Das war die Zeit der Spekulanten und Spekulantinnen: Kaum war der Ukraine-Krieg Ende Februar ausgebrochen, ging der Weizenpreis durch die Decke. Das Plus lag in kurzer Zeit bei 50 Prozent. Die Unsicherheit war gross. Denn wie sollte es nun im Kriegszustand mit dem Anbau von Weizen weitergehen?

Immerhin hatte die Ukraine in 2020 mit 18,1 Millionen Tonnen einen Anteil am weltweiten Weizenexport von rund 9 Prozent. Und da stand auch noch die Frage im Raum, wie es mit Weizen aus Russland werden würde jetzt im Krieg.  

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Monatelang hielt sich das Getreide auch auf seinem Langzeithoch im Bereich von 450 Dollar für 1000 Kilogramm. Weizen ist wichtig für die Welternährung. Der Agrarrohstoff hat einen Anteil an der globalen Getreideproduktion von rund 25 Prozent und deckt dabei 20 Prozent des weltweiten Kalorienbedarfs ab.  

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Obwohl der Krieg in der Ukraine weiterläuft und die ukrainischen Weizenlieferungen weitgehend ausbleiben, ist die Notierung des Rohstoffs seit Mitte Mai im Rückwärtsgang. Weizen kostet heute in etwa so viel wie vor dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs.  

Anleger und Anlegerinnen fragen sich: War es das mit dem Weizenpreis, geht die Notierung weiter nach unten? Die Weizen- und Getreideproduktion ist nicht nur vom Krieg abhängig, sondern auch vom Wetter. In der Ukraine beispielsweise soll die Produktion in diesem Jahr allein wegen grosser Hitze um zehn Millionen Tonnen fallen – das ist in etwa die Hälfte des Exports. Produktionsrückgänge in diesem Jahr werden auch für Indien erwartet. Dort ist Hitzewelle, und die Weizenproduktion auf dem Subkontinent soll von 109,6 auf 105 Millionen Tonnen zurückgehen. Zuvor waren für dieses Jahr sogar 111,3 Millionen Tonnen erwartet worden.  

Tatsache ist: Seit drei Jahren ist der globale Verbrauch an Weizen grösser als die Produktion. Die Übernachfrage wird derzeit aus Silos aus besseren Erntejahren abgedeckt. Aber die Reserven schrumpfen. Erst im Mai hat der Internationale Getreiderat (IGC) seine Prognose für die weltweite Getreideernte, insbesondere für Weizen und Mais, für 2022/23 um 24 Millionen Tonnen zurückgenommen. Das wären 40 Millionen Tonnen weniger als in der aktuellen Ernte.  

Dabei soll laut IGC zwar auch der Verbrauch – insbesondere von Getreide als Futter für Mastvieh – wegen des hohen Preises um acht Millionen Tonnen sinken. Aber sowohl bei Weizen wie auch bei Mais rechnet der IGC erneut mit weniger Ernte als Konsum.  

So geht der IGC davon aus, dass 2022/23 die weltweiten Lagerbestände um 5 Prozent auf 580 Millionen Tonnen fallen werden. Betrachtet man nur Weizen, so erwartet der IGC hier einen Rückgang der Produktion um 11 Millionen Tonnen auf 769 Millionen Tonnen. Der weltweite Verbrauch liegt dagegen im Bereich von etwa 790 Millionen Tonnen jährlich.  

Die Getreide- und Weizenvorräte dürften damit nicht nur in diesem, sondern zumindest auch im nächsten Jahr weiter sinken, der Preis dürfte hoch bleiben. Der dramatische Preisverfall bei Weizen um rund einen Drittel seit Mai auf das Vorkriegsniveau könnte damit also eine gute Gelegenheit zum Einstieg sein. Wir setzen mit einem Call auf Weizen und auf ein anhaltend hohes Preisniveau oder auch ein Wiederaufflammen von Weizenspekulationen.   

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