Amerikanische Investoren wie BlackRock und Vanguard sind bei den börsenkotierten Schweizer Firmen seit geraumer Zeit die dominierende Kraft. Doch 2019 ging ihr Einfluss zurück und noch dazu sehr deutlich. Wurden Ende 2018 noch 45,9 Prozent des Schweizer Leitindex SMI von US-Fondsgesellschaften wie BlackRock gehalten, fiel ihr Anteil Ende des Jahres (per 11. Dezember) auf weniger als 40 Prozent zurück. Die Berechnungen sind um Aussteiger Julius Bär und Nachfolger Alcon bereinigt, basieren auf Bloomberg-Daten und umfassen nur meldepflichtige Investoren.

Besonders deutlich wird der Bedeutungsverlust der Amerikaner beim grössten Schwergewicht Nestlé. Hier sank der US-Anteil am Aktionariat von 64,4 auf 50 Prozent. Eingesprungen sind vor allem Investoren aus Europa und vor allem aus der Schweiz. UBS und Co. haben ihren Anteil in derselben Zeit um mehr als 7 Prozentpunkte ausgebaut.

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Kein schlechtes Geschäft. Die Nestlé-Aktie zählt dieses Jahr zu den grössten Gewinnern. Der von Mark Schneider geführte Nahrungsmittelriese war 2019 nicht nur wegen der laufenden Umstrukturierung, sondern auch wegen der hohen und stabilen Dividenden als Obligationenersatz gefragt.

Hintergrund sind die Negativzinsen

Besonders gross ist die Anziehungskraft in Regionen, in denen die Zinsen negativ sind, wie der Schweiz und der gesamten Eurozone. Weniger attraktiv wirken Nestlés Dividenden in den USA, wo für 10-jährige Staatsanleihen immerhin noch eine Rendite von 1,8 Prozent zu erhalten ist. Darin könnte die Erklärung für die schwindende Präsenz der Amerikaner auf dem Schweizer Markt liegen.

So ist es auch nachvollziehbar, dass der Anteil der US-Investoren beim Dividendenwert Novartis unter CEO Vas Narasimhan dieses Jahr um 4,4 Prozentpunkte schrumpfte. Schweizer Investoren haben ihren Anteil um 4,7 Prozent ausgebaut und die US-Investoren erstmals seit Mitte 2017 wieder auf den zweiten Platz verwiesen.

Auch bei Dividendenwerten wie Swiss Life und Zurich Insurance zogen sich US-Anleger ein Stück weit zurück. Bei Swiss Life, geleitet von Patrick Frost, bauten Schweizer Grossanleger ihr Engagement um 5,4 Prozentpunkte aus und holten so stark auf die Konkurrenten aus Übersee auf. Ähnlich das Bild bei Schweizer Banken. Bei der UBS ging der US-Anteil mit 7,6 Prozent sehr deutlich zurück. Im Gegenzug legte der Anteil der Schweizer Gesellschaften an der UBS um 7,2 Prozent auf 21,5 Prozent zu.

Mehr US-Anleger bei Swatch

Genau in die andere Richtung ging es bei Swatch. Beim Uhrenbauer vergrösserten US-Anleger ihre Position um fast 14 Prozent. Der Anteil der Schweizer Anleger ging beim Uhrenhersteller um 7,5 Prozent zurück. Die Schweizer Investoren sind jetzt als zweitstärkste Nation hinter den USA weit abgeschlagen. Da Swatch in diesem Jahr zu den Aktien mit der schlechtesten Performance zählt, dürften die Schweizer Investoren über den Rückzug nicht unglücklich sein.

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Erich Gerbl
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