Die Chefs von Schweizer Grosskonzernen bleiben die Topverdiener Europas. Sie kassierten letztes Jahr im Mittel 10,3 Millionen Euro, wie die Studie Eurotop-100-Unternehmen bei sieben erfassten Schweizer Multis ergab.

Damit liegen die Schweizer vor den Briten mit einem Median von 7,4 Millionen Euro, den Spaniern (5,6 Millionen) und den Deutschen (5,1 Millionen). Die Nordeuropäer kommen auf bescheidene 1,8 Millionen Euro, wie aus der Studie des Beratungsunternehmens Willis Towers Watson hervorgeht, die am Donnerstag veröffentlicht wurde.

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Gekürzte Boni

Spitzenverdiener bleibt Rakesh Kapoor vom britischen Konsumgüterriesen Reckitt Benckiser mit 14,4 Millionen Euro. Er verdiente deutlich weniger als im Vorjahr (20,9 Millionen Euro), weil ihm wie den Zweit- und Drittplatzierten der Bonus gekürzt wurde.

Die Nummer zwei ist mit 13,3 Millionen Euro Lohn Martin Sorrell, Gründer und Konzernchef (CEO) des britischen Werbe- und PR-Unternehmens WPP. Der Dritte und damit der bestverdienende Schweizer bleibt UBS-Konzernchef Sergio Ermotti mit 12,3 Millionen Euro Lohn (Vorjahr: 13,1 Millionen Euro).

Schweiz stellt vier der zehn grössten Topverdiener

Als Nummer vier figuriert der Chef des deutschen IT-Konzerns SAP vor Novartis-CEO Joseph Jimenez (10,8 Millionen Euro), dicht gefolgt von Roche-CEO Severin Schwan (10,6 Millionen Euro) und Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam (10,3 Millionen Euro).

Die Schweiz stellt damit vier der zehn grössten CEO-Topverdiener unter den Eurotop 100, den europäischen Unternehmen mit der grössten Marktkapitalisierung.

Median-Lohn stieg um 15 Prozent

Die mittlere Direktvergütung (Fixlohn und Boni ohne Altersvorsoge und Nebenleistungen) aller Bosse der untersuchten 80 grössten Unternehmen Europas ging gegenüber dem Vorjahr um 6 Prozent auf 5,4 Millionen zurück. Grund seien geringere Boni, sagte Olaf Lang, Managing Director bei Willis Towers Watson, der Nachrichtenagentur sda.

Der Median-Lohn bei den sieben Schweizer Konzernen stieg um 15 Prozent. Ein Vergleich mit dem Vorjahr ist nicht sinnvoll, da etwa die Credit Suisse wegen dem Chefwechsel im Vorjahr nicht erfasst wurde.

Gesundheits- und Pharmabranche top

Untersucht wurden auch die Löhne von 23 Unternehmen im Schweizer SLI-Index. Der Median-Lohn der Konzernchefs erhöhte sich um 12 Prozent auf 4,4 Millionen Euro. Die Chefs der Gesundheits- und der Finanzbranche erzielten die höchste Gesamtdirektvergütung. In den EU-Ländern sind Pharma und Konsum die bestbezahlten Branchen.

Laut Lang hatte die nach der Abzockerinitiative erlassene Verordnung gegen übermässige Vergütungen (VegüV) bisher keinen Einfluss auf die Lohnhöhe. Die Mitbestimmung der Aktionäre bei den Salären der Teppichetage seien dennoch gestärkt worden, was sich etwa bei der Abschaffung von Sonderzahlungen und goldenen Fallschirmen zeige.

Schweiz wird neuen EU-Regeln folgen

Die anstehende neue Regulierung in der EU werde sich auf die Vergütungs- und Veröffentlichungspraxis in der Schweiz auswirken, erwartet Lang. Die Aktionärrechtsrichtlinie SRD (Shareholder rights directive), die die EU dieses Jahr beschlossen hat, verlangt unter anderem ein bindendes Votum für die Vergütungspolitik sowie ein nicht bindendes Votum für die einzelnen Löhne der Geschäftsleiter.

Ebenfalls müssen die Unternehmen künftig das Verhältnis zwischen den höchsten und den restlichen Löhnen der Firma offenlegen. Die Vergütungsbericht für Geschäftsjahr 2019 müssen die SRD bereits erfüllen.

Die Schweizer Unternehmen sollten sich möglichst früh damit beschäftigen, auch wenn es die Schweiz nicht direkt betrifft, betont Lang: «Ich schätze, dass die Schweizer Multis sich nach der EU-Regulierung richten werden müssen, wenn sie die Akzeptanz von Nicht-Schweizer Investoren wollen.»

Sie täten auch gut daran, sich mit Stimmrechtsberatern wie ISS und Ethos auszutauschen. Solche Berater würden immer wichtiger, weil es für die Beurteilung der Lohnpolitik immer mehr Spezialwissen brauche.

Richtig fortschrittlich nur Briten

Nachholbedarf punkto Vergütungstransparenz sieht Lang nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Schweden, Belgien Dänemark, Spanien, Italien und Deutschland. Weiter fortgeschritten seien die Briten

Die EU-Aktionärrechtsrichtline dürfte den Anstieg der Löhne allgemein verlangsamen. Daran, dass die Schweizer Eurotop-Unternehmen mehr verdienen als jene in Europa dürfte sich laut Lang aber nichts ändern.

(sda/ccr)

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