Der Versicherungskonzern Baloise verabschiedet sich von persönlichen, finanziellen Leistungsanreizen. Er baut sein Salärsystem grundlegend um, wie Baloise-Manager Adrian Honegger ankündigt. «Anfang 2018 schaffen wir die individuellen Leistungslöhne konzernweit grösstenteils ab», sagt Honegger. Diese machen heute 10 bis 20 Prozent der Grundlöhne aus.

Ziel sei es, den Mitarbeitern mehr Vertrauen zu schenken und gleichzeitig sinnlose Anreizstrukturen zu beseitigen. Die heute bestehenden Systeme funktionierten nicht, sagt Honegger. Sie schafften unnötige Konkurrenz unter den Angestellten und behinderten das Teamwork.

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Online-Marke Baloisedirect wird aufgegeben

«In der Realtität werden oft Ziele definiert, die mit den Unternehmenszielen nichts zu tun haben, dafür aber einfach zu kontrollieren und zu erfüllen sind», sagt Honegger, Leiter der digitalen Transformation bei Baloise. Betroffen seien Mitarbeiter vom mittleren Kader bis hinauf in die Teppichetage. Die eingesparten Mittel fliessen teilweise in höhere Fixlöhne, teilweise in einen Pool für die Gewinnbeteiligung. Die Lohnsumme bleibe gleich, versichert Honegger.

Ebenfalls auf 2018 führt Baloise die verschiedenen Vertriebskanäle näher zusammen. Der eigenständige Online-Auftritt mit der Marke Baloisedirect solle im Verlauf des ersten Halbjahres abgeschafft werden. Künftig verdiene ein Aussendienstmitarbeiter auch an Abschlüssen mit, die von seinen Kunden online getätigt werden, erklärt Honegger.

Mehr Autonomie hilft der Motivation

Gute Noten erhält die Baloise dafür aus der Wissenschaft. «Individuelle Leistungslöhne fördern den Wettbewerb unter den Mitarbeitern, nicht die Kooperation», sagt Michael beckmann, Professor für Personalmanagement an der Universität Basel. Zudem gebe es praktische Probleme. «Mitarbeiter konzentrieren sich meist auf die Erfüllung jener Leistungsindikatoren, bei denen das am einfachsten ist.»

Künstliche Anreize wieder abzuschaffen sei keine Einfache Sache. Wichtig sei, dass wie im Fall der Baloise das Lohnniveau insgesamt gleich bleibe, so Beckmann. Begleite man die Umstellung zusätzlich mit Massnahmen, welche die Autonomie der Angestellten fördern, so könne das Vorhaben gelingen.

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