Die UBS schlägt derzeit interessante Volten, wenn es um die Besetzung von Spitzenposten geht. Anlässlich ihrer Bilanzzahlen hat die grösste Schweizer Bank am Montagmorgen bekannt gegeben, dass sie ab dem 1. Februar das Wealth Management und Wealth Management Americas zu einer Geschäftseinheit zusammenlegt. Und zwar bereits ab 1. Februar. Geführt werden soll diese mächtige Sparte von zwei gestandenen Bankern: Die beiden bisherigen Chefs Martin Blessing und Tom Naratil agieren künftig als Co-Präsidenten.

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Das ist eine Konstellation nicht ohne Brisanz. Als Martin Blessing nach acht Jahren an der Spitze der Commerzbank 2016 zur UBS wechselte, wurde dies mit Interesse notiert. Blessing hatte den Chefsessel bei der Commerzbank gerade für vier Monate inne, als die Lehman-Pleite die Finanzkrise auf ihren Höhepunkt trieb. Die Commerzbank geriet heftig in Schieflage, der Druck wurde zu gross: Die zweitgrösste deutsche Bank musste 2009 zum Teil verstaatlicht werden.

Martin Blessing

Martin Blessing: Agiert künftig als Co-Präsident.

Quelle: Ulrich Baumgarten/Getty Images

Die kommenden Jahre waren knüppelhart, für das Geldhaus, und für seinen Chef. Blessing musste zwar viel Kritik einstecken, doch er konnte die Commerzbank 2015 wieder zu einem ersten Plus führen. Auch wenn die Folgen der Finanzkrise die Commerzbank bis heute belasten, werteten das viele Beobachter als Leistungsausweis für den Banker an der Spitze.

Mann von Axel Weber und Mann von Sergio Ermotti?

Entsprechend folgerichtig erschien der Schritt, dass Martin Blessing nach dem überraschenden Abgang von UBS-Urgestein Jürg Zeltner im Dezember 2017 die Leitung des Wealth Management übernahm. Die Vergabe des Postens erschien als ein Signal, Blessing als neuen starken Mann der UBS aufzubauen. Der 54-Jährige hatte bis dahin das Personal und Corporate Banking sowie UBS Schweiz geleitet. Er gilt als Vertrauter von UBS-Präsident Axel Weber, ehemaliger Präsident der Deutschen Bundesbank. Naratil wiederum, der ehemalige Finanzchef der UBS, ist eher auf dem Ticket von Ermotti unterwegs.

Tom Naratil

Tom Naratil: Teil der neuen Doppelspitze im Wealth Management.

Quelle: Kelly Sullivan/Getty Images

Nach nur ein paar Wochen ist das Organigramm vom letzten Dezember wieder überholt: Das Wealth Management der UBS wird vereint, aber nicht unter einer starken Hand, sondern mit einer Doppelspitze. Blessing und Naratil Seite an Seite: Droht hier ein Tauziehen? Die Hoffnung der UBS bei der Zusammenlegung der beiden Bereiche sind vor allem Effizienzgewinne im Middle- und im Back Office. Wenn Strukturen verschlankt werden, liegt ein Kampf um Ressourcen nahe, auch wenn kein Stellenabbau verkündet wurde. Das Co-Präsidium wirft die Frage auf, ob Zeltner nicht für eine Doppelspitze zu haben oder nicht gewünscht war.

UBS-Aktie stark unter Druck

Den Aktionären hingegen bietet die UBS Zucker: Zum einen soll die Dividende in diesem Jahr auf 0,65 Franken steigen und auch in den kommenden Jahren zulegen. Darüber hinaus hat die UBS noch ein dreijähriges Aktienrückkaufprogramm angekündigt – im Umfang von 2 Milliarden Franken. Diesen positiven Nachrichten zum Trotz war die kurzfristige Reaktion der Aktionäre zurückhaltend: Angesichts des um 63 Prozent geschrumpften Reingewinns von 1,2 Milliarden Franken für 2017 gab der Titel bis 11 Uhr um über 2 Prozent nach.