Die Kantonalbanken legen von Jahr zu Jahr zu. Im ersten Semester 2017 stiegen die Kundengelder auf eine neue Höhe von über 350 Milliarden Franken bei einem ebenfalls höheren Periodengewinn. Nach Aussage des Verbands Schweizerischer Kantonalbanken (VSKB) sind dessen Mitglieder seit Jahren «trotz herausfordernder Rahmenbedingungen überaus erfolgreich am Markt». Dieses Wachstum ist nicht
zuletzt das Resultat einer ständigen Diversifizierung der längst zu gewinnorientierten Universalbanken gewordenen Institute. Hauptziel ist und bleibt die Berücksichtigung der Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung. Gerade dieses Prinzip führt aber immer öfter zu Kooperationen mit Banken in anderen Kantonen.

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Die interkantonale Erweiterung des Angebots hat nicht zuletzt mit den zunehmend anspruchsvollen und weniger lokal verankerten Bedürfnissen der Kundschaft zu tun. Die Befriedigung dieser Wünsche geht ins Geld, was gerade für kleinere Banken ein Problem sein kann. Gleichzeitig steht die Politik der Banken wie auch die Einstellung der Kunden immer weniger im Zeichen eines übertriebenen «Kantönligeists». Dieser verschwindet namentlich dort, wo Banken den Gang an die Börse beschritten haben. Dazu kommt, dass sich die Aufsichtsräte professionalisiert haben und einen grösseren Wert auf Profitabilität legen. «Der Begriff Staatsinstitut ist also nicht mehr aktuell», sagt Daniel Salzmann, CEO der Luzerner Kantonalbank (LUKB).  

 

Vielfältige Allianzen

Laut Christian Leugger vom VSKB kooperieren die Kantonalbanken auf vielfältige Art und Weise. Abgesehen von schwerpunktmäs-sigen Synergien auf der Ebene des Verbands in den Bereichen Interessenvertretung und Markeneinführung sind alle Kantonalbanken Mitglieder der Pfandbriefzentrale und Träger des Vereins Finance Mission, dessen Lehrpläne die Finanzkompetenz von Jugendlichen fördern sollen. Hinzu kommen Gemeinschaftsorganisationen, an denen sich mehrere Institute beteiligen, wie das Immobilienportal Newhome, die mit Rabatten verbundene Maestro-Karte STUCard und
die Interessengemeinschaft Personalentwicklung sowie deren Westschweizer Pendant Centre de Formation des Banques Cantonales Latines.

Eine wachsende Anzahl von Kooperationen entsteht auch durch bilaterale Vereinbarungen. So bietet die ZKB-Tochter Swiss-canto auf dieser Basis ein breites Sortiment an Dienstleistungen im Anlage-, Vermögensverwaltungs- und Finanzierungssegment, während fünf Kantonalbanken an der von LUKB lancierten Crowdfunding-Plattform funders.ch teilnehmen. Ihrerseits arbeitet die ZKB mit der Thurgauer Kantonalbank im Anlagegeschäft zusammen. Und die Online-Plattform Hypomat der Glarner KB steht unter Lizenz auch den Kunden der Freiburger KB zur Verfügung. 

 

Expansion im Private Banking

Im Bereich Private Banking haben sich einige Kantonalbanken jenseits der Kantonsgrenzen etabliert. So haben etwa grössere Ins-titute wie jene von Basel, St. Gallen, Luzern und von der Waadt eine Präsenz in Zürich und die Baselbieter eine im benachbarten Basel-Stadt. Es ist auch zu Übernahmen von bestehenden Privatbanken durch Kantonalbanken gekommen. Im vergangenen November hat die St. Galler Kantonalbank (SGKB) das entsprechende Geschäft von M.M. Warburg (Schweiz) akquiriert. Und die Graubündner KB, die bereits eine Mehrheitsbeteiligung an der Privatbank Bellerive hält, beabsichtigt, ihren 25-prozentigen Anteil am Zürcher Vermögensverwalter Albin Kistler auf 51 Prozent zu erhöhen.

Im Retailgeschäft bleiben die Kantonsgrenzen intakt. Einzige Ausnahme war der Erwerb von Geschäften der in den 1990er-Jahren untergegangenen Ausserrhoder KB durch die SGKB. Im Kanton Solothurn, der seit Jahren keine Kantonalbank mehr besitzt, ist das Berner Institut aktiv. Die Kantonalbanken sind laut VSKB nämlich ein «Abbild der föderalen Struktur der Schweiz».  

Die lokale Verankerung und die Nähe zum Kanton sowie dessen Wirtschaft sind somit ein zentrales KB-Merkmal. Salzmann kann sich jedoch vorstellen, dass sich die Zusammenarbeit unter Kantonalbanken mit der jeweils gleichen IZ-Plattform (Stichwort Avaloq oder Finnova) weiter inensivieren wird. Zwar würde «der Entscheid über etwaige Zusammenschlüsse selbstverständlich den jeweiligen Eigentümern obliegen», sagt Leugger, Zusammenschlüsse oder Fusionen von Kantonalbanken seien aber derzeit «kein Thema».