Das war schon immer so: In der Formgebung sind die Franzosen Meister. Man denke nur an die Mode. Im Design allgemein und speziell beim Automobil gehen sie sehr oft besondere Wege und kümmern sich wenig um das, was man als Mainstream bezeichnet. Diese Philosophie ist auch am neusten Mittelklassemodell, dem Citroën DS4, deutlich erkennbar.
Citroën verstand es schon immer, die Aufmerksamkeit auf seine automobilen Produkte zu lenken. Bereits in den 1930er- bis 1950er-Jahren machten die Franzosen mit dem Traction Avant Furore. Er wies verschiedene Besonderheiten auf. In technischer Hinsicht war dies der Vorderradantrieb – für damalige Zeiten revolutionär. Das Auto wurde zudem vor allem in der Farbe Schwarz bestellt und wurde so nebenbei zum Hauptinventar französischer Gangsterfilme, in denen beispielsweise der unvergessliche Jean Gabin mit dem Citroën über die Leinwand jagte. Ein weiterer Trendsetter war der 2CV, das «hässliche Entlein». Er war für Jahrzehnte das Kultauto der Jungen und stand für eine ganz besondere Lebenshaltung, die dem Establishment ein Graus war. Da konnte selbst der VW-Käfer nicht mithalten.
Vor einem halben Jahrhundert begannen die DS-Modelle ihren Siegeszug. Auch sie avancierten zu den Stars auf der Strasse. Diese Modellreihe richtete sich, anders als der 2 CV, eher an ein betuchtes Publikum. Nicht nur die Karosserieform der DS-Reihe war ihrer Zeit weit voraus, auch in der Technik setzte Citroën wieder ein- mal, diesmal mit der hydraulischen Federung, Massstäbe, obgleich diese Technologie reparaturanfällig und serviceintensiv war.
Nach dieser Periode folgte eine lange Durststrecke. Neuerdings bemüht sich Citroën aber wieder, die neuen Modelle vermehrt ins Rampenlicht zu rücken. Dafür wird die DS-Reihe frisch aufgelegt. Nach dem DS3, als Ergänzung des C3, folgt jetzt der DS4, klar ausgelegt als Erweiterung der C4-Reihe. Während der C3 als Viertürer und der DS3 als Zweitürer konzipiert wurde und beide mit ihrer bulligen Form in Richtung sportliches Ambiente weisen, wartet der DS4 – wie die diversen Versionen des Schwestermodells C4 – mit vier Türen auf. Er soll zwar durchaus erkennen lassen, dass er über sportliche Attribute verfügt, doch das Schwergewicht haben die Entwicklungsingenieure auf den Komfort gelegt, gepaart mit einer Eleganz, die wie früher eben nicht an jeder Strassenecke zu sehen ist.
Die Karosserie des DS4 weist keine schlichten oder gar zarten Züge auf. Die Designer haben kräftige Linien ins Blech gezeichnet, vor allem über die vorderen, besonders stark aber über die hinteren Radkästen. Dieses Design wird vielleicht nicht immer jedermanns Sache sein. Aber wenn man sich vom Mainstream absetzen will, muss man etwas wagen. Was das Interieur betrifft, bekommt der Insasse, je nach Ausstattungsversion, den Eindruck, dass er in einem Oberklassemodell sitzt, vor allem, wenn das Paket Sport Chic mit der Volllederausstattung gewählt wird. Sie ist mit einem Aufpreis von 4200 Franken aber nicht billig.
Der DS4 wird nach Vorstellung der Citroën-Marketing-Experten sicher kein Massenprodukt. Das streben die Verantwortlichen auch nicht an. Das Modell soll vielmehr eine Nische abdecken (geplant sind 40 000 Einheiten jährlich) und Aufsehen erregen, also ein Eyecatcher sein. So, wie das bei den Fahrzeugen vor 40, 50 Jahren der Fall war. Der DS4 soll aber auch auf die anderen Modelle der Marke ausstrahlen. Das Zeug dazu hat der neue «Franzose» zweifellos. Citroën hofft deshalb, dass sich eine grössere Zahl Neukunden für den DS4 entscheidet. Immerhin bekommen diese ein Auto, welches signalisiert: Achtung, hier kommt ein Individualist, Mainstream ist nicht gefragt! Auf dem Schweizer Markt kommen solche Autos normalerweise gut an. Käufer wagen einiges mehr als beispielsweise jene aus dem klassischen Autoland Deutschland.
Vielleicht auch, weil noch andere Aspekte beim Kaufentscheid gewichtet werden. Etwa die Ökologie. Der verbrauchsgünstigste DS4 benötigt auf 100 Kilometer nicht mehr Treibstoff als vor 50 Jahren das Kultauto 2CV, im Durchschnitt also 4,4 Liter (nach EU-Norm). Auch dies ist ein Fortschritt. Die Basispreise beginnen bei 30 450 Franken.