Politischer Wille, weibliche Zähigkeit und ausgefahrene Ellbogen sind gefragt, wenn Frauen mit Hochschulabschluss endlich gleich viel verdienen wollen wie Männer. Dies vorausgesetzt, könnte es in drei Jahrzehnten soweit sein.

Eine Studie des Beratungsunternehmens Accenture nimmt die Frauen selbst in die Pflicht: Wenn Frauen Erfolg haben wollen, müssen sie männliche Verhaltensweisen übernehmen, lautet der Tenor.

Frauen müssen sich die digitale Kompetenz aneignen, um sich zu vernetzen, sich auszutauschen, sich weiterzubilden und zu arbeiten. Sie müssen ihre Karriere proaktiv planen, sich dabei Ziele setzen und durchdachte Entscheidungen treffen. Und sie müssen sich technologische Fähigkeiten genauso schnell aneignen wie Männer, fordert die Studie «Getting equal 2017», die der Technologie-Dienstleister Accenture am Mittwoch zum Weltfrauentag vorlegte.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Noch nicht alles

Das allein genüge jedoch nicht. Zudem sind Frauen darauf angewiesen, in diesen Bemühungen von der akademischen Welt, den Unternehmen und den Regierungen unterstützt zu werden.

Erst dann sind die Voraussetzungen gegeben, dass Frauen, die 2020 in Industrieländern wie der Schweiz ihren Hochschulabschluss machen, irgendwann in ihrer beruflichen Laufbahn - etwa ab dem Jahr 2044 - gleich viel verdienen wie ihre männlichen Kollegen.

Chance auf 36 Jahre früher Lohngleichheit

Dieses Ergebnis ist ernüchternd. Doch Accenture verweist in der Mitteilung darauf, dass mit diesen Voraussetzungen Lohngleichheit in den Industrieländern immerhin 36 Jahre eher zu erreichen sei, als unter den bisher herrschenden Bedingungen.

Noch mehr weibliche Zähigkeit braucht es laut der Studie in Schwellenländern. Unter den herrschenden Bedingungen ist davon auszugehen, dass dort Lohngleichheit 2168 erreicht sein wird. Unter den Gegebenheiten, die Accenture aufzählt, wäre das Ziel dort bis 2066 erreichbar - mithin hundert Jahre eher.

Wirtschaftliche Ungleichheit

Die Studie, für die 2016 rund 28'000 Frauen und Männer in 29 Ländern befragt wurden, zeigt auf, das derzeit der Lohnunterschied beträchtlich ist. Verdient eine Frau 100 Dollar, bekommt ein Mann im globalen Durchschnitt 140 Dollar, stellt die Studie fest.

Zudem falle ins Gewicht, dass nur 50 Prozent der Frauen in einem bezahlten Beschäftigungsverhältnis stehen, während dieser Anteil bei Männern bei 76 Prozent liegt - ein Phänomen, das die wirtschaftliche Ungleichheit verstärke, so Accenture. Diese versteckte Lohnlücke eingerechnet, führt zu dem Ergebnis, dass ein Mann 258 Dollar verdient, während eine Frau 100 Dollar erhält.

Frauen ziehen an der Uni den Kürzeren

Darüber hinaus kennzeichnet den derzeitigen Ist-Zustand, dass Frauen bereits von der Universität an den Kürzeren ziehen. Studentinnen entscheiden sich seltener als ihre Kommilitonen für Studiengänge mit höherem Verdienstpotential (48 Prozent versus 58 Prozent). Studentinnen haben seltener einen Mentor und streben seltener Führungspositionen an (86 Prozent versus 97 Prozent). Und: Studentinnen sind seltener bereit, sich technologische Expertise anzueignen (70 Prozent versus 84 Prozent).

(sda/ccr)

Welche Bundesbetriebe die Frauenquote erfüllen und welche nicht, sehen Sie in der Bildergalerie unten: