Jedes zweite KMU in der Schweiz hat starke und wichtige ausländische Konkurrenten. Dies ist noch nicht sehr überraschend: Dass selbst kleine und kleinste Unternehmen oft über viele Grenzen hinweg vernetzt sind, gilt ja als bekannt. Bemerkenswert ist jedoch – einerseits –, dass sich diese Quote rasch vergrössert: Vor zehn Jahren meldete bloss jedes dritte helvetische KMU, dass es mit Wettbewerbern im Ausland zu tun hat.

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Vor allem aber: Heute gibt es mehr Firmen, die lediglich für die Schweiz produzieren – und die trotzdem eine grosse ausländische Konkurrenz im Nacken haben. Mehr noch: Es gibt in der Schweiz mehr nicht exportorientierte Firmen mit internationalen Rivalen als exportorientierte Firmen.

Der Zalando-Effekt

Paradox? Nicht unbedingt. Die Zahlen entstammen einer neuen Studie, welche die Credit Suisse über die KMU-Wirtschaft erarbeitet hat; dabei wurden Vertreter von rund 1'100 Firmen befragt. Die erwähnte Konkurrenz-Verhältnis von nicht-exportorientierten und exportorientieren Gesellschaften mag also auf den ersten Blick erstaunen – aber es hat eine Basis und ist in der digitalen Welt wird es rasch nachvollziehbar: Ein Softwarehersteller zum Beispiel muss sich auf ausländische Rivalen gefasst machen, selbst wenn er bloss für spezifische Schweizer Bedürfnisse entwickelt. Und jedes Schuhgeschäft spürt den Druck von Zalando.

Das heisst insgesamt: Im Vergleich zu 2008 gibt es heute um 60 Prozent mehr nicht-exportierende KMU, die mit ausländischen Anbietern um Kunden ringen.

Die Internationalisierung des Konkurrenz- und Überlebenskampfes erfasste neben dem Handel aber auch den Bau sehr stark, so die Studie weiter. «Wir sehen für solche Binnensektoren entsprechend gewisse Risiken, denn im Gegensatz zu der immer schon im internationalen Wettbewerb stehenden KMU-Exportindustrie wurden sie bisher noch nicht darauf getrimmt, gegen Konkurrenten aus aller Welt zu bestehen», schreiben CS-Chefökonom Oliver Adler und Andreas Gerber, der Leiter KMU-Geschäft bei Credit Suisse.

Die meisten Unternehmen haben ihre ausländische Konkurrenz dabei in den Nachbarländern. Aber mittlerweile steht auch jede zehnte der befragten Firmen im Wettbewerb mit chinesischen Anbietern; auch dieser Anteil ist in den letzten Jahren klar gestiegen, nämlich um 70 Prozent.

Wie wettbewerbsfähig sind die KMU? 5 Thesen

Die CS-Autoren Oliver Adler und Andreas Gerber leiteten aus ihren Daten 5 Thesen zur Konkurrenzfähigkeit von Schweizer KMU ab. Grundsätzlich seien «hiesige KMU für die künftigen Herausforderungen des Wettbewerbs im Grossen und Ganzen gut gerüstet». Oder konkreter:

1. Gute Ausgangslage: Die Wettbewerbsposition von Schweizer KMU sei «grossmehrheitlich gut oder befriedigend». Die Unternehmen haben laut eigener Einschätzung momentan genügend finanziellen Spielraum, um die jetzt nötigen Investitionen zu tätigen. 

2. Weiterentwicklung: Für eine grosse Mehrheit sei die laufende Weiterentwicklung des Geschäftsmodells eine unverzichtbare Pflicht. KMU setzen dabei vor allem auf proaktive Massnahmen wie Produktentwicklungen, Erschliessung neuer Märkte oder Digitalisierung.

3 Weniger Binnenschutz: Die Konkurrenz wird globaler und der Wettbewerb damit rauer. Auch KMU aus bisher geschützten Binnenbranchen müssen sich zunehmend im internationalen Wettbewerb messen. 

4. Digitalisierung: KMU sehen in der Digitalisierung zumeist eine Chance. Die Schweiz biete diesbezüglich gute Voraussetzungen. Ein Teil der Unternehmen dürfte das Ausmass des technologischen Wandels aber unterschätzen.

5. Franken bleibt ein Faktor: In einer vernetzten globalen Wirtschaft bleibe die Bedeutung der Wechselkurse hoch. Der Franken dürfte KMU auch künftig immer wieder vor grössere Herausforderungen stellen. «Insgesamt kann die Mehrheit damit aber umgehen.»
 

(rap)