Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Verwaltungsratspräsident mit sofortiger Wirkung sein Amt aufgibt. So geschehen aber jetzt beim Zahnimplantatehersteller Nobel Biocare (Nobel Biocare Aktie). Heino von Prondzynski, seit eineinhalb Jahren im Amt, geht – im gegenseitigen Einvernehmen, wie es jeweils in solchen Fällen heisst.

«Ich treffen den Entscheid meines Rücktritts aus dem Verwaltungsrat nach langer und reiflicher Überlegung und erst nachdem ich mich aufgrund der intensiven Zusammenarbeit mit Richard Laube vergewissern konnte, dass Nobel Biocare auf dem richtigen Weg ist», lässt sich der scheidende Präsident in der Medienmitteilung zitieren.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Ganz so freiwillig scheint von Prondzynski dennoch nicht gegangen zu sein. Er schien offenbar Mühe damit zu haben, dass in der Person von Michel Orsinger bereits jetzt sein Nachfolger gekürt wurde, wenn auch erst für  2012. Nicolas Weidmann, Senior Vice President Communications bei Nobel Biocare, räumt denn auch ein, dass auch ein Verbleiben von Prondzynskis im Amt bis zum Antritt des Neuen möglich gewesen wäre.

Vorwärtsstrategie

Den Entscheid, Michel Orsinger von Synthes zu Nobel Biocare zu holen, will Weidmann als Vorwärtsstrategie verstanden wissen. Die Situation sei nicht ganz unähnlich zu derjenigen bei der UBS: Man habe nicht zu zuwarten wollen, denn nach dem Verkauf von Synthes sei nicht klar gewesen, wie lange Orsinger noch verfügbar sei. Mit der gleichen Begründung hatte UBS-Verwaltungsratspräsident Kaspar Villiger letzte Woche in der Person von Ex-Bundesbanker Axel Weber seinen Nachfolger präsentiert.

Kleiner, aber feiner Unterschied: Villiger hat seine Nachfolge selbst eingefädelt, bei Nobel Biocare hat sich der Verwaltungsrat für Orsinger entschieden – offenbar nicht unbedingt zur eitlen Freude des amtierenden VR-Präsidenten.

Wie dem auch sei, für Weidmann ist klar, dass man in Orsinger den richtigen Mann gefunden hat. «Mit Michel Orsinger konnte jemand gewonnen werden, der Nobel Biocare als ehemaliger Verwaltungsrat kennt und der als Synthes-Chef Erfahrung und einen guten Leistungsausweis im Medtechgeschäft hat.»

Vor allem Ruhe

Daneben will Nobel Biocare vor allem eines: Ruhe. «Es ist die Strategie von Verwaltungsrat und Management, künftig über Performance zu kommunizieren und nicht über Personalfragen», sagt Weidmann. Im Klartext: Nach den vielen Schlagzeilen über Personalabgänge, Streit im Verwaltungsrat und andere Personalia, soll Nobel Biocare künftig wieder mit Geschäftserfolgen in die Presse kommen – und nur damit.

Auch wenn Michel Orsinger erst 2012 zur Verfügung steht, hat die Börse bereits heute positiv reagiert. Nobel Biocare legten bis Mitte Nachmittag um gut zwei Prozent zu.

(laf)