Es ist die lange befürchtete Attacke des grössten sozialen Netzwerks auf Portale wie LinkedIn und Jobs.ch. Facebook kündigte gestern in einer Mitteilung an, seine Jobsuchfunktion, die bisher nur in den USA und Kanada freigeschaltet ist, in weiteren 40 Ländern auszurollen. Zu diesen 40 Ländern gehört auch die Schweiz. Darauf lässt eine Mitteilung des sozialen Netzwerks an Schweizer Firmen schliessen, die der Handelszeitung vorliegt.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

«Businesses such as yours in Switzerland will be able to post job openings, and future employees will be able to easily find and apply to these posts», heisst es darin. Firmen in der Schweiz können also schon bald offene Stellen auf Facebook ausschreiben und Kandidaten können sich über Facebook Jobs auch direkt bewerben. Die Stellen sind auf der Webseite der suchenden Firma, der Seite facebook.com/jobs und dem sogenannten Marketplace von Facebook verfügbar.

Kommunikation mit Bewerbern über Facebook

Facebook-Sprecher Stefan Meister sagt dazu: «Aktuell können wir dazu keine Aussage treffen.» Es gäbe noch keinen Zeitrahmen für den Rollout des Produkts in Europa.

In der Mail an Schweizer Firmen wird der Internetkonzern dann aber durchaus auskunftfreudig: Facebook erklärt, dass es viel mehr sein will, als eine reine Sammlung von offenen Jobanzeigen. «Firmen können mit Bewerbern kommunizieren, etwa Gesprächstermine abmachen und Reminder verschicken.» Der Bewerbungsprozess sei besonders auf kleinere und mittelgrosse Firmen zugeschnitten, die keine so aufwändigen Bewerbungsprozesse haben wie ein Grosskonzern. Feedback der Firmen auf die neuen Funktionen sei erwünscht.

LinkedIn und Co. im Visier

Zwar ist der Einstieg von Facebook in den Markt der Online-Jobvermittlung schon länger bekannt. Mit dem konkreten Start entsteht für Anbieter in der Schweiz und weltweit aber ein starkes Gefahrenpotenzial. Abzuwarten bleibt, ob sich die Jobfunktion auf Facebook eher auf niedrig qualifizierte Jobs beschränkt, oder ob auch Stellen im mittleren und oberen Kader über die blauen Seiten vermittelt werden.

Facebooks Hinweise, dass auch die Interaktion mit dem Bewerber über seine Seite abgewickelt werden soll, ist zudem ein Generalangriff auf alle HR-Dienstleister, die den Recruitingprozess begleiten wollen. Der Markt der Personalvermittler ist in der Schweiz nämlich sehr gross. In den Sparten Temporärarbeit, Executive Search und Professional Search tummeln sich Hunderte Anbieter und drücken die Margen. Mit dem Einstieg von Facebook werden die Karten neu gemischt.

Stefan Mair
Stefan MairMehr erfahren