Der Telekom-Anbieter Sunrise bekommt mit Libor Voncina per sofort einen neuen Chef. Er ersetzt überraschend Oliver Steil, der das Unternehmen seit 2010 leitet. Zu den Gründen macht das Unternehmen keine Angaben.

«Der Vertrag ist ausgelaufen und man hat ihn im gegenseitigem Einvernehmen nicht verlängert», sagte Sunrise-Sprecher Michael Burkhardt auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Wann der Vertrag ausgelaufen sei, könne er nicht sagen. Auch zu den Gründen, warum Steils Vertrag nicht verlängert worden sei, gebe Sunrise keine Auskunft. «Wir haben entschieden, die nächste Phase mit einem neuen Chef zu machen», sagte Burkhardt.

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Steil war im Juni 2010 noch unter der damaligen Sunrise-Besitzerin TDC in turbulenten Zeiten zum zweitgrössten Telekomunternehmen der Schweiz gekommen, wo er Christoph Brand ablöste. Brand nahm als Folge der geplanten Fusion von Sunrise mit Orange den Hut. Der Zusammenschluss wurde indes durch die Wettbewerbskommission (Weko) verboten.

Wenige Monate später brachte der dänische Telekomkonzern TDC seine Schweizer Tochter doch noch unter die Haube, indem er Sunrise im September 2010 an den Finanzinvestor CVC Capital Partners verkaufte. Steil fiel die Aufgabe zu, das Geschäft der durch die Hochzeitsvorbereitungen mit Orange gelähmten Sunrise wieder in Schwung zu bringen.

Damals wurde ein Mehrjahres-Plan aufgesetzt, der Sunrise für einen Börsengang oder einen Weiterverkauf attraktiv machen sollte. In den zweieinhalb Jahren unter Steil habe sich das Unternehmensergebnis um über 15 Prozent verbessert, schreibt Verwaltungsratspräsident Dominik Koechlin in einem Communiqué. Die Zahl der wichtigen Handyabokunden wuchs um 300'000 auf 1,17 Millionen per Ende September 2012.

Allerdings hat sich in der letzten Zeit das Wachstum abgeschwächt. In den ersten neun Monaten 2012 legte Sunrise beim Umsatz nur dank einem Firmenkauf um 5,9 Prozent auf 1,54 Milliarden Franken zu. Ohne die Übernahme wäre der Telekomanbieter lediglich um 1,8 Prozent gewachsen. Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) kletterte um 5,1 Prozent auf 489,3 Millionen Franken.

Sunrise musste Rückschläge hinnehmen. Die Versteigerung der Mobilfunklizenzen wurde viel teurer als geplant und schlug mit insgesamt 504 Millionen Franken zu Buche. Zudem überraschte Branchenprimus Swisscom Mitte Juni seine Konkurrenz mit einer Offensive bei der Handytarifstruktur, welche die Preise unter Druck setzte. Sunrise musste innert Kürze nachziehen und ihre Tarife ebenfalls senken.

Daraufhin waren die gesteckten Ziele für dieses Jahr offenbar nicht mehr erreichbar, wie Kenner der Materie erzählen: Steil habe zu viel gewollt. In den zweieinhalb Jahren unter seiner Leitung gab es auch viele Wechsel in der Geschäftsleitung.

Er danke im Namen des Verwaltungsrates Oliver Steil für seinen erfolgreichen Einsatz als Chef von Sunrise, schreibt Verwaltungsratspräsident Dominik Koechlin. Der Deutsche selber wollte auf Anfrage der sda keinen Kommentar abgeben. «Nach dem erfolgreichen Wachstumskurs der vergangenen Jahre ist nun der optimale Zeitpunkt für eine Übergabe gekommen», wird Steil im Communiqué zitiert.

Ob der Abschied durch eine Abgangsentschädigung vergoldet wurde, wollte Sprecher Burkhardt nicht sagen. Auch die Frage, ob Steil mit seiner Beteiligung an Sunrise Kasse gemacht habe, blieb unbeantwortet.

Das Ruder von Sunrise übernimmt jetzt der Slowene Libor Voncina. Der 49-Jährige sei ein erfahrener Manager aus der Telekombranche. Während fünf Jahren habe er den Mobilfunkanbieter KPN Group Belgium geführt. Zuvor war Voncina Chef von Telekom Slovenija. Frühere Arbeitgeber waren Avaya, Lucent und IBM. Der Elektroingenieur Voncina hat auch einen Master of Business Administration vom IMD in Lausanne.

(muv/sda/awp)