Ein typischer Wirtschaftsbetrüger ist männlich, 36- bis 45-jährig und seit mehr als zehn Jahren in der gleichen Firma tätig. Zudem haben die Täter ähnliche Motive und bleiben oft trotz Warnsignalen lange Zeit unerkannt, wie eine Studie von KPMG Schweiz zeigt.

Um ein Durchschnittsprofil eines Wirtschaftsbetrügers zu ermitteln, liess KPMG in 69 Ländern 348 Fälle von Wirtschaftsbetrug untersuchen. Neben den Täterangaben wurde zudem ermittelt, wo die meisten Betrugsfälle stattfinden, was die Motive dazu sind und wie Betrugsfälle frühzeitig erkannt werden können.

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Gemäss der von der Hochschule St. Gallen durchgeführten Studie werden die meisten Betrugsdelikte von Männern begangen. Die Täter seien überwiegend in einer Finanzfunktion oder im finanznahen Bereich tätig, stellte Alexander Schuchter, Mitautor der Studie, vor den Medien in Zürich fest.

Wer wirtschaftskriminelle Handlungen begehe, sei stark karriere- und erfolgsorientiert, entscheidungsfreudig und sozial hervorragend in das Unternehmen eingebettet. Überdies sei der typische Betrüger extrovertiert, unbescholten und überdurchschnittlich gebildet.

Nicht nur Geldgier

Die Motive für eine kriminelle Tat in einem Unternehmen seien zwar unterschiedlich, wiesen aber zumeist gemeinsame Muster auf, heisst es in der Studie. Neben persönlicher Geldgier könnten auch schlechtes Betriebsklima oder der Druck, hoch gesteckte Ziele erreichen zu müssen, tatauslösende Elemente sein.

Oftmals stünden die Täter unter finanziellem Druck aufgrund eines exzessiven Lebensstils oder sie fühlten sich unterbezahlt, stellte Schuchter weiter fest. Begünstigt werde Wirtschaftsdelinquenz aber auch durch zu viel Vertrauen oder fehlende Wertschätzung.

Auffallend ist laut Anne van Heerden, Leiter Risk und Compleance bei KPMG, dass wirtschaftskriminelle Handlungen in der Unternehmenshierarchie weiter nach oben wandern. Der Täteranteil in der obersten Führungsebene habe seit 2007 deutlich zugenommen.

Höheres Risiko bei langjährigen Mitarbeitern

Gemäss Studie wird über ein Drittel aller Betrugsdelikte von Angestellten begangen, die seit mehr als zehn Jahren im Unternehmen arbeiten. Erklärbar sei dies mit dem steigenden Vertrauen, der Zunahme des Handlungsspielraums, aber auch mit nachlässigen Kontrollen, sagte van Heerden.

Viele Unternehmen hätten während der Rezession bei den internen Kontrollen gespart. Es sei deshalb gut möglich, dass 2011 und 2012 deutlich mehr Wirtschaftsdelikte aufgedeckt würden als in den vergangenen Jahren.

Wie aus der Studie weiter hervorgeht, bleiben Wirtschaftsbtrüger oftmals lange unerkannt. In vielen Betrieben würden zudem trotz Warnsignalen, die auf einen möglichen Betrug hindeuten, keine Massnahmen ergriffen, stellte van Heerden fest.

Viele Delikte werden nicht angezeigt

In der Schweiz waren im vergangenen Jahr 52 Unternehmen Opfer von Wirtschaftskriminalität. Durch betrügerische Aktivitäten ihrer Mitarbeiter wurden die betroffenen Firmen um rund 365 Millionen Franken geprellt.

Die aufgedeckten Wirtschaftsdelikte seien aber lediglich die Spitze des Eisbergs, sagte van Heerden. Viele betroffene Firmen seien vor allem daran interessiert, ihr Geld zurückzubekommen. Durch Vereinbarungen mit kriminellen Mitarbeitern werde in solchen Fällen das Problem möglichst kostengünstig und diskret erledigt.

(laf/tno/sda)