Am 11. Juni ist Sepp-Blatter-Tag. Einen Tag vor dem Kick-off der Fussball-WM in Brasilien will sich Sepp Blatter (78) am Fifa-Kongress in São Paulo für eine fünfte Amtszeit als Präsident des Weltfussballverbands empfehlen. Die «weltweite Fussballfamilie» (Fifa) wird ihm die Gefolgschaft kaum verwehren. Es gibt für die Fifa-Corona keinen Grund, einen anderen auf den Schild zu heben: Blatter hat Erfolg.

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Einziger Gegenkandidat ist bislang der Ex-Fifa-Funktionär Jérôme Champagne. Der Franzose mit Wohnsitz Zürich war bis 2010 Blatters Aussenminister, bis ihn «el presidente» fallen liess. Angeblich seien Geheimpläne aufgetaucht über eine Präsidentschafts-Kandidatur Champagnes. Seines Amtes enthoben, darf er nun trotzdem ran. Dass Champagne Blatter «fantastische Arbeit» bescheinigt, macht die Kampagne wenig glaubwürdig. Gewählt wird im Mai 2015.

Selbst die geforderte Amtszeitbeschränkung, die nun traktandiert ist, dürfte Blatter nicht aus seinem Amt schleudern. Der Basler Strafrechtsprofessor Mark Pieth, der ein von der Fifa eingesetztes unabhängiges Governance-Komitee leitet, erachtet die Reformchancen als höher, wenn Blatter noch mehr Zeit bekommt. Es könne sein, dass «ein neuer Präsident zuerst einmal seine Machtbasis etablieren muss», sagte er in der «NZZ am Sonntag». Blatter dürfte in die Verlängerung gehen.

Die Freunde

Abklatschen hier, Hände schütteln dort, ein Schulterklopfen da. Fifa-Präsident Sepp Blatter mimt gerne den Jovialen. Doch meist scheinen die öffentlichen Freundschaftsbekundungen der Galerie geschuldet. Echte Freunde habe Blatter nicht, heisst es bei jenen, die ihn schon lange begleiten. Blatter habe vielmehr Interessenvertreter: no friends, only interests. Seit Jahr und Tag an seiner Seite ist Wirtschaftsanwalt Peter Nobel von Nobel & Hug, der Mann fürs Grobe, heisst es intern. Treuer Weggefährte ist der frühere GC-Präsident Fritz Peter, der den jährlichen «Gusti-Cup» am Fifa-Sitz organisiert. Weniger bekannt, aber treu ergeben ist ihm Julio Grondona. Der Präsident des argentinischen Verbands ist formell Blatters Stellvertreter und amtsältester Vizepräsident. In die Fifa-Familie zurück holte Blatter 2007 den Generalsekretär Jérôme Valcke, nachdem dieser wenige Monate zuvor entlassen worden war. Ein Sponsoringvertrag mit Kreditkartenanbieter Visa war nicht rechtens, was die Fifa 90 Millionen Dollar kostete. Valcke sagt heute, er sei zwar Generalsekretär der Fifa, aber vor allem Generalsekretär des Präsidenten. Gut versteht er sich weiterhin mit «Kaiser» Franz Beckenbauer, der jeweils am jährlichen «Sepp-Blatter-Turnier» in Ulrichen VS mit vielen anderen Stars auftaucht. Und auch beim «Blick» ist Blatter gern gesehener Gast. Zuletzt arrangierte Ringier-Chef Marc Walder über Zürichs Dächern ein Doppelinterview mit Nati-Coach Ottmar Hitzfeld.

Die Gegner

Blatter stellt Freunde rascher ins Abseits, als sie es merken. Der frühere Ziehsohn und heutige Uefa-Präsident Michel Platini ist so einer. Platini will Blatter irgendwann beerben. «Nur eine Person könnte Blatter schlagen», sagt der Franzose: er selbst. Blatter seinerseits fuhr jüngst in der welschen Presse – die Uefa ist in Nyon – eine subtile Attacke gegen Platini: Die WM-Vergabe ins heisse Katar sei ein Fehler gewesen, sagte er. Platini war der Einzige, der offen für Katar einstand. Offizieller Kandidat für Blatters Nachfolge ist Jérôme Champagne. Scharf schiesst der ehemalige brasilianische Stürmerstar und heutige Politiker Romário, der Blatter als «einen Dieb, einen korrupten Hurensohn» beschimpfte. Auch Staatspräsidentin Dilma Rousseff war verstimmt über Fifa-Äusserungen zur WM-Organisation. Superstar Cristiano Ronaldo äffte er an einem Vortrag nach, sodass sich Ronaldo zierte, zur Verleihung des Ballon d’Or für den besten Fussballer nach Zürich zu reisen. Kein Blatter-Fan ist Wolfgang Niersbach, Chef des Deutschen Fussballverbandes. Reformen vorantreiben soll das von der Fifa eingesetzte unabhängige Komitee um Strafrechtsprofessor Mark Pieth.

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