Fifa-Mediendirektor Walter De Gregorio ist gefordert. Seit der Weltfussballverband die Bundesanwaltschaft im Haus hatte, sieben Verbandsfunktionäre in Auslieferunghaft sitzen und Sepp Blatter den Rücktritt einreichte, mehr denn je zuvor. Sein Job ist ein stressiger, ohne Frage. Und doch: Ist die Höhe seines Gehaltes – und das anderer Fifa-Funktionäre – gerechtfertigt?

Jahrelang versprachen Sepp Blatter und De Gregorio mehr Transparenz im weltgrössten Sportverband. Eine Forderung war dabei die Offenlegung der Löhne und Boni der Sportfunktionäre, wie etwa SVP-Nationalrat Rino Büchel sie verlangte. Obwohl De Gregorio auch schon meinte, die ehemals verschlossene Auster Fifa hätte sich inzwischen geöffnet, hat sich wenig bei dem Thema getan.

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IOC sparsamer als Fifa

Die Löhne im einzelnen lassen sich also schwer nachvollziehen. Doch ein Blick in den Finanzbericht der Fifa verrät, dass die Ausgaben für Gehälter und Boni ansteigen. In der Jahresrechnung 2012 machten die Lohnkosten des Weltfussballverbandes 75,9 Millionen US-Dollar aus. Die Fifa beschäftigte damals 412 Mitarbeiter, was pro Kopf im Durchschnitt 184'361 Dollar Lohnausgaben bedeutet hätte. Inzwischen sind die Lohnkosten weiter gestiegen, ebenso der Personalbestand auf heute 88,5 Millionen Dollar bei 474 Mitarbeitern.

Das Olympische Komitee IOC in Lausanne ist im Vergleich geradezu bescheiden: Im Jahr 2012 senkte es die Personalkosten gemäss dem Finanzbericht 2012 von 64,2 Millionen US-Dollar auf 61,9 Millionen Dollar – geteilt durch 355 Vollzeitstellen ergab dies einen Durchschnittslohn von 174'633 US-Dollar.

361'500 Franken Nettoeinkommen

Obwohl die Löhne und Boni der Fifa-Funktionäre weiterhin ein gutgehütetes Geheimnis sind, zeigen die Steuerakten von Fifas Medienchef Walter De Gregorio, um welche Dimensionen es geht. Er versteuert im Jahr 2012 (aktuellste verfügbare Daten), seinem ersten ganzen Jahr als Fifas «Direktor Kommunikation», 361'500 Franken Nettoeinkommen, die Daten liegen handelszeitung.ch vor.

Das steuerbare Nettoeinkommen setzt sich vor allem aus dem Bruttolohn zusammen, der vor Abzügen höher ist. Dieser wäre also höher gewesen als 361'500 Franken. Für die Steuerperiode 2013 schätzten die Beamten De Gregorios Einkommen provisorisch auf 342'000 Franken ein. Die Fifa und ihr Medienchef nahmen gegenüber mehreren Anfragen von handelszeitung.ch dazu nicht Stellung.

Regierungsräte und Bankchefs bekommen weniger

Laut diesen Zahlen hätte der Mediensprecher 2012 netto mehr Einkommen gehabt als die Chefredaktoren von «Blick» oder «Tages-Anzeiger» brutto. Das zeigt der Vergleich mit der Lohnliste von Ex-Blick-Chefredaktor Sascha Wigdorovits, die allerdings unbestätigte Daten enthält. Auch CEOs von Banken hätte er hinter sich gelassen, etwa Marianne Wildi von der Hypothekarbank Lenzburg (Lohn: 318'000 Franken, Geschäftsbericht 2012) oder Bertrand Valley von der Jurassischen Kantonalbank (306'000 Franken, Geschäftsbericht 2012).

Die Stadtpräsidentin von Zürich, Corinne Mauch, hätte gegen De Gregorio ebenfalls keinen Stich gehabt: Sie kassierte im Geschäftsjahr 2012 269'500 Franken. Selbst die bestverdienenden Regierungsräte der Schweiz wären nicht an diesen Lohn herangekommen: Zürich zahlt für die Posten um die 330'000 Franken pro Jahr.

Fifa verteilt immer mehr Boni

Neben den Löhnen schüttet die Fifa jedes Jahr auch Boni aus. Diese «Leistungen an leitende Organe» gehen an die Direktion und Mitglieder des Exekutivkomitees und der Finanzkommission. Wie es bei De Gregorio steht, ist nicht gesichert – aber möglich, dass auch er davon profitiert.

Laut Finanzbericht beliefen sich diese Leistungen 2012 insgesamt auf 33,5 Millionen Dollar. 2014 schwoll dieser Betrag bereits auf 39,7 Millionen Dollar an. Die Verteilung dieser Gelder ist geheim, aber es gibt ein Indiz. Die Summe gehe an etwa 35 Personen, sagte Ex-Fifa-Pressechef Guido Tognioni. Das würde sich lohnen: Es entspräche einem Durchschnittsbonus von 1,13 Millionen US-Dollar.