Das Buch ist in Deutschland der Aufreger des nachrichtenschwachen Sommers: «Mein Auftrag: Rufmord» lautet der Titel des Werks, in dem der Versicherungsmann Stefan Schabirosky beschreibt, wie er jahrelang den Finanzdienstleister AWD bei den Medien anschwärzte – angeblich im Auftrag des Konkurrenten DVAG. Ende 2007 wähnte 
er sich am Ziel: AWD-Gründer Carsten Maschmeyer verkaufte die Firma an die Swiss Life. Maschmeyer sei erledigt, liess Schabirosky den DVAG wissen und forderte eine Erfolgsprämie von drei Millionen Euro.

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Klingt gut, nur: Mit den Fakten hat das wenig zu tun. Maschmeyer stand nicht unter Verkaufsdruck, und das angekratzte Image des AWD war in den Verhandlungen kein grosses Thema. Im Gegenteil: Maschmeyer hat seine Firma zum bestmöglichen Zeitpunkt zu einem exzellenten Preis verkauft – an eine übermässig zahlungswillige Swiss Life.

Suche nach einer Wachstumsstory

Rückblende in den Sommer 2007: Die aufziehende Finanzkrise verdüsterte den Ausblick für Finanzdienstleister wie AWD. Die Swiss Life wiederum hatte nach dem Verkauf der Banca del Gottardo volle Kassen, und Konzernchef Rolf Dörig suchte für seinen Abschied – der Wechsel ins Präsidium war verkündet – nach einer Wachstumsstory. Da kam Maschmeyer gerade recht.

Geschickt kokettierte dieser mit anderen Interessenten wie Postbank oder Axa. Die Swiss-Life-Spitze schlug erstaunlich schnell zu: Die Due Diligence dauerte nur eine knappe Woche, und die Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten betrugen gerade 15 Millionen Euro jährlich – Peanuts angesichts des Verkaufspreises. Denn obwohl der AWD-Kurs Ende 2007 auf 22 Euro abgerutscht war, zahlte Swiss Life 30 Euro pro Aktie in bar. Ingesamt blätterte sie für AWD 1,9 Milliarden Franken hin, davon rekordverdächtige 1,3 Milliarden an Goodwill. 600 Millionen wurden vor fünf Jahren abgeschrieben, der grosse Rest schlummert weiter in der Bilanz.

Dass Schabirosky sogar die Umbenennung von AWD in Swiss Life Select für sich reklamiert, verweist seine Aussagen endgültig ins Fabelreich. «Die AWD-Übernahme war kein Glanzlicht», räumte Swiss-Life-Chef Patrick Frost unlängst ein. Für Maschmeyer schon.