Seit rund einer Woche können Besitzer der Apple Watch 3 Cellular in der Schweiz auch über ihre Uhr telefonieren – vorausgesetzt, sie haben den richtigen Tarif von Sunrise oder Swisscom gebucht. Was ändert die aktivierte eSIM in der Uhr für ihre Träger? Wir haben den Vergleich gemacht.

Auch wenn die Cellular-Version der Apple Watch 3 in der Schweiz seit September im Verkauf ist, können ihre Besitzer erst seit dem 9. Dezember damit telefonieren und Musik streamen, ohne dass das iPhone in der Nähe ist. Damit haben sie ihre Smartwatch knapp zwei Monate lang so nutzen können wie die günstigere GPS-Version: Volle Funktionalität gab es nur, solange das iPhone angekoppelt und maximal ein paar Meter weg war.

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Tarife von Sunrise und Swisscom

Auch in der GPS-Version hat der Nutzer einige Freiheiten und Vorzüge – die Joggingstrecke zum Beispiel kann der Nutzer auch ohne iPhone-Koppelung auf der Watch-Karte verfolgen. Damit die Apple Watch per eSIM unabhängig vom iPhone ist, muss der Nutzer aber 80 Franken mehr auf den Tisch legen als für die GPS-Ausgabe. Eine Apple Watch 3 Cellular kostet 449 Franken. Je nach Gehäuse und Armband, kann der Preis auch noch deutlich höher liegen.

Sunrise und Swisscom koppeln die Telefonfunktion der Apple Watch an verschiedene Tarife.  Bei Sunrise wird die Apple Watch 3 bei Freedom- und Unlimited-Tarifen unterstützt, ab dem siebten Monat kostet das neun Franken pro Monat extra. Bei der Swisscom ist die Voraussetzung ein inOne mobile Abo. Wenn dieses aktiv ist, können Kunden über die Option Multi Device die Apple Watch aktivieren.

Einige Swisscom-Geschäftskunden ausgeschlossen

Einen Unterschied gibt es bei den Möglichkeiten für Geschäftskunden. Während bei Sunrise alle Geschäftskunden-Abos mit der Apple Watch gekoppelt werden können, schliesst die Swisscom einen Teil der Nutzer mit Geschäftshandys aus.

Entscheidend ist dabei, welchen Tarif das eigene Unternehmen abgeschlossen hat, über den das Geschäftshandy läuft. Wenn die Firma ein inOne mobile Xtra- oder inOne mobile KMU-Vertrag nutzt, können alle Angestellten mit Geschäftshandy die Apple Watch koppeln. Auch mit dem NATEL go Abo ist die Verwendung möglich.

Akku verträgt Dauerquassler nicht

Wenn die Firma aber einen Coporate Mobile Network-Vertrag (CMN-Vertrag) führt, bleibt den Angestellten auf dem Geschäftshandy die Nutzung verwehrt. Diese Art von Verträgen schliessen laut Swisscom besonders Grosskunden ab. Wie umfassend der Anteil an Geschäftskunden ist, denen damit die Kopplung mit der Apple Watch verwehrt bleibt, dazu wollte sich die Swisscom auf Nachfrage nicht äussern. Der Umsatz mit Geschäftskunden ist für Swisscom eine wichtige Sparte, mit Grosskunden generiert sie 27 Prozent der Einnahmen.

Wer aber den richtigen Tarif hat, kann mit der Apple Watch seit dem 9. Dezember lostelefonieren, ohne das Handy dabei zu haben. Das klappt auch stabil, die Verbindungen sind qualitativ vergleichbar mit einem Anruf über das iPhone. Für Dauergespräche ist der Akku der Apple Watch zwar nicht ausgelegt – doch kurze Gespräche können jetzt noch flexibler erledigt werden. Schade ist, dass immer noch wichtige Apps nicht für die Apple Watch parat sind, zum Beispiel fehlt Whatsapp nach wie vor. Wer also gern per Whatsapp telefoniert – zum Beispiel bei Anrufen ins Ausland – wird diese Anrufe nicht über die Apple Watch tätigen können.

Musik ja, Podcasts jein

Das gleiche gilt für die Streaming-Funktionen. Wer ein Abo bei Apple Music hat, wird am viel Freude an der neuen Funktionalität haben. Er kann seine Musik mit der Apple Watch synchronisieren oder Apple-Radiosender per Streaming hören. Damit geht selbst Extremsportlern beim Training die Musik nicht aus.

Kompliziert wird es dagegen für alle, die Podcasts und Hörbücher statt Musik bevorzugen. Die vorinstallierte Podcasts-App auf dem iPhone gibt es bisher nicht für WatchOS (und hat seit dem iOS 11-Update auch einen Bug auf vielen Geräten). Und auch hier fehlen die wichtigsten Apps bisher für die Apple Watch – Spotify etwa oder Audible. Einen guten Player bieten etwa Watchify oder WatchPlayer, mit der Podcasts auf der App bezogen werden können.

Airpods glänzen

Ein Technik-Feature aber ist Apple übrigens wirklich gelungen, das meist am Rande gewürdigt wird: Die Bluetooth Kopfhörer «Airpods», die Apple Herbst 2016 präsentierte. Der Preis von 179 Franken ist zwar nicht gerade günstig, dafür sitzen die spacigen Teile wackelsicher und koppeln sich schnell sowohl mit iPhone als auch Watch.

Auch die Synchronisation erreicht ein hohes Niveau: Nimmt der Nutzer die Airpods ab, stoppt automatisch das Programm auf dem Handy oder der Uhr – und wenn der Nutzer sie nach kurzer Zeit wieder einsetzt, wird es von selbst fortgesetzt. Die Aufbewahrungshülle ist ausserdem zugleich eine Ladestation für die Kopfhörer und verhindert, dass die kleinen Teile schnellstens verloren gehen. Gut durchdacht, das Ende vom Kabelsalat ist ein wirklicher Mehrwert.

Fazit: Die neue Cell-Funktion bringt dem Nutzer mehr Unabhängigkeit und wird vor allem jenen Spass machen, die gerne beim Joggen Musik hören. Die Funktionalitäten sind zum Teil aber noch eng auf das Apple-Universum begrenzt, was vor allem an den fehlenden Anwendungen von Drittanbietern liegt.