Das Crypto Valley erhält prominenten Zuzug aus Fernost. Das chinesische Unternehmen Bitmain Technologies hat in Zug unter dem Namen Bitmain Switzerland eine Niederlassung gegründet. Damit kommt einer der ganz grossen Akteure aus der Bitcoin-Welt in die Schweiz.

«Bitmain Switzerland wird bei unserer globalen Expansion eine Schlüsselrolle spielen», bestätigt die Firmenzentrale in Peking. Bitmain ist bisher vor allem bekannt als Hauptproduzent jener Spezialcomputer, die das Netzwerk der Digitalwährung schützen. Die Firma soll letztes Jahr laut Schätzungen einen Gewinn von Hunderten Millionen Dollar gemacht haben.

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Bitmain in der Schweiz im Aufbau

Das Unternehmen in der Schweiz befindet sich erst im Aufbau. Zu den Zeichnungsberechtigten der Niederlassung gehört Jihan Wu, Mitgründer und Chef von Bitmain. Das geht aus Angaben des Handelsregisteramts Zug hervor. Bitmain verfügt bereits über Dependancen in den USA, Singapur und Israel. «Jetzt ist ein guter Moment, einen Hub in Europa zu bauen, um bessere Dienstleistungen anbieten zu können», sagt ein Bitmain-Sprecher.

Den Standort Zug habe Bitmain gewählt, weil die Schweiz «eines der fortschrittlichsten Länder» sei, «mit guter Rechtsstabilität und einer freundlichen Regulierungspolitik» und qualifizierten Arbeitskräften. Bitmain wird in der Zukunft mehr Angestellte in Zug beschäftigen und «aktiv mit Selbstregulierungsorganisationen (SRO) und der Finanzmarktaufsicht Finma kommunizieren», wie Bitmain mitteilt. Welche Dienstleistungen von der Schweiz aus angeboten werden sollen, will das Unternehmen noch nicht bekannt geben. «Bitmain hat verschiedene Geschäftsfelder, darunter Hardware und Software, die für Blockchain und künstliche Intelligenz relevant sind», sagt der Sprecher. All diese Geschäfte könnten in der Schweiz und in EU-Ländern angeboten werden.

 

 

So funktioniert das Bitcoin-Mining:

In der digitalen Welt steht jedes System zum Überweisen von Geld vor dem gleichen Problem: Wie stellen wir sicher, dass das Geld nicht doppelt ausgegeben werden kann? Bei physischem Bargeld stellt sich dieses Problem nicht. Man gibt eine Zehnernote entweder dieser oder jener Person. In der digitalen Welt können die Dinge jedoch einfach kopiert werden. Deshalb braucht es immer eine Instanz, die überprüft, ob jede Überweisung gedeckt ist. Klassischerweise machen das die Banken.

Auch in der Bitcoin-Welt braucht es eine solche Instanz. Der Clou von Bitcoin ist, die Macht dieser Instanz zu beschränken – auf zehn Minuten. Dann wird jeweils eine neue Instanz für weitere zehn Minuten bestimmt. So kann niemand das Netzwerk längerfristig zensieren. Doch die Frage bleibt: Wie wird eine solche Instanz bestimmt? Nach dem Zufallsprinzip. Als nächste Instanz akzeptiert das Netzwerk jenen sogenannten Miner, der am schnellsten ein bestimmtes Computerrätsel löst. Dafür braucht es spezielle Computer. Je mehr man davon hat, desto schneller löst man dieses Rätsel (und sichert sich so einige frisch ausgegebene Bitcoins). Dieser ganze Vorgang heisst Mining.

Herstellen von Mining-Rechnern

Bitmains Hauptgeschäftsfeld war bisher das Herstellen von Spezialcomputern, zum Beispiel des Antminer S9 mit einem Verkaufspreis von rund 3000 Dollar. Die Branche schätzt, dass 200'000 solcher Geräte irgendwo auf der Welt in Betrieb sind. Sie werden gebraucht, um das Bitcoin-Netzwerk zu sichern und gleichzeitig neu ausgegebene Bitcoins zu erhalten. Bitmain ist damit jene Firma, die – in Analogie zu früher – den Goldgräbern die Schaufeln verkauft.

Bei diesen Spezialcomputern ist Leistung alles. Inzwischen werden die besten Chips in solchen Apparaturen verbaut. Aktuell verbraucht das Bitcoin-Netzwerk so viel Strom, wie zwei mittlere Atomkraftwerke produzieren. Zwei Drittel davon dürften die Bitmain-Computer benötigen.

Die Firma betreibt gigantische Serverfarmen und kontrolliert Mining-Pools, in denen weltweit verteilte und das Bitcoin-Netzwerk sichernde Computerpower gebündelt wird. Bitmain hatte zuletzt die Auslandexpansion forciert. Seit Monaten zieht die chinesische Regierung bei Kryptowährungen die Schraube an. Kryptobörsen wurden gestoppt, Kapitalaufnahmen mittels Initial Coin Offering (ICO) verboten. Seit kurzem expandiert Bitmain ins Feld der künstlichen Intelligenz (KI). Der Anknüpfungspunkt ist klar: Sowohl KI wie dem Bitcoin-Mining liegen extrem rechenintensive Vorgänge zugrunde. Noch ist offen, was das alles für die Schweiz bedeutet. Bitmain sagt, man prüfe die langfristige Zusammenarbeit mit Firmen. Mit strategischen Partnern seien Kooperationen in Bearbeitung.