Als er keine Bücher fand, die ihm bis ins letzte Detail gefielen, machte er sie selber. Und als es keine stabilen Taschen gab, in denen er die Bücher tragen konnte, schuf er seine eigenen. Die Geschichte eines etwas anderen Unternehmers in zwei Teilen.

Teil eins: Die einen sammeln Kunst und hängen sie an die Wand. Dino Simonett macht über Künstler, die ihm gefallen, Bücher. Etwa das Werk «A Smuggler’s Life» mit Fotos aus dem Leben des Regisseurs Daniel Schmid. Fast die ganze Auflage von 3000 Stück ist verkauft, für hiesige Verhältnisse schon (fast) ein Bestseller. Oder «Facsimile» vom Mode-Illustrator François Berthoud, das, gedruckt in einer Auflage von 4000 Stück, praktisch vergriffen ist. Simonett denkt nicht daran, die Titel in einer zweiten Auflage zu verlegen, eher erhöht er die Preise, ohne mit der Wimper zu zucken.

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Der Bündner Bohemien hält nichts vom Mantra des Buchhandels, Titel in möglichst hohen Stückzahlen zu verramschen. Er pflegt seine Nischenbibliothek wie einen «Teich mit Zierfischen» (Simonett). Auf Grund dieser Haltung liegt das ganze Programm jenseits des Massengeschmacks, ein «Toten-Buch» oder ein «WC-Buch» zeugen von einem quer denkenden Verleger. Seit sieben Jahren bereichern seine Liebhabereien die Bücherwelt. 25 Titel über Fotografie, Kunst und Architektur sind bis jetzt in der Edition Simonett erschienen, handwerklich solide und ästhetisch durchkomponierte Werke. Das exklusivste Buch, «Doppelgänger» vom Zeichner Alexis Saile, wurde in einer Auflage von 200 Stück gedruckt und kostet 248 Franken. Das ganze Programm wird in der Schweiz gefertigt, Sitz des Verlags ist der ehemalige Kontrollraum eines Trinkwasserreservoirs am Zürichberg. Die Kundschaft ist nicht nur schweizerisch, sondern international mit vielen japanischen und französischen Sammlern.

Teil zwei: Als Buchmacher kam Simonett nicht umhin, seine Œuvres herumzuschleppen. Er ärgerte sich über die unförmigen, instabilen Papiertüten, bis er im New-Yorker Museum of Modern Art eine Tragtasche fand, deren Proportionen ihn überzeugten. Der gelernte Schreiner adaptierte sie eins zu eins in Leder und begründete so die Kollektion der Book Bags, sein Goldeselchen. Trotz Preisen von mehreren Hundert Franken hat er schon ein paar Hundert Taschen verkauft, mit im Vergleich zu Büchern traumhaften Margen. «Bags kaufen die Kunden, weil sie sie jeden Tag brauchen können. Die Bücher kaufen sie, um an Nutzlosem Freude zu haben», sagt Simonett. Die Büchertasche aus Geissenfell kostet 700 Franken, jene aus gewobenem Rosshaar 1200 Franken, eine davon ist im Besitz von Modemacher Karl Lagerfeld. Wem das alles zu ordinär ist, kauft sich das Modell Babushka, eine Serie von fünf Taschen aus Python-Schlangenleder für 9500 Franken.

Aber aufgepasst: Simonett wacht über die Bonität seiner Klientel. Nicht alle dürfen sich zu seinen Kunden zählen, sicher keine Cervelatprominenz. Er verkauft seine Liebhabereien nur an Menschen, die ihm gefallen. Passt ihm jemand nicht, rät er ihm, sich doch lieber bei Louis Vuitton umzuschauen.