Auslöser der jüngsten Korrektur war eine Änderung der Politik in China, mit der neue Beschränkungen für die Anbieter von privatem Nachhilfeunterricht eingeführt wurden. Darüber hinaus haben die chinesischen Aufsichtsbehörden in den letzten Monaten Kartellstrafen verhängt, M&A-Aktivitäten von Technologieunternehmen untersagt und ihr Augenmerk auf die Cybersicherheit gerichtet. Ausserdem wurde ein Datensicherheitsgesetz verabschiedet.  

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Sind weitere Eingriffe zu erwarten?  

In einem breiteren sozioökonomischen Kontext betrachtet, will Chinas Regierung soziale und wirtschaftliche Stabilität. Alles, was für das Leben der Menschen erforderlich ist, muss erschwinglich sein – Bildung, Gesundheit und Wohnraum. Was diesen Bestrebungen zuwiderläuft, wird mit grosser Wahrscheinlichkeit streng reguliert. Das andere grosse Ziel Chinas ist die nationale Sicherheit: Das Land will die Kontrolle über seine Daten behalten und in Sachen Technologie weitgehend autark sein.  

Peking spricht zwar von einer stärkeren Kontrolle, aber das bedeutet nicht unbedingt, dass die Regierung jedes Unternehmen mit zu hohen Gewinnen abstrafen oder die Rentabilität einiger der erfolgreichsten Unternehmen des Landes drastisch einschränken will.  

Förderung der einheimischen Wirtschaft  

Die Regierung ist entschlossen, sogar mehr für den Aufbau und die Stärkung der Kapazitäten seiner heimischen Wirtschaft zu tun. Die Restriktionen seitens der USA gegen den Telekommunikationsriesen Huawei und der Druck auf andere Länder, dasselbe zu tun, haben diesen Ansatz noch einmal bestärkt.
 

Über die Autorin

Noriko Honda Chen ist Aktienportfoliomanagerin bei Capital Group. Sie ist ausserdem Mitglied des Capital Group Management Committee. Sie verfügt über 30 Jahre Erfahrung in der Investmentbranche und ist seit 22 Jahren bei Capital Group tätig. Zu Beginn ihrer Karriere war Noriko Honda Chen als Aktienanalystin bei Capital für asiatische Infrastruktur-, Baustoff- und Bauunternehmen sowie für Öl-, Gas- und Raffinerieunternehmen zuständig. Noriko hat einen Bachelor-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften vom Williams College und einen Abschluss im Bekka-Programm für japanische Sprache an der Keio-Universität in Tokio. Noriko lebt in San Francisco.

Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass die Führung in Peking einheimische Unternehmen gezielt unterstützen will. Und zwar solche, die in der Lage sind, es in Sektoren wie Technologie und Gesundheitsfürsorge mit der globalen Konkurrenz aufzunehmen. Zugleich soll aber sichergestellt werden, dass sich die Unternehmen bei sensiblen Themen wie dem Schutz von Daten an die staatlichen Vorgaben halten.  

Regulierungen werden weiter gehen  

Wir rechnen daher mit weiteren Regulierungsmassnahmen, etwa in Bereichen wie Verbraucherkredite, Online-Spielen und mobilen Apps. Die Volatilität an den chinesischen Aktienmärkten könnte also weiter zunehmen, was zu niedrigeren Bewertungen und höheren Risikoaufschlägen führen würde. Diese Situation macht deutlich, wie wichtig es ist, bei Anlagen in China jedes einzelne Unternehmen genau unter die Lupe zu nehmen.  

Die Suche nach den Gewinnern  

Einerseits sind bestimmte Unternehmen und Branchen mit erhöhter Unsicherheit konfrontiert. Auf der anderen Seite bieten sich in anderen Geschäftsbereichen, die eher mit den Prioritäten der Regierung übereinstimmen, Investitionsmöglichkeiten. Hier einige Beispiele:  

  • Grüne Energie: Die Reduzierung der Kohlendioxidemissionen gehört weltweit zu den vorrangigen Zielen. China hat bereits Schritte in diese Richtung unternommen, unter anderem durch die Verabschiedung einer Politik, die darauf abzielt, die Nutzung von Kohle und Erdgas zu verringern. Die Bevölkerung des Landes ist überaltert und die Umweltverschmutzung hat in den letzten zehn Jahren zu einem Rückgang der Geburtenrate geführt, sodass der Reinhaltung der Luft eine höhere Priorität zukommt. Unternehmen, die dazu beitragen, Chinas Übergang zu sauberer Energie zu erleichtern, könnten von höheren Investitionen profitieren.   
Die Gefahren von China für die Börsen

China könnte die Rekordstimmung an den Aktienmärkten in europäischen Ländern und den USA bald stören. Ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Zur Analyse. 

  • Elektrofahrzeuge (Electric Vehicles, EV) sind Ausdruck dieses Wunsches nach einer Reduzierung von Emissionen und Umweltverschmutzung. Elektrofahrzeuge benötigen weitaus weniger Teile als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor und ihre Wirtschaftlichkeit hängt stärker von den Batteriekosten und der Grössenordnung der Fertigung ab. Chinesische Hersteller von Elektrofahrzeugen sind aufgrund von Subventionen, niedrigen Kapitalkosten, der Entwicklung von Batterien und Separatoren im eigenen Land und dank der Möglichkeit, in grossem Massstab zu produzieren, im Vorteil. China ist bereits der weltweit grösste Hersteller von Elektrofahrzeugen und wird künftig eine wesentlich grössere Rolle auf dem Weltmarkt spielen.
  • Arzneimittel und medizinische Innovation stehen seit 2015 im Mittelpunkt, um den Zugang zu hochwertiger medizinischer Versorgung in China zu verbessern und die Abhängigkeit von ausländischen Importen zu verringern. Regulatorische Reformen haben die Rahmenbedingungen sowohl für ausländische als auch inländische Unternehmen drastisch verbessert und dazu beigetragen, dass sich China den globalen Standards angenähert hat. Zahlreiche chinesische Wissenschafter, die in den USA und Europa ausgebildet wurden und/oder dort beschäftigt waren, sind aus dem Ausland zurückgekehrt, um an der Gründung von Unternehmen von Weltrang mitzuwirken, die in der Arzneimittelentwicklung, -prüfung und -herstellung tätig sind. Dies hat auch grosse Summen an Risikokapital angezogen.  
  • Importsubstitutionen sind der Schlüssel zu Chinas Bemühungen, die Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten zu verringern, und Teil der Politik der zwei Kreisläufe der Regierung. Die Importsubstitution erstreckt sich zwar auf eine Reihe von Branchen, doch die Halbleiterindustrie ist von strategischer Bedeutung. Die chinesische Regierung ist bestrebt, ihre Fähigkeiten in der Halbleiterentwicklung und -herstellung zu stärken, insbesondere nachdem die USA Restriktionen gegen den Telekommunikationsriesen Huawei verhängt haben und Druck auf andere Länder ausgeübt haben, dies ebenfalls zu tun.  
  • Software- und Informationstechnologiedienstleistungen gehören ebenfalls zu den Schwerpunkten für strategische Investitionen des Staates. Diese Branchen und Unternehmen sind unterentwickelt und könnten von verstärkten Investitionen profitieren, während sie gleichzeitig dem regulatorischen Druck entgehen, der auf verbraucherorientierte Technologieunternehmen abzielt.    
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