Neun Fragen, die die Bücher von morgen prägen könnten.

Wenn das Buch nicht tot ist, was wird mit ihm in der digitalen Ära geschehen? Kürzlich wurde in San Francisco die Ausstellung The Book Lab präsentiert, in welcher Hochschulen aus Kalifornien, der Schweiz und Frankreich neun für die Zukunft des Buches essenzielle Fragen gestellt haben. 

1. Weshalb sollen Schriftsätze statisch sein? LAIKA ist ein reaktiver und interaktiver Schriftsatz, welcher das volle Potenzial des Bildschirms gegenüber dem Papier ausschöpft. Der Schriftsatz reagiert in Echtzeit; wenn beispielsweise der Name eines Ortes buchstabiert wird, verändern sich Dicke und Neigungsgrad der Buchstaben gemäss Live-Daten zu Temperatur, Feuchtigkeit und Windverhältnissen an dem Ort

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2. Kann ein Buch eine Datenbank durchsuchen? Navigator erforscht den Gebrauch eines Buches als intuitive Art, eine komplexe hierarchische Datenbank zu durchsuchen. Nutzer blättern in einem Band von Tierillustrationen, während die Registrierung der Blättergeschwindigkeit den als nächstes angezeigten Inhalt bestimmt (etwa weitere Affen oder einen Wechsel hin zu Vögeln).


 

3. Wie sieht ein Big-Data-Buch aus? Basil.js ist eine Schriftbibliothek, welche die Möglichkeiten von Adobe Indesign erweitert, Daten zu visualisieren und generative Designs darzustellen. Das daraus resultierende #oneSecond ist ein vierbändiges Werk, welches über 5500 in derselben Sekunde auf Twitter publizierte Tweets anzeigt. 
 

4. Wie können digitale Bildschirme mit traditionellem Papier interagieren, um Geschichten zu bereichern? Als Forscher und Dozent hat Etienne Mineur seine Studenten aufgefordert, Interaktionen zwischen Papier und Bildschirm zu kreieren. Eines der Resultate ist Once Upon a Tale, das auf iPad und Spielkarten gespielt wird und Elemente verschiedener Märchen miteinander vermischt. Was geschieht, wenn Rotkäppchen statt auf den Wolf auf Schneewittchen trifft? 
 

5. Wie können Apps die Story vertiefen? Fragen Sie sich manchmal, was in Ihrer Stadt vor sich geht, während Sie schlafen? Dieses transmediale iPad-Magazin ermöglicht durch Fotos, Artikel und dokumentarischen Kurzfilmen von insgesamt 56 Minuten über eine nächtliche Stadt einen Blick auf das üblicherweise im Dunkel Verborgene. 
 

6. Was bedeutet es für einen Zeitschriftenartikel, online zu gehen? Back in Black zielt darauf, den Status Quo digitaler redaktioneller Inhalte zu verändern, indem es einen Printartikel auf eine Weise neu kreiert, als wäre er online geboren. Indem der Prozess über eine blosse Übersetzung für ein digitales Medium hinausgeht, bietet er eine neue Form des Erzählens und des Dialogs durch eine interaktive Webseite.  
 

7. Was können uns digitale Werkzeuge über das Zeichnen lehren? Mit digitalem Stift und Papier lädt diese Installation dazu ein, den künstlerischen Skizzierprozess zu erforschen – samt Ton. Wenn man auf die Linien einer Zeichnung klickt, ertönen die Geräusche der Umgebung während des Zeichnungsprozesses. Oder man bekommt einen Soundtrack zu hören, der zu einem bestimmten Doodle komponiert wurde.


 

8. Müssen digitale Bücher die Erfahrung echter Bücher imitieren?  Woher kommt es, dass die meisten Tabletreader die Erfahrung, ein gedrucktes Buch zu lesen, kopieren – inklusive dem Geräusch umblätternder Seiten? Book Tales hinterfragt diesen Ansatz mit Humor, Kritik und Poesie anhand einer Reihe von Kunstwerken für mobile Bildschirme, die mit der Programmiersprache Mobilizing kreiert wurden. Ein Tableau namens Faust besteht aus einem Buch, das sich kaum öffnen lässt, egal, wie sehr man sich auf dem Touchscreen bemüht.
 

9. Können digitale Werkzeuge Ko-Kreation verbessern? Der Leser erkundet eine verwinkelte Polarforschungsstation durch das Tagebuch eines Forschers und eine digitale Erfahrung, in welcher die Entscheidungen des Lesers den Verlauf der Geschichte beeinflussen. So verändert etwa die Wahl eines bestimmten Raums den Weg des Protagonisten.

*Mitarbeit: Melanie Picard und Ramona Krucker. Bilder: Myleen Hollero.