darin bleiben. Das Resultat: mehr Vortrieb mit weniger Kraft- beziehungsweise PS-Aufwand.

Wer jetzt denkt, dass nur die Schönen und Reichen zu den Besitzern dieser exklusiven Boote gehören, irrt. Markus Boesch bewundert Kunden, die Jahre oder gar Jahrzehnte gespart haben, um sich den Traum vom eigenen Boesch-Motorboot leisten zu können. Sie haben dann ein Produkt, das in gut und gerne 2000 Stunden Handarbeit entstanden ist.