«Handelszeitung Online»: Herr Fisker, Sie haben Ihr Studium in der Schweiz absolviert. Wie haben Sie Ihre Studienjahre erlebt?
Henrik Fisker: Ich habe grossartige Erinnerungen an damals. Das ist auch der Grund, weshalb ich der Schweiz immer wieder gerne einen Besuch abstatte. 

Wie oft reisen Sie in die Schweiz? 
Sicher einmal im Jahr - zum Autosalon nach Genf. Meiner Ansicht nach stellt der Genfer Autosalon einer der besten Ausstellungen innerhalb der Branche dar. Darüber hinaus liebe ich es, in Ihrem Land Ski zu fahren und mich hier zu erholen. Ich empfand es stets als sehr angenehm, meine Freizeit in den Schweizer Bergen zu verbringen - beispielsweise in Verbier. 

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Das freut uns zu hören. Wie nehmen Sie es aber auf, dass die Vereinigten Staaten - in denen Sie leben - die Schweiz in Steuerfragen zunehmend unter Druck setzen? 
Zunächst denke ich, dass die Schweiz aus politischer Sicht ein äusserst stabiles Land ist. Zudem sehen wir derzeit, dass sich die Schweiz aus ökonomischer Sicht in weit besserer Verfassung befindet, als das übrige Europa. Den Steuerstreit mit den USA habe ich nicht wirklich verfolgt. Daher kann ich mich dazu nicht fundiert äussern. 

Können Sie uns dennoch einen Ratschlag geben, wie unser Land mit den USA umgehen soll? 
Ich glaube kaum, dass ich hierfür der richtige Ansprechpartner bin. 

Dann lassen Sie uns das Thema wechseln. Sie lieben schnelle und luxuriöse Autos. Warum? 
Wenn einem die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen, um sich einen Sportwagen leisten zu können, ist das ein befriedigendes Gefühl. Diese Menschen können von sich behaupten, ein einzigartiges Produkt erworben zu haben - und dieses erzeugt emotionale Bindung. Ihr Herz pocht, wenn sie sich ihr Eigentum betrachten.

Ist das der einzige Grund für Ihre Leidenschaft?

Nein. Wir leben in einer von Sicherheit dominierten Welt. Das Auto ist da zum letzten Zufluchtsort für Risiko geworden. 

Warum sind Sie nicht als Konstrukteur zur Formel 1 gegangen, wenn Sie schnelle Boliden und die Gefahr lieben?
Ich erhielt einfach nie die Gelegenheit, einen Wagen für ein Formel 1 Team entwerfen zu dürfen.

Der französische Autobauer Renault will bis 2016 insgesamt 7500 Jobs abbauen - und ist damit nicht alleine. Warum geht es der Automobilbranche so schlecht?

In den vergangenen Jahren verzeichneten wir eine globale Überkapazität und Überproduktion. Desweiteren wenden sich die Konsumenten, wenn sie sich ein Auto leisten können, inzwischen eher den Premium-Marken zu. Anbieter wie Kia oder Hyundai haben überdies Modelle im Tiefpreissegment mit guter Qualität auf den Markt geworfen...

...Das tun doch die Premium-Anbieter auch.
Tatsächlich entwerfen BMW, Mercedes oder Audi zunehmend kleinere Fahrzeuge. Damit sind sie in ein Segment vorgedrungen, welches bislang für die Billighersteller reserviert war. Darunter leiden Peugeot, Renault oder Opel jetzt. Wir müssen ehrlich sein; wenn wir die Wahl zwischen einem BWM oder Renault zu einem ähnlichen Preis haben, macht BMW letztlich das Rennen. Das erzeugt eine Menge Druck in Richtung der günstigeren europäischen Anbieter. 

Wie viele Autoproduzenten brauchen wir eigentlich?
Wahrscheinlich leisten wir uns in einigen Segmenten zu viele Hersteller. Ich glaube, dass wir in den kommenden Jahren eine natürliche Konsolidierung innerhalb der Industrie beobachten werden. Umso wichtiger ist es für die Autohersteller, ihr Profil und deren Strategie zu schärfen. Ich bin sicher: Fahrzeugproduzenten, welche lediglich über den Preis konkurrenzfähig sein möchten, werden harte Zeiten durchleben - zumal wir die chinesische Automacht noch nicht am eigenen Leibe gespürt haben. 

Was wollen Sie damit sagen?
Allein in China buhlen 45 Hersteller um die Gunst der Kundschaft - diese sind den westlichen Märkten bisher fern geblieben. Möchten Sie sich vorstellen, was den europäischen und amerikanischen Autogiganten blüht, sollten die chinesischen Hersteller in den Konkurrenzkampf eingreifen? 

Wie können sich die europäischen Autohersteller aus der Negativspirale befreien?
Neben der Preisfrage wird das Design die Branche nachhaltig verändern. 

Wie muss ein Fahrzeug also in Zukunft aussehen?
Es darf jedenfalls nicht sein, dass sich die Modelle so ähneln, wie sie es im Moment tun. Die Erfahrungen der Elektronikbranche haben uns gelehrt: Die Konsumenten sind nicht mehr bereit, einen Opel zu kaufen, nur weil sie das in den vergangenen fünf Jahren ebenfalls getan haben. Dafür haben die Kunden mittlerweile eine zu grosse Auswahl. 

Braucht es neben dem Design einen fundamentalen Wandel in der Frage der Ökologie?
Wir von Fisker Automotive sind davon überzeugt, dass der Umweltschutz eine Chance für uns sein kann. In den Niederlanden zum Beispiel verkaufen wir unser Produkt so gut, weil dort die CO2-Abgaben auf Fahrzeugen sehr hoch sind. 

Können Sie sich erklären, warum sich die traditionellen Hersteller beim Umweltschutz so schwer tun? 

Konsumenten und Politiker wollen ein umweltfreundliches Auto. Das Problem ist jedoch, dass die Herstellungskosten nach wie vor sehr hoch sind und es den «Mainstream»-Produzenten schwerfällt, einen angemessenen Preis für das Endprodukt zu veranschlagen. Selbst wenn der Kunde ein umweltschonendes Fahrzeug will, ist er nicht bereit, jeden Preis zu bezahlen.

Welche Strategie wird sich im Umweltschutz durchsetzen?
Das Elektroauto ist der richtige Weg. Ich bin überzeugt, dass sich viele Menschen von dieser Technologie angezogen fühlen. Das haben die konventionellen Automobilhersteller erkannt. Ich habe aber eine Befürchtung. 

Welche?
Es besteht die reale Gefahr, dass wir in Zukunft zu viele Elektroautos produzieren, unsere Infrastruktur - also Aufladestationen auf den Strassen - mit dieser Entwicklung jedoch nicht Schritt halten kann. 

Henrik Fisker ist ein Automobildesigner. Der gebürtige Däne entwarf dabei unter anderem den BMW Z8 und den Aston Martin DB9. Mittlerweile ist Fisker Geschäftsführer der Firma Fisker Automotive.