Damit ist endlich klar: Stur und einzig auf ihr Resultat fixiert sind die wenigsten Golfer – und wahrscheinlich noch weniger Golferinnen. Den meisten, die sich dem Freizeitvergnügen mit dem verflixten kleinen, 45 Gramm schweren Ball und den maximal 14 Schlägern im Golfbag verschrieben haben, geht es um den sportlichen Plausch draussen an der frischen Luft. Zu diesem Schluss kommt eine empirische Studie der Strategieberatung Advant Planning, Frankfurt/Wiesbaden. Auch wenn die Marktforschung 1000 Golfinteressierte in Deutschland abfragte, darf angenommen werden, dass die Werte für die Schweiz ähnlich ausfallen. Abgesehen von der Gesamtzahl der in Klubs organisierten Golfer und Golferinnen (637 000 in Deutschland gegenüber 87 260 in der Schweiz) gibt es nördlich und südlich des Rheins kaum markante Unterschiede.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Entscheidend für Zukunft einzelner Klubs

Mithilfe eines multivariaten Verfahrens identifizierte Advant Planning vier unterschiedliche Spielertypen: Den extrem leistungsorientierten Performer, den Ambitionierten, den Geniesser und den Individualisten (siehe Grafik unten). Als relevante Unterscheidungsmerkmale wurden die Spielintensität, die Freizeit- und Leistungsorientierung, die Zahl der Turnierteilnahmen sowie – eher als «weicher Faktor» – die Stimmung nach einem gespielten Turnier berücksichtigt. «Die vier dominierenden Stereotypen treten bei den Golfklubs in unterschiedlicher Häufigkeit auf», so Nikolaus Peltzer, der Geschäftsführer der ebenfalls in die Befragung involvierten Deutschen Golf Sport GmbH (DGS).

Die breite Basis bilden die Geniesser und die Ambitionierten. Über alle Aktiven hinweg ordnen sich 65 Prozent diesen beiden Gruppierungen zu. Oder anders ausgedrückt: Zwei von drei Golfern sind weit weg von «vergifteten» Freizeitsportlern, wie man diese aus anderen Disziplinen – wie etwa Radsport oder Running – kennt. Anderseits ist jedoch für die Klubs, die Hersteller von Golfartikeln, die Reise- und Tourismusbranche und nicht zuletzt die Sponsoren von Turnieren (siehe auch Seite 9) die kleine Gruppe der Performer, also der extrem Angefressenen, von besonderer Bedeutung. Sie sind es, die sich regelmässig mit neuem Material eindecken. In der Schweiz gehen Golf-Discounter wie -Fachhändler gemäss «Handelszeitung»-Schätzungen davon aus, dass im Durchschnitt jährlich für etwas mehr als 70 Millionen Franken Equipment und Verbrauchsmaterial (Bälle) gekauft sowie für Golfreisen mehr als 20 Millionen Franken ausgegeben werden. «Als treuem Turnierteilnehmer und Käufer von hochwertigem Golfequipment mit einer aufgeschlossenen Einstellung gegenüber Sponsoren kommt dem performance-orientierten Golfer eine nicht zu unterschätzende kommunikative und vertriebliche Relevanz zu», bestätigt deshalb Advant-Planning-Geschäftsführer Hendrik Fischer. Für den einzelnen Klub ist es entscheidend, einen respektablen Anteil Performer in seinen Mitgliedlisten zu wissen. Denn die Vielspieler jeglichen Alters sind es, die letztlich regelmässig für Umsatz und damit Ertrag besorgt sind. Ihr Verhalten kann schon mal über die weitere Zukunft eines Klubs bestimmen. Nicht wenige Vereine brauchen die nächste Golfer-Generation, um die hohen Betriebs- und Unterhaltskosten finanziell für weitere Jahre abzusichern.

Parallel zum Spielertypus fragte die Studie nach dem Image des Golfsports. Auch hier dürfte sich die Schweiz kaum von den Meinungen in Deutschland unterscheiden. Golf gelte als kosten- und zeitintensive Sportart mit einem elitären Image. Stelle man die Wahrnehmung der Klubs jener der Bevölkerung gegenüber, so zeige sich allerdings, dass nicht Golf per se als elitär gilt, sondern vielmehr einzelne Klubs dieses exklusive und abgehobene Image pflegen, bilanziert die Befragung.

Wahrnehmung muss korrigiert werden

Selbst wenn sich die öffentliche Auffassung nicht mit der Eigendeklaration der Klubs deckt und die Vereine – auch in der Schweiz – überzeugt sind, das veraltete elitäre Image längst abgelegt zu haben, muss das Image weiter korrigiert werden. Es kann nicht sein, dass eine Minderheit von stark traditionalistischen Klubs das Ansehen einer Sportart prägt.

Neben den Klubs ist in der Schweiz die Association Suisse de Golf (ASG) gefordert. Ob allerdings der Dachverband des hiesigen Golfsports mit 98 autonomen und teils recht eigenständig agierenden Klubs im Rücken sich verstärkt dieser Aufgabe annehmen kann, muss zurzeit bezweifelt werden. Die ASG hat etwas gar viele Baustellen. Allen voran muss sie die Nachfolge von Geschäftsführer Christian Bohn (44) regeln; der Deutsche wechselt nach drei Jahren im ASG-Sekretariat in Epalinges – offiziell aus Gründen, um sich «beruflich weiterzuentwickeln» – wieder zurück in die Privatwirtschaft.

Ebenso aktuell ist die Baustelle Spitzensport (siehe Seite 4). Die Schweizer Herren sind am absoluten Tiefpunkt angelangt. Da kommt es gelegen, dass mit Paolo Quirici (46) ein erfahrener früherer Spitzenspieler als ASG-Sportdirektor das Heft in die Hand nimmt.